Formel 1 Mexiko, Gewinner: Carlos Sainz
Eigentlich sollte es keinen sportlichen Grund geben, warum ein Carlos Sainz in dieser Form für die kommende Formel-1-Saison nicht in einem Top-Cockpit sitzt. Das Rennwochenende in Mexiko war eines aus der Kategorie '1 mit Sternchen'. Ohne, dass ich hier die vergangenen Leistungen des Spaniers schmälern will, aber bei seinen bisherigen vier Grand-Prix-Siegen gab es immer kleine Unterstützung von außen, die ihm den Weg zu Platz 1 erleichtert hatte: In Australien einen Verstappen-Defekt, in Singapur 2023 Schützenhilfe von Lando Norris oder in Silverstone 2022 die desolate Ferrari-Strategie auf der Garagenseite von Charles Leclerc. An diesem Wochenende in Mexiko gab es nichts von alledem. Sainz war einfach schneller. Schneller als sein Teamkollege Charles Leclerc, schneller als der vermeintlich sichere Polesetter Lando Norris (zumindest für den Großteil des Wochenendes) und schneller als der Rest des Feldes. Eine Pole-Runde reichte ihm nicht – sogar sein langsamerer Q3-Umlauf wäre für Startplatz 1 gut genug gewesen.
Formel 1 Mexiko, Gewinner: Lando Norris
Für den Sieg hat es in Mexiko zwar nicht gereicht. Aber der McLaren-Fahrer kann mit der Punkte-Ausbeute gegen Max Verstappen dennoch zufrieden sein. Wenn er in diesem Tempo weitermacht, wird es in Abu Dhabi noch richtig eng. Norris war am Rennsonntag der Reifere der beiden Titel-Kontrahenten. Seine vorsichtigere Herangehensweise im Zweikampf, die ihm öfters Kritik einbringt, hat sich im Duell gegen Verstappen diesmal bezahlt gemacht. Nerven zeigte er auch keine, während Teamkollege Oscar Piastri bewies, dass man auch im McLaren nicht von selbst zu einer Top-Position fährt. Vier Rennen vor Schluss darf Norris weiter vom WM-Titel träumen, zweite Plätze werden aber nicht immer reichen.
Formel 1 Mexiko, Gewinner: Kevin Magnussen
Das, was der Grand-Prix-Sieg für Carlos Sainz bei Ferrari war, war der siebte Platz für Kevin Magnussen bei Haas. Der Däne, der aller Voraussicht nach mit Saisonende die Formel 1 verlassen wird, hat auf seine alten Tage noch einmal ein Formhoch auf Lager. Nachdem ihm in Austin die verdienten Punkte durch eine strategische Fehlentscheidung gestohlen wurden, belohnte er sich an diesem Wochenende mit seinem besten Saisonergebnis. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen machte er den Hülkenberg und krönte sich beide Male zum 'Best of the Rest'. Warum konnte er solche Leistungen nicht schon früher in dieser Saison regelmäßig zeigen?
Formel 1 Mexiko, Gewinner: Fernando Alonso
Gewinner nach P13 im Qualifying und Ausfall im Rennen? Wie ihr euch vielleicht denken könnt, geht es bei Fernando Alonsos Nennung in dieser Rubrik weniger um diesen Grand Prix an sich, sondern vielmehr um sein Jubiläum. 'El Matador' ist sozusagen Gewinner für sein (bisheriges) Lebenswerk. 400 Grands Prix! Diesen Meilenstein hat vor dem unermüdlichen Asturier noch niemand erreicht. Alonso kann mit Fug und Recht von sich behaupten, dass er zu den besten Rennfahrern der letzten Jahrzehnte gehört, wenn nicht sogar der F1-Geschichte generell. Aufgrund von schlechten Transferentscheidungen wird er es in den Rekordbüchern nie in die Sphären von Lewis Hamilton, Michael Schumacher und Co schaffen. Der Aston-Marrtin-Fahrer gehört zur eher seltenen Spezies von Champion, die sich auch noch für einen zehnten Platz den Arsch aufreißen und um egal welche Position genauso leidenschaftlich kämpfen, als gehe es um einen dritten WM-Titel. Bis 2026 hat der 43-Jährige noch Vertrag in Silverstone. Also genug Zeit, um viele F1-Punkte zu sammeln und das sportliche Ergebnis des Mexiko-GPs 2024 zu vergessen.
Formel 1 Mexiko, Verlierer: Max Verstappen
Super-Max zeigte sich in Mexiko mal wieder von seiner schlechtesten Seite. Sein kompromissloses und umstrittenes Manöver in Austin mag noch unter die Kategorie 'Fragwürdig, aber am Limit', gefallen sein. In Mexiko war er eindeutig darüber. Kurve 4 war eine Sache, es ist in der Formel 1 keine Seltenheit, dass man einem anderen Fahrer mal außen nicht mehr genügend Platz lässt - auch wenn das nicht immer so konsequent bestraft wird, wie es vielleicht sollte. Aber die Attacke in Kurve 8 ging weit über ein einfaches "Strecke mit Vorteil verlassen", hinaus. Max Verstappen hatte niemals die Chance, die Kurve zu erwischen und nahm dabei billigend ein Unfallrisiko in Kauf, falls Lando Norris nicht früh genug die Lenkung aufgemacht hätte. Es hat einen guten Grund, dass die 170-Km/h-Kurve keine klassische Überholstelle ist. Kein Wunder, dass die Stewards hart durchgriffen.
Formel 1 Mexiko, Verlierer: Sergio Perez
Bei Red Bull war an diesem Wochenende der Wurm drin. Dass die Pace des RB20 im Spitzenkampf nicht viel hergab, bewies ja bereits Verstappen. Aber der Niederländer befand sich zumindest zeitweise in diesem Kampf. Nicht so Sergio Perez, der schon über den Brasilien-GP hinaus keine Cockpit-Garantie mehr hat. Schlimmer hätte es vor Heimpublikum nicht laufen können. Zuerst flog Perez im hohen Bogen schon in Q1 raus, dann stellte er sich außerhalb seiner Startbox auf und zu guter Letzt verheizte er sich komplett im Zweikampf mit seinem potenziellen Nachfolger Liam Lawson. Ob er nach so einem Rennen – und vor allem nach solchen fragwürdigen Bremsmanövern – der Richtige ist, um dem Racing-Bull-Pilot zu maßregeln, darf man getrost hinterfragen. Da war auch sehr viel Frust dabei.
Formel 1 Mexiko, Verlierer: Liam Lawson
Zu einem Streit gehören immer zwei. Und auch wenn Perez sich im Duell mit Liam Lawson nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat, spricht das den Neuseeländer nicht von allen Anschuldigungen frei. Mittelfinger aus dem Cockpit muss nicht sein, ist aber aus der Emotion heraus noch halb so wild. Ob man sich in einen Zweikampf gegen einen offensichtlich überlegenen Angreifer so reinhängen muss, sollte Lawson mal hinterfragen. Was ihm bitter zu stehen kommen könnte, ist das Urteil von Dr. Helmut Marko. Der Red-Bull-Motorsportberater sah in Lawson den Hauptschuldigen für das Gemetzel zwischen der (Noch)-Nummer-2 bei Red Bull und dessen potenziellem Nachfolger und Marko hat bekanntermaßen ein gewichtiges Wörtchen bei der Fahrerwahl mitzureden. Letzte Woche war es Alonso, diese Woche Perez. Vielleicht übertreibt es Lawson ein bisschen in seinem Bestreben, alle beeindrucken zu wollen.
Formel 1 Mexiko, Verlierer: Oscar Piastri
Gerne wird Oscar Piastri als der nächste McLaren-Superstart gehandelt, der Lando Norris den Rang ablaufen könnte. Vor allem nach seinem beeindruckenden Sieg in Baku wurde diese These häufig geäußert. Doch Rennwochenenden wie in Mexiko erinnern daran, dass der Australier sich völlig zurecht im Gegensatz zu seinem Teamkollegen nicht im Titelkampf befindet. Den Sargnagel versenkte er bereits im Q1 in Mexiko mit seinen misslungenen Soft-Runden. Von da an war die Messe eigentlich gelesen und es ging nur noch darum, ein paar magere Pünktchen zu retten. Das gelang ihm immerhin, und zwar ohne sich perezesk im Mittelfeld zu verkeilen. Dennoch dauerte es zu Rennbeginn relativ lange, bis er damit begann, Plätze gutzumachen. Magnussen und Verstappen wären bei einem perfekten Rennverlauf für ihn wohl noch schlagbar gewesen.
Formel 1 Mexiko, Verlierer: Yuki Tsunoda
Yuki Tsunoda könnte einem eigentlich fast leidtun. Länger als alle anderen Red-Bull-Aspiranten musste er sich um eine Chance im RB20 bemühen. Durch seine Teilnahme am Reifen-/ und Rookietest, bekommt er seine erste Ausfahrt im schnelleren Schwesterauto. Doch im Anschluss an diese Ankündigung am Freitag betrieb der Japaner die beste Anti-Werbung, die man sich vorstellen kann. Im Qualifying baute er seinen VCARB-01 im schlechtestmöglichen Moment in die Wand ein und sorgte damit nicht nur für sein eigenes Aus und das seines Teamkollegen, sondern besiegelte eine doppelte Q3-Teilnahme von Haas. Im Rennen nahm er sich mit einem optimistischen Manöver schon vor Kurve 1 aus der Verlosung. So wird das nichts mit dem Red-Bull-Cockpit.
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