Das Ende der Zusammenarbeit zwischen Haas und Nikita Mazepin hat zu einem überraschenden Formel-1-Comeback von Kevin Magnussen geführt. Ein Jahr nachdem der Däne der Königsklasse desillusioniert den Rücken gekehrt hatte, ist er voller Tatendrang zurück. Haas-Teamchef Günther Steiner überzeugte Magnussen mit nur einem Anruf, seine Zelte in den USA abzubrechen. Der 29-Jährige hat den Frust vergangener Jahr überwunden und sucht zum dritten Mal in seiner Karriere sein Glück in der F1.
"Günther hat mich vor etwa einer Woche angerufen", so Magnussen, der zu diesem Zeitpunkt mit seiner Familie von der dänischen Heimat in den USA reiste. Die Geschehnisse um Mazepin hatte er zuvor in den Medien verfolgt, doch an die Möglichkeit eines Comebacks dachte er im ersten Moment nicht: "Als er mich anrief, wunderte ich mich, was er nun will. Ich hatte gerade gelesen, was zuvor passiert war."
Obwohl er Ende 2020 sein Cockpit bei Haas verlor und die Formel 1 verließ, weil der Frust vom Hinterherfahren überhand genommen hatte, musste er bei Steiners unerwartetem Angebot nicht zweimal überlegen: "Ich habe sofort ja gesagt. Dann habe ich mich gefragt, ob ich wirklich ja hätte sagen sollen und das so clever war. Aber gleich danach dachte ich mir: Mann, ich muss das machen. Das ist zu aufregend!"
Magnussen bei Formel-1-Comeback konsequent
Aus dem Kurzurlaub in Miami wurde nach dieser Entscheidung nichts mehr. Stattdessen musste Magnussen seinen Arbeitgebern erklären, dass er aus seinen Verträgen entlassen werden will. Chip Ganassi zeigte sich äußerst kooperativ, ihn von seinen Pflichten für Ganassi Racing in der IMSA zu entbinden. "Sie sind Racer und verstehen das. Sie waren darüber nicht glücklich, aber sie haben es verstanden", erklärt Magnussen.
Peugeot, für die er ursprünglich in der Hypercar-Kategorie der Sportwagenweltmeisterschaft hätte antreten sollen, ließ ihn ebenfalls ziehen. Seitens der Familie war die Rückkehr in die Formel 1 schnell beschlossene Sache. Vater Jan Magnussen musste nicht überzeugt werden. "Er war direkt Feuer und Flamme, Vollgas", so Magnussen. Ehefrau Louise war nicht sofort von der Idee begeistert, doch Einspruch ließ KMAG nicht gelten.
"Meine Frau war hin- und hergerissen. Wir haben im vorletzten Januar ein Kind bekommen und ich war das letzte Jahr im Grunde immer zuhause. Ich habe viel Zeit mit ihr verbracht, was toll war. Natürlich musste sie dann darüber nachdenken, aber ich habe sie ziemlich unter Druck gesetzt", so Magnussen mit einem Schmunzeln. "Letztendlich kennt sie die Formel 1 auch. Wir waren meine gesamte Zeit hier ein Paar und sie kennt das Fahrerlager, den Kalender, all die Orte. Für sie ist es auch wie nach Hause kommen."
Sehnsucht nach der Formel 1 war Magnussen nicht bewusst
Diese Heimkehr hatte sich Magnussen Ende 2020 nicht einmal ansatzweise in Aussicht gestellt. Für ihn war klar, dass sich der Traum von der Formel 1 nach sechs Jahren erledigt hatte. Nach dem Aus bei Haas hätte er auch 2021 am Start sein können, doch er schlug etwaige Optionen aus. "Ich hätte mit einem anderen Team bleiben können, wenn ich das gewollt hätte. Aber ich hatte nicht die Motivation. Nach zwei Jahren am Ende des Feldes war sie weg", gesteht er.
Ein Jahr mit Achtungserfolgen in den USA ließen ihn diesen Frust offenbar schnell wieder vergessen. Obwohl er mit dem letztplatzierten Team des Vorjahres zurückkehrt, fühlt sich Magnussen frisch und voller Tatendrang: "Mein Bauchgefühl hat mir einfach gesagt, dass ich das machen will. Ich fühle es. Mir war nicht bewusst, dass ich es so sehr vermisse, bis ich diese Möglichkeit erhielt."
Bei Haas herrscht Aufbruchstimmung
Als Co-Kommentator im dänischen Fernsehen blieb er 2021 in der Formel 1 am Ball. Die Rückkehr ins Cockpit soll länger anhalten als sein Gastspiel in der Kommentatorenkabine. Der mehrjährige Vertrag kam Magnussen sehr gelegen. "Das ist so. Es war nichts, was ich gefordert habe, aber ich war froh darüber. Es hätte keinen Sinn gemacht, nur für ein Jahr zurückzukehren", sagt er.
Bei Haas kehrt er in die Arme des Teams zurück, für das er zwischen 2017 und 2020 seinen bis dato längsten Karriereabschnitt in der Formel 1 bestritt. "Ich fühle mich gut. Als ich ins Fahrerlager kam fühlte es sich so an, als wäre ich nie weg gewesen", sagt er. Allerdings wird er diesmal mit der Crew zusammenarbeiten, die einst Teamkollege Romain Grosjean betreute. "Es fühlt sich alles wie ein Team an. Ich kenne die Jungs genauso gut wie meine"
Insgesamt empfindet er bei Haas eine Aufbruchstimmung, die ihm in den Krisenjahren des Teams gefehlt hatte. "Es ist wirklich gut. Im Team wird viel gelacht und alle freuen sich. Niemand hat Sorge, dass es auf der Strecke schlecht werden könnte. Ich habe das Gefühl, dass das Team gut drauf ist", so Magnussen, der große Hoffnungen in den VF-22 setzt. Die Entwicklung des Boliden wurde im Übergangsjahr 2021 frühzeitig in Gang gesetzt.
Magnussen hofft auf Überraschung durch neues Auto
"Die Tatsache, dass das Auto komplett anders ist und wir alle mit einem leeren Blatt Papier hier stehen, war für meine Entscheidung zur Rückkehr ausschlaggebend", erklärt er. "Diese Unbekannte ist ein sehr aufregendes Element. Es könnte einige Überraschungen geben und in dem Fall möchte ich gerne da sein und etwas Spaß haben."
Den ersten Spaß mit dem neuen Auto wird er am Freitag haben, wenn er beim zweiten Tag der Bahrain-Testfahrten erstmal seit dem Finale 2020 wieder ins Formel-1-Lenkrad greift. Die einzige Sorge bereitet ihm die Nackenmuskulatur. "Ich glaube mein Hals muss das erst wieder packen. es gibt keine Autos, die für den Nacken so hart wie Formel-1-Autos sind. Es wird eine Weile dauern und morgen macht es mich bestimmt fertig, aber es wird Spaß machen", sagt er gegenüber Motorsport-Magazin.com.
diese Formel 1 Nachricht