Tausende Euro, mehrere Minuten an Strafen, niemand kann dem Auge der FIA-Stewards entkommen. Natürlich waren auch 2023 Strafen ein integraler Bestandteil der Formel 1. Wer aber ist der größte Sünder? Wer hat die meisten Strafzettel, wer kassierte die meisten Motorstrafen, wer schoss die meisten Konkurrenten ab? Die große Straf-Bilanz zum Saisonabschluss.

Wer bekam 2023 die meisten Strafen & Verwarnungen?

Kein Fahrer saß öfter bei den Stewards als Logan Sargeant. 15-mal wurde sein Name in einer Entscheidung mit negativem Ausgang genannt. An 11 trug er zumindest eine Teilschuld. Viermal überschritt er das Tempolimit in der Box, zweimal gab es Track-Limit-Ärger, zwei Unfälle (beide mit Valtteri Bottas), einmal Überholen unter Gelb, einmal Gefährliches Fahren, einmal Blockieren im Qualifying.

FahrerStrafendavon Fahrer
Sargeant1511
Perez1411
Hülkenberg138
Stroll1311
Tsunoda1210
Gasly1111
Hamilton109
Ocon107
Sainz109
Magnussen94
Albon87
Leclerc84
Russell88
Zhou87
Alonso65
Verstappen65
De Vries53
Bottas31
Piastri22
Lawson11
Norris11

Zwischenfälle mit Selbstverschulden können aber acuh seine Kollegen Sergio Perez, Lance Stroll und Pierre Gasly zahlreiche vorweisen. Perez liefert eine wundervoll diverse Bilanz: Temposünder, drei Unfälle, Track Limits, garniert mit einer Beleidigung der Stewards. Glück für ihn: Einmal entkam er mit einer Warnung, einmal mit einer offiziellen Verwarnung.

Und natürlich sammelte Perez Track Limits. Nicht zu vergessen seine Begründung von Katar, er sehe die weiße Linie aus dem Auto nicht. Aber er war nur für drei der insgesamt 36 Strafen verantwortlich, die 2023 für Track Limits ausgesprochen wurden. Die größten Probleme hatte Alex Albon und Pierre Gasly. Gasly ist letztendlich der einzige Fahrer, der insgesamt über 10-mal Ärger bekam, und immer selbst zumindest eine Teilschuld zu tragen hatte.

FahrerTrack Limits
Albon5
Gasly5
Ocon4
Hamilton3
Perez3
Stroll3
Tsunoda3
De Vries2
Hülkenberg2
Sainz2
Sargeant2
Leclerc1
Magnussen1

Albons fünf Strafen, plus die bereits angesprochene Sargeant-Liste führen nur zu einem logischen Schluss: Williams hat als Team mit 24 auch die Teamwertung der Strafen-WM gewonnen. Als "Bonus" darf man sich ärgern, auch die Geldstrafen-Wertung geholt zu haben. Achtmal musste man in die Tasche greifen, für harte 30.400 Euro.

TeamStrafen
Williams24
Haas23
Alpine21
Mercedes20
Red Bull20
Aston Martin19
Ferrari19
AlphaTauri18
Alfa Romeo11
McLaren4

Größtenteils war Williams auch selbst dran schuld. 10.000, weil man in Mexiko Equipment in der Box liegen ließ. 10.000, weil man sich in Ungarn beim Zurückgeben von Reifen vertat. 10.000 mehr steuerte man im Tandem mit Sargeant (Unsicheres Fahren und Behindern) bei.

Geld
Williams30.400
Lewis Hamilton25.000
Mercedes10.800
AlphaTauri11.300
Haas10.400
Aston Martin6.900
Red Bull6.300
Ferrari5.200
Alfa Romeo1.300
McLaren1.000
Alpine100

Der Zweite der Geldwertung ist kein Team, sondern - ungewöhnlich - ein Fahrer. Zur Erinnerung: Geldstrafen für Fahrer sind sehr selten, auch die "Strafzettel" für Boxengassen-Temposünder gehen in Trainings ans Team. Hamilton fand in Katar eine Ausnahme, als er nach einem Startunfall ohne Genehmigung der Streckenposten über die Strecke lief. Das kostete ihm 25.000 Euro, mit 25.000 weiteren auf Bewährung.

Damit hat Hamilton mehr Geld an die FIA verloren als sein Team. Das liegt mit 10.400 auf dem vierten Platz. Fast alles davon entfällt auf Spanien, wo sich die Physios beider Fahrer nach dem Rennen verbotenerweise im Parc Ferme aufhielten.

108.700 Euro, 455 Sekunden, 78 Startplätze: Die Sünderkartei im Check

StraftypAnzahlGesamtMaximum
Zeit75455 Sekunden10 Sekunden
Geld43108.700 EUR25.000 EUR
Box22
Grid187815
Verwarnung15
Warnung9
DSQ3
Bewährung1

Die Gesamtauswertung kommt auf respektable 108.700 Euro. Allerdings gab es nur 43 Geldstrafen, der Großteil entfiel auf Temposünder in Training und Qualifying. Lance Stroll und Guanyu Zhou reizten das mit je fünf Strafen besonders aus. Die meisten Verstöße waren kleine Übertretungen von weniger als 5 km/h.

7.700 Euro gehen insgesamt auf die Temposünder zurück. Erklärungen können vielfältig sein: Ganz knapp zu spät gebremst, Limiter vom Team in FP1 schlecht kalibriert, oder einfach im falschen Gang gefahren, wodurch der Limiter nicht mehr passte. Zwei stechen als schwere Fahrfehler heraus. Lance Stroll bescherte seinem Team mit 17,8 km/h über dem Limit in Kanada den teuersten Strafzettel, aber nur knapp vor Yuki Tsunodas 16,2 km/h über dem Limit in Monaco.

Die häufigste Strafe blieb 2023 mit Abstand die Zeitstrafe. 75-mal wurde sie verhängt, 61 davon waren 5 Sekunden, der Rest 10 Sekunden. 55 Sekunden hamsterte Esteban Ocon, dank Track Limits in Österreich und seinem Chaos-GP von Bahrain. Dank Pierre Gaslys zusätzlichen Track-Limit-Eskapaden hat Alpine als Mannschaft 90 Sekunden an Strafen verschenkt. Das sind 80 mehr als McLaren und Sauber, deren Fahrer die wenigsten Strafen kassierten.

FahrerZeit (in Sekunden)
Ocon55
Sargeant45
Perez40
Gasly35
Albon30
Hamilton30
Hülkenberg30
Tsunoda30
Sainz25
De Vries20
Russell20
Stroll20
Alonso10
Lawson10
Leclerc10
Magnussen10
Zhou10
Norris5
Piastri5
Verstappen5

Gridstrafen sind mit nur 78 Plätzen dank des 2023 erhöhten Power-Unit-Limits aus der Mode gekommen. Öfter noch gab es Starts aus der Boxengasse für Parc-Ferme-Brüche, also Setup- oder Spezifikationsänderungen. Niemand tat das so gerne wie Haas, vier Mal. Weiter unten rangieren noch offizielle Verwarnungen (für die es eine Strafe gibt, wenn man zu viele sammelt), sowie förmliche Warnungen (die nichts mehr als ein Klaps auf die Finger sind).

Mit drei Stück sind die Disqualifikationen 2023 auf dem üblichen Level. Ganz fehlen die Durchfahrtsstrafen und die klassische Stop-und-Go. Deren Rückgang ist seit der Einführung der Zeitstrafen weiter beständig, sie werden nur mehr in extremen Fällen ausgesprochen. Etwas, das im Laufe der Saison auch schon hinterfragt wurde:

Opferregister: Leclerc darf noch mehr leiden

Wie steht es um die Vergehen mit Schadensfolgen? Ferrari führt mit drei Stück die Behinderungswertung vor Alpine an. Sainz, Perez und Sargeant sind mit je drei Vergehen ganz oben in der Liste der Unfall/Unsicheres Fahren/Abdräng-Wertung. Das häufigste Opfer solcher Eskapaden? Charles Leclerc, vier Mal.

FahrerOpfer
Leclerc4
Magnussen3
Piastri3
Alonso2
Bottas2
Gasly2
Hamilton2
Norris2
Perez2
Stewards2
Verstappen2
Albon1
Doohan1
Hadjar1
Hülkenberg1
Ricciardo1
Russell1
Sainz1
Sargeant1
Stroll1
Tsunoda1
Zhou1

Grob kann man die Vergehen (180 insgesamt, 161 davon mit Strafen geahndet) schließlich noch nach 41 Kategorien aufteilen. Track Limits und Tempoübertretungen führen die Liste an. Lustige Fälle mit Seltenheitswert gibt es weiter unten. Fünf Mal kamen Fahrer in diesem Jahr bedingt durch immer mehr Promo-Termine zu spät zu Pressekonferenzen oder Fahrerparade und wurden dafür verwarnt oder ermahnt.

VergehenAnzahl
Track Limits36
Tempolimit35
Parc-ferme-Bruch13
Kollision13
Behindern10
Motorwechsel9
Behindern in der Box5
Abdrängen4
Reifen-Rückgabe4
Gefährliches Fahren4
Fahrerparade-Verspätung3
Getriebe3
Rejoin3
Startbox3
Abkürzen2
Beleidigung2
Planke abgenutzt2
Schimpfwörter2
Überholen abseits2
Überholen unter Gelb2
Unsafe Release2
Pressetermin-Verspätung2
3. Auto1
Arbeit ohne TD-Erlaubnis1
Benzin1
Equipment in Box1
Fan-Invasion1
Maximal-Rundenzeit1
Mechaniker auf Strecke1
Probestart1
Richtungswechsel1
Rot-Speeding1
SC-Abstand1
Sperrzone1
Strafe falsch abgesessen1
Strecke gekreuzt1
Überholen unter SC1
Unsicher in Box1
Unsicherers Auto1
Unsportlich1
Weiße Linie1

Und schließlich natürlich "Beleidigung", je einmal für Günther Steiners "Laien"-Sager gegen die Stewards in Spanien, und einmal für Sergio Perez' "Nicht F1-Niveau"-Ansage von Abu Dhabi. Und zweimal "Schimpfwörter" für die Tiraden von Toto Wolff und Fred Vasseur in Las Vegas. Für diese Vergehen gab es aber nur Warnungen und Verwarnungen.