Neben Charles Leclerc hat in Monza auch ein weiterer Fahrer für Aufsehen gesorgt: Kevin Magnussen - mal wieder! In der 18. Runde des Rennens kollidierte er mit Pierre Gasly bei dem Versuch, diesen auf der Innenbahn hin zu Kurve 4 zu überholen. Durch blockierende Räder des Dänen kam es dann zum Kontakt. Beide kamen von der Strecke ab, konnten das Rennen allerdings fortsetzen. Für diese Aktion erhielt der Haas-Fahrer eine 10-Sekunden-Zeitstrafe sowie zwei Strafpunkte. Da sein Punktekonto dadurch auf zwölf anwuchs, ist der Däne für das nächste Rennen in Baku gesperrt.

Ist die Strafe gegen den Haas-Piloten verhältnismäßig?

Über die Härte der Strafe wurde bereits viel diskutiert. "Ich glaube, wir sollten uns, was den Magnussen angeht, nicht zu sehr auf den Vorfall mit Gasly beziehen, denn der war in der Tat eigentlich wirklich nicht so schlimm“, sagte Formel-1-Experte Christian Danner in der Monza-Ausgabe des AvD Motorsport-Magazins. „Man hat so einen leichten Touch Mitleid mit Magnussen", so unser Experte weiter. "Dass es dann jetzt ein eher lächerliches Vergehen war, was das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ist natürlich irgendwie blöd."

Was die Strafe im Ganzen angeht, legt sich der Ex-F1-Fahrer fest: "Alles, was vorher war, kann man nicht wegdiskutieren. Vielleicht [ist] der Einzelfall nicht so ganz passend, aber in Summe ist das schon in Ordnung."

Magnussen ist im vergangenen Jahr immer wieder durch seine harte Fahrweise aufgefallen. Unter anderem schoss er in Jeddah über die Grenzen der Strecke hinaus, als er probierte, ein Boxenstoppfenster für seinen um Punkte mitfahrenden Teamkollegen zu öffnen. Weitere Zwischenfälle folgten in Shanghai und Miami. Durch solche Verhaltensweisen brockte er sich alle der zwölf Strafpunkte im Rahmen der bisherigen 16 Rennen dieser Saison ein.

Innerhalb des Fahrerlagers herrscht Unstimmigkeit über die Härte der Maßnahme. Pierre Gasly bezeichnet die Strafe als unfair und ist der Meinung, dass man sie zurücknehmen solle. Magnussen hingegen versteht die Verhältnismäßigkeit nicht: während Daniel Ricciardo für das Abdrängen von Nico Hülkenberg in Runde eins eine Fünf-Sekunden-Strafe erhielt, bekam der Däne für den thematisierten Vorfall zehn Strafsekunden aufgebrummt.

Haas-Pilot Nico Hülkenberg vor Teamkollege Kevin Magnussen
In Runde eins des Rennens wird Hülkenberg von Ricciardo vor der Variante Ascari aufs Gras gedrängt, Foto: LAT Images

Zu harsche Strafen in der Formel 1?

Die Strafe für Kevin Magnussen sorgte in den Reihen der Formel 1 aber noch aus einem anderen Grund für Kritik. Unter anderem wurde von Pierre Gasly auch noch bemängelt, dass nach dem Stand der Dinge kein anständiges Racing mehr möglich sei.

Diese Auffassung teilt Motorsport-Magazin.com -Experte Danner nicht: "Das geht sehr wohl." Man habe zwar ein Problem, dass alle Autos ungefähr gleich schnell sind, aber mit Divebombs könne man noch überholen. Divebombs sind besonders riskante Ausbremsmanöver, bei denen man eine Kollision in Kauf nimmt und darauf hofft, dass der andere Fahrer mitspielt und auf die Seite fährt. Wie man damit umgehen solle, so Danner im "AvD Motorsport-Magazin", müsse man aber diskutieren.

Darf Magnussen die F1-Saison 2024 nach der Sperre überhaupt zu Ende fahren?

Prädestiniert für den Sitz im Haas beim nächsten Grand Prix in Aserbaidschan scheint der Ferrari-Junior Oliver Bearman. Dieser ist schon für das zweite Cockpit neben Esteban Ocon beim US-amerikanischen Team im nächsten Jahr bestätigt. Die Frage, ob Haas den 19-jährigen Briten à la Williams für den Rest der Saison bei sich unterbringt, drängt sich klar auf.

"Man kann darüber nachdenken", meint Danner. Allerdings ist für ihn auch klar, dass Magnussen "weder zu langsam war noch zu viel geschrottet hat". Auch Nico Hülkenberg habe er sehr geholfen. Daher würde unser Experte nicht so entscheiden und Magnussen zu Ende fahren lassen. Trotzdem räumt er ein: "Was letztendlich Gene Haas entscheidet, der da das letzte Wort hat, weiß ich nicht."

Die Causa Magnussen ist nur eines von vielen Themen in unserer neusten Ausgabe des AvD Motorsport-Magazins. Worüber wir noch nach dem Rennen in Monza gesprochen haben, könnt ihr hier erfahren:

F1-Rennsperre für Kevin Magnussen! Ist die Strafe fair? (32:41 Min.)