Für Sergio Perez war das Wochenende in Katar ein weiterer Tiefpunkt seiner Formel-1-Saison. Während Max Verstappen sich im Sprint zum dritten Mal zum Weltmeister krönte und am Sonntag souverän seinen 14. Saisonsieg feiert, war das Rennen für Red Bulls Nummer zwei von vorne bis hinten ein Desaster. Nach dem Start aus der Boxengasse mühte sich der Mexikaner im Mittelfeld ab, fing sich drei Strafen für die Missachtung der Track Limits ein und holte nur mit Ach und Krach als Zehnter einen WM-Punkt.

"Ich bin sehr enttäuscht. Ich habe mein Team hängen gelassen und das Wochenende war insgesamt sehr schwach", so Perez, der einmal mehr deutlich hinter den eigenen Erwartungen und denen der Red-Bull-Chefetage zurückblieb. Seine Track-Limit-Vergehen kosteten ihn 15 Sekunden, was bedeutet, dass er ohne die drei Zeitstrafen auch nicht über Platz acht hinausgekommen wäre. Sein Rennen wurde durch den Unfall im Sprint am Samstag beeinträchtigt.

Um das Auto von Perez für den Sonntag neu aufzubauen, musste die Red-Bull-Crew gegen die Sperrstunde verstoßen. In der Folge musste er den Grand Prix aus der Boxengasse in Angriff nehmen. Als einziger Fahrer im Feld wählte er für den Start den harten Reifen, was sich schnell als Fehlentscheidung herausstellte.

"Nach dem Start hatten wir sofort drei Runden hinter dem Safety Car. Ich bekam überhaupt keine Temperatur in den Reifen und als ich ihn dann endlich mal soweit hatte, musste ich schon den verpflichtenden Boxenstopp ableisten", erklärt Perez. Aus Angst vor Reifenschäden hatte Pirelli für das Rennen eine maximale Laufleistung von 18 Runden für einen Reifensatz vorgeschrieben.

"Das hat Sergio nicht geholfen, weil er dadurch die Vorteile unseres Autos nicht über einen gesamten Stint ausspielen konnte", so Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Während George Russell nach seiner Kollision mit Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton das Feld von hinten aufrollte und noch Vierter wurde, versauerte Perez im Mittelfeld. Der Brite war beim Restart unmittelbar hinter ihm und sah die Zielflagge fast eine Minute früher.

Perez macht Sitzposition für Track-Limit-Vergehen verantwortlich

Abgesehen davon, dass er sich abmühte, seine Konkurrenten zu überholen, schnitt er sich mit reihenweise Track-Limit-Verstößen ins eigene Fleisch. Er kassiert als erster Fahrer im Rennen eine 5-Sekunden-Zeitstrafe. Nachdem er diese beim zweiten Boxenstopp in Runde 32 abgesessen hatte, holte er sich einen doppelten Nachschlag ab. Beim dritten Pitstop stand er abermals fünf Sekunden länger und nachdem er im Ziel zunächst als Neunter gewertet wurde, bekam er noch einmal fünf Sekunden auf die Rennzeit addiert und rutschte auf Rang zehn ab.

"Die [Track Limits] waren für mich unmöglich zu sehen. Ich habe schon so viel Luft gelassen und so viel Rundenzeit geopfert, und habe trotzdem noch mehr [Verstöße] bekommen", so Perez, der seine Schwierigkeiten mit der Sitzposition erklärt: "Ich denke, es war ein bisschen wie in Österreich. Ich sitze ein bisschen zu tief im Auto und das macht es für mich wohl etwas schwieriger. Als sie in letzter Minute etwas geändert haben, hätte ich mich wohl etwas höher positionieren müssen."

Schönreden will er seine Fehlleistung mit dieser Argumentation jedoch nicht. "Es war für alle gleich und da waren genug Fahrer, die es hinbekommen haben. Ich hätte einfach einen besseren Job machen müssen", räumt der 33-Jährige ein. Über die Gesamtsituation hinsichtlich der Track Limits am Wochenende in Katar zeigt er sich dennoch unzufrieden.

"Ich denke, was hier mit den Track Limits lief, war ein Witz", sagt er. Auf dem Losail International Circuit versuchte sich die Formel 1 an einem neuen Ansatz mit hohen Kerbs als Track Limits. Nachdem diese Kerbs bei Pirelli als Ursache für mögliche Reifenschäden identifiziert wurden, änderte die FIA die Track Limits in den Kurven 12 und 13, um die Piloten vom Überfahren der Kerbs abzuhalten. "Sie haben sich in letzter Minute diese Lösung einfallen gelassen und die dann auch noch so schlecht gehandhabt und angefangen, Strafen zu verteilen", schimpft Perez.

Platz zwei in der Weltmeisterschaft bleibt das Ziel

Glück im Unglück war für ihn der Umstand, dass Lewis Hamilton nach seinem Unfall mit George Russell punktelos blieb. In der Fahrerwertung liegt Perez weiter mit 30 Punkten Vorsprung auf den Mercedes-Fahrer an zweiter Stelle. "Ohne diese Strafen und die 15 Sekunden, hätte er deutlich weiter vorne in den Punkten landen können, an einem Tag, an dem Lewis nichts holt. Das war eine verpasste Möglichkeit, diesen zweiten Platz zu festigen", so Horner.

Perez will das Ruder im letzten Viertel der Saison noch einmal herumreißen, um zumindest diese Maßgabe in der Saison 2023 noch zu erfüllen. "Das ist absolut das Ziel. Ich hatte zuletzt ein paar Schwierigkeiten, aber sobald wir das korrigiert haben, sollte ich in der Lage sein, das zu leisten", so der Mexikaner, dem bei der Amerika-Tournee der Formel 1 neben den Gastspielen in den USA auch das Heimspiel in Mexico City bevorsteht. "Es gibt einige Dinge, die wir für die bevorstehenden Rennen in Ordnung bringen müssen."