Für Williams lief das Formel-1-Qualifying in Baku sportlich erfolgreich ab: Beide Piloten schafften es auf der Highspeed-Stadtstrecke in Q3. Bei Alex Albon war das keine echte Überraschung, mit einer Q3-Teilnahme von Franco Colapinto hingegen hätte wohl kaum jemand gerechnet. Doch der gute Williams-Nachmittag wurde von einer kuriosen Szene überschattet, die der Formel 1 wohl noch deutlich länger in Erinnerung bleiben wird.

Denn als Albon auf seinem letzten Run in Q3 auf die Strecke ausrückte, tat er das in Begleitung eines gelben Utensils, das hinter seinem Kopf aus der Airbox ragte. McLaren-Fahrer Oscar Piastri fiel es als erstes auf: "Der Williams hat den Airbox-Lüfter noch drinnen." Das F1-Team aus Grove hatte tatsächlich vergessen, die Kühlung zu entfernen, die standardmäßig zwischen den Sessions auf die Airbox montiert wird. Diese versorgt das Auto mithilfe von Trockeneis mit gekühlter Luft und sorgt so mangels Fahrtwind dafür, dass der Bolide nicht überhitzt.

So versuchte Alex Albon sein Qualifying zu retten

Auch Williams fiel ihr Fauxpas bei der Ausfahrt aus der Boxengasse aus. Albon parkte seinen Boliden innen am Streckenrand zwischen Kurve 1 und 2 und nahm das Problem selbst in die Hand. Zunächst wollte er den Lüfter an einen Strecken-Marshall übergeben, wurde dann aber vom Team angewiesen, es auf eine andere Art zu entsorgen: "Du kannst es packen und zu dem Marshall werfen, aber lass ihn nicht das Auto berühren."

Der Grund für diese Ansage: Ein gestrandetes Fahrzeug darf keine externe Hilfe – etwa durch Streckenposten – beanspruchen. Falls ein Marshall den Trockeneis-Kühler entfernt hätte, oder Albon dabei geholfen hätte, dann wäre die Session für ihn vorbei gewesen. Albon löste das Problem letztendlich noch einfacher: Er warf den Airbox-Ventilator einfach aus dem stehenden Auto und setzte seine Fahrt fort.

Letztendlich hatte die gesamte Aktion aber zu lange gedauert. Albon überquerte auf seiner Out-Lap die Ziellinie wenige Sekunden nach Ablauf der Zeit und so musste er unverrichteter Dinge wieder seinen Weg zurück an die Box antreten. Nach der Session stellte sich der Thailänder nach dem Patzer seines Teams schützend vor seine Crew. "Jeder versucht sein Bestes und wir haben dabei einen Fehler gemacht."

"Wir hatten Eile, um mit gutem Windschatten auf die Strecke zu kommen, so wie das immer hier der Fall ist", erklärte er. "Ich bin mir sicher, dass sich jeder selbst dafür Vorwürfe macht, aber es kann mal passieren und uns unterlaufen solche Sachen relativ selten. Da ist es mir lieber, wenn es in Q3 passiert als in Q1 oder Q2", führte Albon aus.

Williams erhält 5000 Euro Geldstrafe

Von Startplatz 10 aus ist damit noch alles drinnen. Auch wenn Albon nach dem Qualifying noch länger um diese Position zittern musste, da der Vorfall untersucht wurde. Die Stewards verzichteten aber auf eine sportliche Bestrafung und verurteilten stattdessen das Team zu einer Geldstrafe von 5000 Euro.

Dank des Fauxpas' der Williams-Crew konnte Franco Colapinto in seinem zweiten Formel-1-Qualifying seinen ersten teaminternen Sieg verzeichnen. Der Argentinier sagte zum ersten Q3-Einzug seiner Karriere: "Ich denke, dass ich mich nach meinem Fehler in FP1 gut zurückgekämpft habe. Das Team ist glücklich damit und ich habe das Gefühl, dass ich auf jeder Runde gut performt habe."

Probleme verursachten bei dem Nachwuchsfahrer, der beim Formel-1-GP in Monza sein Debüt gefeiert hatte, vor allem die Hinterreifen, die er seiner eigenen Aussage nach nicht bis zum Ende der Runde am Leben erhalten konnte. Von Startplatz 9 aus kann er sich am Rennsonntag in Baku realistische Hoffnung auf seine ersten F1-Punkte machen.