Der Aufschrei nach dem Katar Grand Prix der Formel 1 war groß. Lando Norris wurde wegen fehlendem Verlangsamen während doppelt gelber Flagge während den finalen Runden zu einer 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe verdonnert. Das spülte den McLaren-Piloten weit zurück. Einen Tag zuvor verlor Max Verstappen seine Pole nach einer Ein-Platz-Strafe. Dazu war es das erste Rennen von Rui Marques als neuem Rennleiter. Waren die Strafen gerechtfertigt? Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner sagt: Ja!

Danner: Auch Behinderung während Aufwärmrunde gefährlich

Fall Nummer 1: Die Ein-Platz-Strafe gegen Max Verstappen. Der Niederländer musste wegen einer Behinderung von George Russell während seiner Aufwärmrunde abgeben. Im Nachgang beschwerte sich Verstappen insbesondere über Russell selbst. Doch auch das Strafmaß sorgte für Aufsehen. Zuletzt gab es eine Ein-Platz-Strafe beim Toskana Grand Prix 2020 gegen Sergio Perez. Dieser verursachte im Training eine Kollision mit Kimi Raikkönen.

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"Die Tatsache, dass beide auf einer Aufwärmrunde waren, heißt ja noch lange nicht, dass der eine den anderen nicht behindert hat. Denn auch die Aufwärmrunde ist ganz entscheidend dafür, wie die schnelle Runde gelingt. Denn da muss man die Reifen auf Temperatur kriegen und so weiter. Da ist die Situation durchaus gefährlich gewesen", erklärt Danner.

"Deswegen ist die Strafe gegen Max absolut berechtigt. Auch was das Strafmaß anging, ich würde mal sagen, geht das völlig in Ordnung. Denn es war klar, dass ein Verstappen von der Linie, aus der Startausstellung schneller losfährt als alle anderen. Besonders wehgetan hat die Strafe also nicht", so Danner.

Der Fall Norris: Strafe zugunsten der Sicherheit richtig

Der zweite große Diskussionspunkt: Die Strafe gegen Lando Norris. Nachdem das Feld durch ein Safety Car zusammengestaucht wurde, sprach die FIA eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe gegen Norris aus. Das warf Norris bis ans Ende des Feldes zurück. Danner steht diesbezüglich voll auf Seiten der FIA und erinnert an den tödlichen Unfall von Jules Bianchi 2014.

"Das ist das, was man durch den Bianchi-Unfall in Suzuka gelernt hat. Bianchi hatte eine doppelt-gelbe-Flagge und hat praktisch nicht verlangsamt. Seit diesem Zeitpunkt ist die doppelt-gelbe-Flagge ein absolutes Tabu für Fahrer, die glauben, es geht auch so", erklärt Danner.

"Da braucht man nicht mehr diskutieren, ist es zu hart oder nicht zu hart. Die Stewards haben ja nach ihrem Strafenkatalog entschieden. Es gibt einen Strafenkatalog, da sind für die verschiedenen Vergehen Vorschläge drin. Man kann diese Strafe geben oder jene Strafe geben", so Danner.

Mit diesen konkreten Maßnahmen sollen aus Danners Sicht auch andere Piloten vorgewarnt werden. "So gesehen war diese drakonische Strafe absolut gerechtfertigt. Und es sollte den Fahrern auch für die Zukunft sagen, wenn hier doppelt-gelb ist, dann wird vom Gas gegangen, sonst geht es dir ganz genauso wie dem Norris."