Für Mercedes hätte das Formel-1-Rennen in Las Vegas kaum schlechter laufen können. Sowohl George Russell als auch Lewis Hamilton waren in Kollisionen involviert und landeten am Ende nur auf den Positionen 7 und 8. Und das, obwohl man laut Teamchef Toto Wolff ein Auto hatte, mit das Podium in Reichweite war. "Als Lewis freie Fahrt hatte, fuhr er die Zeiten von Leclerc mit, der immerhin fast das Rennen gewonnen hat", behauptete Wolff.
"Es war ein schlechtes Rennen, das unsere Saison gut zusammenfasst", bilanzierte er. "Wir haben ein schnelles Auto, mit dem wir um das Podium kämpfen konnten", ergänzte der Österreicher in Bezug auf Las Vegas und damit sei es ein Sinnbild für das ganze Jahr. "Man ist seines eigenen Glückes Schmied, aber wir hatten deutlich mehr Pech", sagte Wolff.
George Russell: F1-Saison 2023 enttäuschend und frustrierend
Auch George Russell blickt aus derselben Perspektive auf die Formel-1-Saison, die an diesem Wochenende in Abu Dhabi zu Ende geht, zurück. "Diese Saison ist wirklich enttäuschend und frustrierend", so sein Fazit. Doch nur auf den Zufall will man sich im Lager der Mannschaft aus Brackley nicht hinausreden, denn auch bei jeweils bestmöglichen Leistungen würden die Ergebnisse des W14 hinter den Zielen des Teams (also dem WM-Titel) hinterherhinken.
"Wenn man ein schnelles Auto hat, dann scheint das Glück immer auf deiner Seite zu sein und wenn das Auto langsam ist, dann scheinst du nie Glück zu haben", erklärte Russell. "Am Ende des Tages ist unsere Pace einfach nicht gut genug. Ein Teil unserer Probleme resultiert aus dem Umstand, dass wir nicht ausreichend schnell sind."
Mercedes zittert um WM-Platz 2: Wirklich alles nur Pech?
Wie viele der Mercedes-Ergebnisse der letzten Woche tatsächlich auf Pech zurückzuführen sind, ist eher eine Definitionsfrage. Lewis Hamilton konnte für die Berührung mit Sainz am Start definitiv nichts, doch später bei seinem Zwischenfall mit Oscar Piastri war er genauso schuld wie der Australier.
George Russell lag in Las Vegas eigentlich ungefährdet auf Podiumskurs, der Unfall mit Verstappen ging nicht nur nach Ansicht der Rennstewards auf seine Kappe, auch er selbst gestand seine Schuld ein. In diesem Fall war es wohl weniger Pech, sondern mehr einfach nur ein Fehler des Fahrers.
Eine ähnliche Frage stellt sich auch in Brasilien: Ist es Pech, wenn Mercedes sein eigenes Auto nicht ins Arbeitsfenster bekommt und dadurch das "schlimmste Wochenende seit 13 Jahren" erlebt? Gleichzeitig musste Russell den W14 auch noch wegen Überhitzungsproblemen abstellen, an denen er mindestens eine Teilschuld trug.
Dazu kommt noch die teaminterne Kollision in Kurve 1 im Katar-GP und die Disqualifikation von Lewis Hamilton in den USA, als das Team offensichtlich den Boliden des siebenfachen Weltmeisters zu tief abgestimmt hatte. Die Misere endet nicht dort: Am selben Rennwochenende hatte Russell auch noch zu wenig Sprint an Bord und war deshalb dazu gezwungen, Benzin zu sparen. Außerdem halste sich der ehemalige Williams-Pilot am Sprint-Samstag auf dem Circuit of the Americas auch noch zwei Strafen auf.
Toto Wolff: Vize-Titel wäre kein Grund zur Freude
Durch diese Reihe an Fahrfehlern, Defekten und Teamfehlern machte Mercedes in den letzten Wochen den Kampf um P2 in der Konstrukteurs-Meisterschaft der Formel 1 noch einmal unfreiwillig spannend. Vier Punkte trennen die Silbernen vor dem Saisonfinale nur noch von Ferrari. Die Scuderia hat das Momentum aus den letzten Wochen auf ihrer Seite, doch die Strecke in Abu Dhabi spricht eher für Mercedes.
Toto Wolff gibt sich deshalb optimistisch, blickt aber gespannt auf die Entscheidung auf dem Yas Marina Circuit. "Es wäre gut, wenn wir P2 als positives Resultat am Ende der Saison mitnehmen könnten", so der Wiener. Aber: "Platz 2 oder Platz 3 ist nicht unbedingt ein großer Grund, um sich zu freuen". Die Ambitionen sind also klar: Der Titel soll her. Ob der 2024 in Reichweite ist? Angesichts der derzeitigen Dominanz von Red Bull könnte es ein schwieriges Unterfangen werden.
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