Kein Team startete so gut in den vorletzten Tripleheader der Formel-1-Saison 2024 wie Ferrari. In Austin feierte Maranello einen Doppelerfolg, in Mexiko ging die Siegesserie kombiniert mit einem dritten Rang weiter. Dadurch zog die Scuderia in der Konstrukteursweltmeisterschaft an Red Bull vorbei und näherte sich auch McLaren, dem Gesamtführenden. Im Regen-Thriller von Brasilien wendete sich das Blatt für die Roten allerdings: Sie hatten mit Pace-Problemen und mehreren Unfällen zu kämpfen, am Ende blieb nur Schadensbegrenzung.
„Das war ein sehr langes und schwieriges Rennen“, resümierte Charles Leclerc. Auf den sechsten Startplatz folgte für ihn nach der Zieleinfahrt Rang fünf. „Das war etwas enttäuschend, weil wir Probleme hatten, das Auto bei diesen Bedingungen auf der Strecke zu halten, wegen der Art und Weise, wie wir es abgestimmt hatten.“ Ein Rückschlag im Vergleich zu den letzten beiden Rennen: „Wir waren einfach nicht schnell genug. Wir wussten, als wir hierherkamen, dass es ein sehr schwieriges Wochenende werden würde.“
Lichtblicke kann Leclerc dem Brasilien-GP dennoch abgewinnen: „Wir kamen vor beiden McLaren ins Ziel, was eine positive Überraschung war. Aus dem, was wir hatten, haben wir das Beste gemacht“, so der Monegasse. „Das hilft uns im Kampf um die Konstrukteursmeisterschaft.“
Dass Leclerc sogar vor Lando Norris ins Ziel kam, lag einerseits daran, dass sich der Brite beim Safety-Car-Restart verbremste und Leclerc vorbeigehen konnte. Im Gegensatz zum Qualifying und zur ersten Rennhälfte konnte der Monegasse das Tempo dann aber halbwegs mitgehen. Norris konnte Platz fünf nicht mehr zurückerobern.
Dabei sah es zwischenzeitlich richtig bitter für Leclerc aus. Er war es, der in Runde 24 als erster Pilot an die Box ging und sich für den wieder stärker werdenden Regen frische Intermediates abholte. Die Rechnung ging aber doppelt nicht auf: Zurück auf der Strecke, konnte er den Pace-Vorteil der frischen Reifen nicht nutzen, weil er im Verkehr rauskam. "Wir hatten die Zeit unterschätzt, die wir im Nassen in der Boxenein- und in der Boxenausfahrt verlieren", erklärt Leclerc. So fand er sich schließlich auf Rang 13 im Zweikampf mit Ferrari-Junior Oliver Bearman im Haas wieder.
Wenig später rief die Rennleitung auch noch eine VSC-Phase aus. Nun stoppte fast das gesamte Feld. Allerdings ist der Zeitverlust unter VSC-Bedingungen deutlich geringer. Glück im Unglück: Wiederum wenig später wurde das Rennen erst mit einer Safety-Car-Phase neutralisiert und schließlich sogar mit Rot unterbrochen.
Carlos Sainz: Bitteres Tief nach Mexiko-Hoch
Was Ferrari im Kampf um den ersten Titel seit 2008 nicht helfen dürfte, war ein schwieriges Wochenende für Carlos Sainz. Auf einem respektablen fünften Platz im Sprint folgte ein schwieriger Sonntag für den Spanier. Das Qualifying, das auf Grund von Wetterkapriolen auf den Grand-Prix-Tag verlegt wurde, beendete er nach einem Unfall in Q2 verfrüht.
Weil Sainz ohnehin nur von Platz 13 aus ins Rennen gegangen wäre, nutzte Ferrari die Gelegenheit und baute eine komplett neue Power Unit ein. Möglicherweise wäre der Einsatz eines zusätzlichen Motors in diesem Jahr ohnehin noch nötig gewesen. Dann hätte Sainz eine Strafversetzung in der Startaufstellung kassiert. Weil der Wechsel unter Parc-ferme-Bedingungen stattfand, musste er aus der Boxengasse hinterherstarten.
Beim Chaosrennen unter schwierigen Bedingungen kam es in Runde 39 zum zweiten Ausrutscher von Sainz: Vor Kurve acht verlor er das Heck seines SF-24 beim Anbremsen und schlug in die Streckenbegrenzungen ein.
„Das ist definitiv ein Sonntag zum Vergessen für mich“, zog er Bilanz. „Ich war eigentlich immer ein guter Regenfahrer, aber ich hatte dieses Jahr mit dem Auto im Nassen Probleme und hatte heute auch nicht das richtige Gefühl.“ Er konkretisierte: „Ich hatte zwei Unfälle, die ich nicht sehr gut erklären kann. Ich habe probiert, zu pushen und ein paar Positionen gutzumachen, und es hat sich nicht bezahlt gemacht.“
Nach dem Abflug sorgte eine weitere Szene um den Mexiko-Sieger für Aufsehen und setzte seinem harten Wochenende die Krone auf. Marshalls rückten an, um den verunfallten Ferrari zu bergen, doch der 30-Jährige nahm die Fahrt wieder auf. Große Verwirrung, nachdem er zwischenzeitlich das Lenkrad abmontiert hatte. Nach ein paar Metern kehrte er wieder um und stellte final ab.
Die Ursache seiner Weiterfahrt: Ferrari dachte, dass das Auto weiterfahren könne und setzte den Spanier darüber in Kenntnis (wie es im offiziellen Dokument der FIA heißt). Sainz habe von den Bergungsversuchen nichts mitbekommen und kam daher mit einer Verwarnung davon.
Formel-1-Konstrukteurstitel für Ferrari noch in Reichweite?
„Das war ein schwieriges Wochenende“, gab Fred Vasseur, Teamchef von Ferrari, zu verstehen. Sein Trostpflaster: „Den ganzen Triple-Header betrachtet, sind wir das Team, das die meisten Punkte eingefahren hat.“
Dabei leugnet er die Fehler seiner Mannschaft unter tosendem Regen von Sao Paulo nicht. „Bei beiden Fahrern war das Timing der Boxenstopps nicht das Beste. Generell hatten wir viele Probleme mit der Pace und damit, die Reifen nach jedem Restart auf die richtige Temperatur zu bekommen.“ Vasseurs Einstellung für die letzten Rennen, nachdem der Rückstand zu McLaren nun 36 Punkte beträgt: „Wir werden unser Bestes tun, um den Kampf bis Abu Dhabi offenzuhalten.“
Das Regenrennen in Sao Paulo bereitete nicht nur im Hause Ferrari Gesprächsstoff. Zahlreiche Zwischenfälle, ein Startchaos sondergleichen und unstetes Wetter sorgten für ein Grand-Prix-Spektakel par excellence. Bei so vielen Ereignissen, ist es leicht, den Überblick zu verlieren. Zum Glück erklärt euch Christian in diesem Video alles, was ihr über das Rennen wissen müsst. Gleich mal reinschauen:
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