Max Verstappen war in der abgelaufenen Woche Zielscheibe für viel Kritik in der Formel 1, nachdem er sich in Austin mit einem zweifelhaften Manöver gegen Lando Norris zur Wehr setzte, für das schließlich nicht er, sondern der Brite bestraft wurde. In den sieben Tagen seit damals wurde viel diskutiert, bis zum Katar-GP sollen die Driving Standard Guidelines angepasst werden.

Anstatt in Mexiko mit seiner aggressiven Fahrweise einen Gang zurückzuschalten, setzte Verstappen dort sogar einen drauf und bekam mit einer doppelten Strafe der Rennkommissare die Rechnung dafür präsentiert. Zunächst hatte er Norris bei einem Überholversuch in Turn 4 von der Strecke gedrückt und vier Kurven später erneut – diesmal ohne irgendeine Chance, die Kurve zu schaffen.

Marko zu Verstappen-Strafe: F1-Stewards wollten ein Exempel statuieren

Nicht nur für die Formel-1-Stewards, die Verstappen mit einer Strafe von 20 Sekunden belegten, war das zu viel des Guten. Auch Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko – ein enger Vertrauter des F1-Weltmeisters – zeigte Verständnis für die Strafe, wenn auch nicht für deren Ausmaß.

Im ORF-Interview sagte der Grazer: "Die Strafe ist bis zu einem gewissen Grad berechtigt, aber zweimal zehn Sekunden war sicher mehr als das Maximum, das notwendig ist." Marko glaubt, dass es bei dem Strafmaß um mehr ging als nur um die beiden Aktionen beim Rennen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez: "Ich glaube, dass es eine Reaktion auf die Vorfälle in Austin war."

"Es gab viele Diskussionen seitdem und Max hat ein Image, dass er ein sehr harter Fahrer ist. Also vielleicht wollten sie ein Exempel statuieren", so Marko. Verstappen selbst gab sich nach dem Rennen gefasst und wollte nicht zu viele Worte über die Zwischenfälle verlieren. "20 Sekunden ist ziemlich viel, aber ich werde mich nicht darüber herumheulen. Ich möchte meine Meinung dazu im Moment nicht teilen."

Max Verstappen im Red Bull vor Lando Norris im McLaren
Verstappen vor Norris: Hier war die Welt für den WM-Leader noch in Ordnung, Foto: LAT Images

Max Verstappen: Strafen sind nicht das Problem, die Red-Bull-Pace ist es

"Ich hatte das Gefühl, dass [der Zwischenfall in] Kurve 4 ein bisschen ein größeres Fragezeichen war. Kurve 8 ist, was es ist", deutete Verstappen ein teilweises Schuldeingeständnis an. Die Datenanalyse zeigt, dass Verstappen im schnellen Turn 8 beinahe 15 Meter später verlangsamte als noch in der Runde zuvor. Mit so viel Überschuss hatte er nicht den Hauch einer Chance, jene Kurve zu schaffen, in der er Norris mit in die Auslaufzone nahm.

Die Strafen scheint er schnell verdaut zu haben, einen anderen Aspekt jedoch weniger. "Das [die Bestrafung; d. Red] ist nicht mein Problem. Das Problem ist, dass wir zu langsam sind. Deshalb gerate ich in derartige Situationen. Das ist mein Problem", ärgerte er sich. Nachdem er am Start die Führung übernommen hatte, war er schnell von Sainz eingeholt und überholt worden. Nach dem Zweikampf mit Norris knickten schon in Runde 15 die Soft-Reifen ein. Im zweiten Stint auf den Hards war Verstappen ebenso hilflos und performte auf Haas-Niveau. So hatte er keine Chance auf ein Top-5-Resultat.

"Ich konnte zwar auf Platz 6 zurückkommen. Aber ich konnte nicht einmal mit den Mercedes vor mir kämpfen. Ich hatte keinen Grip, rutschte viel und ich konnte nicht bremsen. Es war sehr hart", führte Verstappen aus. Probleme, die ein bisschen mit Ansage kamen. Denn aufgrund eines Motor-Gebrechens verpasste Verstappen beinahe das komplette Freitags-Training. Das bedeutet, dass es keine Longruns gab, und der Niederländer blind ins Rennen ging.

Red Bull-Fahrer Max Verstappen
Motor-Probleme, schlechte Pace und Strafen: Für Verstappen ging in Mexiko alles daneben, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Red Bull vor Motorwechsel in Brasilien?

Doch das war noch nicht alles. Red Bull stellte auch fest, dass Verstappen viel Leistung fehlte. Infolge der Freitags-Probleme wurde ein neuer Verbrennungsmotor verbaut, der eigentlich nicht mehr für den Renneinsatz vorgesehen gewesen war und - wie sich am Sonntag zeigte - das aus gutem Grund.

Beim nächsten Formel-1-Wochenende in Brasilien könnte es deshalb noch dicker kommen. Wie Marko verriet, droht nämlich auch noch ein Motorwechsel: "Je älter der Motor, desto mehr lässt die Leistung nach. Die Strafe von fünf Plätzen wäre in Brasilien nicht so krass. Da kannst du überholen. Wir haben gesehen, dass uns auf der Geraden teilweise drei bis acht Km/h gefehlt haben."

Für Marko ist jedenfalls klar: "Solche Rennen dürfen wir uns nicht mehr leisten. Aber hier ist alles schiefgelaufen. Das hat mit dem Freitag angefangen." Hoffnung macht dem Österreicher der verbleibende Formel-1-Rennkalender: "Es stimmt uns positiv, dass wir derzeit in langsamen Kurven vor allem gegen McLaren und gegen Ferrari deutlich verlieren. Aber in Katar und Las Vegas sollte das besser sein, wenn wir normale Abstimmungszeiten haben. Dann sind wir nicht so weit von den Führenden weg, wie es diesmal der Fall war."