Die Optionen auf dem Formel-1-Fahrermarkt schwinden. Nach den am Donnerstag in Österreich bekanntgegebenen Vertragsverlängerungen von Pierre Gasly und Lance Stroll sind zwei weitere Cockpits offiziell vom Tisch. Ungeklärt ist hingegen nach wie vor die Zukunft von Kevin Magnussen, dessen Vertrag bei Haas Ende des Jahres ausläuft.
"Ich bin ein Anwärter auf ein paar Sitze und das ist großartig", meint Magnussen im Hinblick auf seine aktuelle Rolle im Fahrerkarussell: "Es ist im Moment alles sehr offen und es gibt eine gute Chance, dass die etablierten Jungs sowieso am Ende einen Sitz erhalten." Magnussen bestreitet aktuell seine neunte Saison als Stammfahrer in der Formel 1 und davon seine siebte bei Haas.
Magnussen hadert mit Haas: Konstanz war nie da
"Es fühlt sich so an, als hätte sich das Potenzial an bestimmten Zeitpunkten immer gezeigt. Die Höhen waren sehr hoch", sagt Magnussen mit Verweis auf das US-amerikanische Team. "Es ist allerdings nie ein Podium dabei rumgekommen und da war nie diese Saison, wo alles einfach funktioniert hat und die Konstanz da war. Es fühlt sich an, als ob Potenzial da ist und du siehst das Talent im Team. Es ist fast wie ein bisschen unerfülltes Potenzial."
Nach einem klaren Bekenntnis zu Haas klingen die Worte Magnussens nicht, wenngleich der Däne anmerkt: "Ich würde denken, dass es ziemlich erfüllend ist nach so vielen Jahren ein Teil davon zu sein (das Potenzial auszuschöpfen; d. Red.)." Abgesehen von Haas wirken die Optionen Magnussens auf dem Fahrermarkt ohnehin begrenzt. Bei anderen Teams gelten aktuell andere Fahrer als favorisierte Option, allen voran Carlos Sainz.
Magnussen: Motorsport-Karriere im F1-Mittelfeld könnte sich leer anfühlen
Und auch ob Magnussen bei Haas, wo Ferrari-Juwel Oliver Bearman als gesetzt gilt, einen neuen Vertrag angeboten bekommt, ist alles andere als sicher. Haas-Teamchef Ayao Komatsu, der seit Januar 2024 im Amt ist, bestätigte unlängst Gespräche mit anderen Fahrern. "Das ist Teil des Spiels", winkt Magnussen ab. "Ich bin nicht überrascht, dass er mit anderen Fahrern spricht, denn ansonsten würde er nicht seinen Job machen."
Zumindest in der Kommunikation seiner ungewissen Zukunft bei Haas sei Komatsu gegenüber Magnussen aber offen. "Das weiß ich sehr zu schätzen. Denn ich hatte in der Vergangenheit Team-Bosse, die nicht ehrlich waren und mir Blödsinn erzählt haben", verrät Magnussen. In Anbetracht der aktuellen Lage liegt auch ein Karriereende in der Formel 1 im Bereich des Möglichen - auch für Magnussen selbst. "Es war eine lange Reise. Ich war irgendwie so ziemlich jedes Jahr, das ich in der Formel 1 war, im Mittelfeld und ich bin 31 Jahre alt. Ich beginne auch darüber nachzudenken, dass, wenn ich meine Motorsport-Karriere beendet habe und nur die Formel 1 im Mittelfeld gemacht habe, sich das in gewisser Weise leer anfühlt."
24h Le Mans und Indy 500 locken Magnussen: Fahrer sehen verdammt glücklich aus
"Ich schaue einige dieser Rennen, Le Mans, Indy 500. Und ich sehe, wie diese Jungs gewinnen und sie sehen verdammt glücklich aus", so Magnussen weiter. "Glücklicherweise gibt es auch Großartiges außerhalb der Formel 1. Ich war schon ein paar Mal Teil davon, als ich nicht in der Formel 1 war und es ist ein großartiges Leben. Das zieht mich ein bisschen an."
Worte, die an Magnussens letzten Abschied aus der Formel 1 Ende 2020 erinnern. Auch damals machte sich der Pilot nach seinem Aus bei Haas in der Hoffnung auf Siege frohen Mutes in die vielfältige Welt des Motorsports auf und dockte unter anderem beim Hypercar-Projekt von Peugeot in der WEC an. Als 2022 der Anruf von Günther Steiner aufgrund des freigewordenen Cockpits von Nikita Mazepin kam, zögerte Magnussen jedoch nicht, einen Rückzieher bei Peugeot zu machen und gab später zu, die Formel 1 vermisst zu haben.
Etwas mehr als zwei Jahre nach seinem erneuten Formel-1-Comeback scheint Magnussen nun wieder an einem ähnlichen Punkt wie 2020 angelangt zu sein. "Der Traum war immer, in der Formel 1 erfolgreich zu sein, Rennen und Weltmeisterschaften in der Formel 1 zu gewinnen. Aber nach 10 Jahren in dem Sport, ohne dorthin zu gelangen, geht es vielleicht zu Ende", beschreibt Magnussen.
Magnussen kämpft mit Formel-1-Belastungen: Ist es das wert?
Nicht nur von einer sportlichen Perspektive ist ein Karriereende für Magnussen vorstellbar. Auch die zunehmend hohen Belastungen durch den Rennkalender nagen an dem 173-fachen GP-Starter: "Wenn ich über meine Zukunft nachdenke und es nicht die Formel 1 ist, habe ich das Gefühl, dass es überhaupt nicht schlecht sein wird. Es fühlt sich für mich eher ein bisschen nach dem Gegenteil an. Es hat einen großen Preis, in der Formel 1 zu sein. Und manchmal frage ich mich, ob es das wert ist."
Neben dem Alter findet sich in diesem Punkt ein weiter Unterschied zu 2020: Magnussen ist mittlerweile Vater von zwei Kindern. "Es sind 24 Rennen und als Familienvater ist das ein hoher Preis. Es sind nicht nur diese 24 Rennen. Es sind auch viele andere Dinge, es füllt dein Jahr einfach zu 100 Prozent aus und es ist nicht einfach, irgendetwas anderes zu machen", so Magnussen. "Und ich bin leidenschaftlich für andere Dinge, besonders im Motorsport, aber auch außerhalb des Motorsports."
Sollte Magnussen tatsächlich am Ende des Jahres die Segel in der Formel 1 streichen, würde der ehemalige McLaren-Protegé laut eigener Aussage ohne Bedauern auf seine Karriere zurückblicken: "Ich habe nicht das Gefühl, dass ich viel in der Formel 1 erreicht habe. Aber wenn ich darauf aus einer anderen Perspektive blicke, ist allein der Fakt, dass ich so lange in dem Sport war, eine Errungenschaft an sich. Es gibt nur noch viel darüber zu sagen, Rennen zu gewinnen und das habe ich lange Zeit nicht mehr getan. Ich vermisse das."
Nicht nur Kevin Magnussen steht vor einer ungewissen Zukunft in der Formel 1. Auch hinter Daniel Ricciardo steht nach neuerlichen Äußerungen von Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko ein neuerliches Fragezeichen. Wie der Australier darauf reagiert, erfahrt Ihr hier:
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