Für Alpine wird das Formel-1-Wochenende in Baku inzwischen schon fast im Stundentakt schlimmer. Esteban Ocons Aserbaidschan-GP ist schon seit dem ersten Training ein Problemfall, ein Crash im Qualifying überraschte ihn selbst da schon nicht mehr. Vier Stunden später gesellte sich Teamkollege Pierre Gasly mit einer Disqualifikation zu ihm ans Ende des Feldes. Sein Renault-Motor überschritt die Benzin-Durchflussbeschränkung.

Eigentlich hatte Gasly überraschend gut ausgesehen: "Wir hatten nach den Trainings mit den Plätzen 17 und 18 gerechnet, das ganze Wochenende hatten wir massive Probleme." Ein 13. Startplatz sorgte unmittelbar nach dem Qualifying für geradezu gute Laune: "Das hat alle Erwartungen übertroffen." Und auch die Rennpace sei besser.

Doch nur wenige Minuten nach diesem Interview kam Post vom Technischen Delegierten der FIA. Um 16:38:54 Uhr Ortszeit, auf seiner letzten gezeiteten Q2-Runde (mit der er den 13. Platz fixierte), war in Gaslys Renault-Motor ein zu hoher Benzin-Durchfluss gemessen worden. Seit Einführung der Hybrid-Motoren 2014 ist die Durchfluss-Menge beschränkt. Nie darf sie über 100 Kilogramm pro Stunde liegen.

Gasly-Alpine überschreitet Benzin-Limit: Team ortet Defekt

Alpine wurde zu den Stewards zitiert, aber die Disqualifikation ist bei so einem Verstoß gegen das Technische Reglement eigentlich bloß Formsache. Alpine zweifelte die Messung gar nicht an, sondern verwies auf einen unerwarteten und nur kurz eintretenden technischen Fehler, der nur sehr kurzfristig die Durchflussmenge über das Limit steigen ließ.

Trotzdem hoffte Alpine noch auf mildernde Umstände. Man führte ins Feld, dass der Fehler insgesamt sogar Rundenzeit kostete. Außerdem verwies man darauf, wie selten in der Formel 1 solche Vergehen vorkommen - es sei also ohne Zweifel keine absichtliche Strategie, und der Durchfluss stieg lediglich über die Sicherheitsmarge.

Tatsächlich muss man bis zum USA-GP 2018 zurückblättern, um den letzten Fall zu finden. So oder so ist Spielraum durch das Regelwerk in so einem Fall nicht gegeben, und die Stewards bestätigten letztendlich die Disqualifikation. Gasly darf das Rennen starten - vom letzten Platz. Hinter Teamkollege Esteban Ocon. Ausgerechnet der war übrigens 2018 in den USA wegen diesem Verstoß disqualifiziert worden.

Esteban Ocons Desaster-Wochenende dauert schon seit Freitag

In Baku 2024 ist Ocon auch ohne Disqualifikation bedient. Es begann mit einem MGU-H-Problem im 1. Training, welches einen Wechsel auf einen älteren Motor erforderte. Am Samstag ging es mit einem Schaden der Benzinpumpe weiter, die musste im 3. Training getauscht werden. Mit nur 28 Runden startete Ocon ins Qualifying.

Alpine-Fahrer Esteban Ocon
Esteban Ocons Baku-Wochenende ist bislang ein einziges Desaster, Foto: LAT Images

"Ein Wochenende, in dem du wirklich kein Selbstvertrauen oder ein Setup aufbauen kannst", klagt Ocon. Auf seiner letzten Q1-Runde war er schon deutlich schneller als auf den vorangegangenen Versuchen: "Aber es war zum ersten Mal, dass ich die Limits auf der Bremse und so angefangen habe zu pushen." Am Ausgang von Kurve 4 touchierte er mit dem Hinterreifen die Wand, und der Reifen ging kaputt.

Damit ist Alpines Werk vollendet, die Startplätze 18 und 20 sind fix. "Das Auto schien sich in jeder Runde zu verbessern, und die Rennpace schien in den Longruns vielversprechender", sucht der neue Teamchef Oliver Oakes nach Licht am Ende des Tunnels. Aber: "Es wird von diesen Plätzen aus ein hartes Rennen."

Ocon konnte nach seinem Mauerkontakt noch zurück an die Box schleichen. Dabei löste er jedoch zum für Lando Norris ungünstigsten Zeitpunkt eine gelbe Flagge aus. Warum McLaren deshalb auf die FIA sauer ist, wird hier erklärt: