George Russell ging 2023 in seine zweite Saison bei Mercedes. Der Welpenschutz ist vorbei: Kein Sieg, keine Pole, zwei dritte Plätze und nur Platz acht in der Fahrerwertung - der Brite kämpfte im vergangenen Jahr. Mit dem W14, dem Teamkollegen, Ferrari und sich selbst. Motorsport-Magazin.com zieht Bilanz über die "ergebnistechnisch schlechteste Saison seiner Karriere".

George Russells Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis2 (3x)
Q3-Teilnahmen23
Ø Ergebnis6,7
Ø Vorsprung auf Teamkollegen- 0,035
Siege im Quali-Duell15

George Russell 2023: Vom Mr. Saturday zu Mr. Nobody?

George Russell im Qualifying: Nirgendwo anders war es teamintern so eng zu wie bei Mercedes. 2022 zog der jüngere gegenüber dem älteren Briten den Kürzeren, 2023 setzte sich Russell durch. Mit 15:13 und einem durchschnittlichen Abstand von 0,035 Sekunden aber nur sehr knapp.

Immer wieder gelang es dem Mercedes-Piloten aber gar nicht, ein optimales Setup für den W14 zu finden und die Reifen ins richtige Fenster zu bringen. Der ehemalige "Mr. Saturday" mit Glanz-Performances im Williams schien gestorben. Er verrannte sich zu sehr in Details, dazu kam das verlorene Selbstbewusstsein.

Im Gegensatz zum Vorjahr fuhr Russell nie auf Pole, Höhepunkt der Gefühle war Startplatz zwei in Australien, Singapur und Katar. Nach gutem Saisonstart rutschte er kurz vor der Sommerpause in ein Performance-Tief. Die F1-freie Zeit erwies sich als Rettung für Russell. In der zweiten Saisonhälfte erholten sich seine Leistungen und er schaffte es jedes Wochenende ins Q3. Schlüssel zum Erfolg: Größerer Fokus auf Qualifying- statt Rennabstimmung.

Qualifying: Mercedes-Fahrer George Russell kommt als Zweiter im Parc Ferme an
Keine Pole, aber dreimal Startplatz zwei gab es für Russell 2023, Foto: LAT Images

George Russells Renn-Statistik 2023

Grand PrixSprint
Bestes Ergebnis3 (2x)4 (3x)
Ø Zielankunft6,66
Ausfälle30
Punkte15718
WM-Platz8

George Russell im Rennen: Im Rennen hatte Lewis Hamilton deutlich die Nase vorn, George Russell konnte von seinen besseren Qualifying-Leistungen nicht profitieren. Vier Ausfälle (drei technische, einmal selbst verschuldet) sorgten dafür, dass sein Teamkollege 57 Prozent der Punkte zum Mercedes-Konto beisteuerte. In Australien schied Russell mit Motorschaden aus, in Zandvoort vermurkste ihm die falsche Strategie und eine Kollision mit Lando Norris die Chance aufs Podium.

Mercedes-Pilot George Russell feiert Platz 3 auf dem Podium
Mit P3 in Abu Dhabi fand George Russells Saison einen versöhnlichen Abschluss, Foto: LAT Images

Abu Dhabi rettet Russell und Mercedes

Rechtzeitig zu Saisonende erholte sich George Russell. In Abu Dhabi war er das ganze Wochenende schneller als Lewis Hamilton, konnte mit Ferrari mitkämpfen und fuhr aufs Podium. Bis auf wenige Ausnahmen lieferte der Brite in der Saison beständig Punkte ab. Aber einiges an Pech in Kombination mit Eigenfehlern ließen ihn die immer konkurrenzfähigere Pace des W14 nicht nutzen.

Im Sprint von Baku gab es Drama auf und abseits der Strecke mit Max Verstappen, in Las Vegas trafen sich die Streithähne wieder und Russell zerstörte sich die Chance auf ein Podium erneut. In Singapur ging die Alles-oder-Nichts-Strategie von Mercedes fast auf, in der letzten Runde landete Russell aber schließlich in der Streckenbegrenzung statt bei der Siegerehrung. Zum Drüberstreuen: Strafen, zu wenig Benzin im Tank oder teaminterne Kollisionen.

Russell 2023: Gut gestartet, schlecht weitergemacht

George Russels Entwicklung: George Russell startete gut in die Saison. Im Gegensatz zum W14 - wie sein Vorgänger eine Enttäuschung und meilenweit von Red Bull entfernt. "Bahrain war ein wirklicher Schock für uns, weil wir so weit von der Pace entfernt waren", so der Mercedes-Pilot. Mit Aufholjagden wie in Barcelona von P12 bis P3 konnte er dennoch sein Können unter Beweis stellen.

Ab dem größeren Update in Monaco schien George Russell aber immer mehr Boden zu verlieren und rutschte kurz vor der Sommerpause in ein Tief. Eine falsche Setup-Richtung soll der Grund des Übels gewesen sein. Aus dem Strudel erholte sich der 25-Jährige nur langsam und setzte sich selbst immer mehr unter Druck. Nicht einmal Emotional Support Toto konnte weiterhelfen.

Die Sommerpause war die willkommene Rettung für den jungen Briten. Erholt kam er zurück, erholt haben sich auch seine Ergebnisse. Die Pace des W14 war besser, was blieb, waren viele verpasste Chancen und Probleme. Zu Saisonende hatte Russell dann aber leicht die Überhand gegenüber Lewis Hamilton. Mit seinem dritten Platz in Abu Dhabi (dank der Strafe von Sergio Perez) schloss er die Saison gut ab und sicherte Mercedes den Vizeweltmeistertitel. Obwohl er seit Las Vegas kränkelte.

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,69 (9.)
Redaktionsnote2,64 (11.)
Lesernote2,75 (9.)
Bestes RennenAbu Dhabi (1,43 - 4.)
Schlechtestes RennenKanada (4,04 - 15.)

George Russell: Habe das Team im Stich gelassen

Das sagt George Russell zu seiner Saison: "Es war eine wirklich schwierige Saison. Zum einen als Team, zum anderen auch für mich persönlich, weil wir einfach nicht die Ergebnisse erzielt haben, die wir verdient hätten. Die Pace war so oft stark, aber die Ergebnisse sind uns immer wieder entglitten", bilanziert der Mercedes-Pilot. Und muss eingestehen: "Ich habe das Team ein paar Mal im Stich gelassen."

Parc Ferme: George Russell und Lewis Hamilton beim Sprint Race in Spa-Francorchamps
Erneuter Krieg der Sterne? 2023 brodelte es zwischen den Merc-Teamkollegen, Foto: LAT Images

Das sagt MSM: George Russells Formel-1-Saison 2023 war (auch ohne hüpfenden W13) eine Saison mit Auf und Abs. Der W14 erneut nicht schnell genug, um mit Red Bull um die Weltmeisterschaft kämpfen zu können, und den Sweet Spot des Mercedes zu finden, glich einer Herkulesaufgabe. Fehlende Konstanz und fehlende Höchstgeschwindigkeit nicht zu vergessen.

Als sich die Pace verbesserte, ging George Russell manchmal zu sehr mit der Brechstange ans Werk. P18 im Ungarn-Qualifying war Pech, aber der Mauereinschlag in Kanada geht auf seine Kappe. Auch die Scharmützel mit seinem Teamkollegen fallen eher in die Kategorie: Muss das sein? Falls es Mercedes 2024 schafft, ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen, muss der Brite seine Fehlerquote verringern. Und weniger Risiko-Russell sein.