Zwei kräftezehrende McLaren-Jahre führten dazu, dass sich Daniel Ricciardo 2022 von der Formel-1-Welt vorerst für unbestimmte Zeit verabschieden musste. Ein Karriereende stand für den 'Honey Badger' aber nicht zur Debatte, stattdessen kehrte der Australier zu seiner alten Heimat zurück: Red Bull Racing. Dort wurde er vorerst als Test- und Entwicklungsfahrer untergebracht.

Neben seinen Verpflichtungen bei den Bullen wollte der 'Honey Badger' das Jahr nutzen, um sein Selbstbewusstsein zu regenerieren. Eine Rückkehr kam für ihn nur bei einem Spitzenteam infrage. Doch dann ging es Schlag auf Schlag: Ricciardo übernahm ab dem Ungarn GP das AlphaTauri-Cockpit von Nyck de Vries. Im Visier? Den Red-Bull-Sitz. Motorsport-Magazin.com wirft noch einmal einen genauen Blick auf die Comeback-Story des Jahres.

Daniel Ricciardos Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis4 (1x)
Q3-Teilnahmen2
Ø Ergebnis12,8
Ø Vorsprung auf Teamkollegen- 0,256
Siege im Quali-Duell5 von 10

Daniel Ricciardo im Qualifying: In Ungarn setzte er sofort ein klares Zeichen: Im Qualifying kratzte Ricciardo nicht nur an Yuki Tsunodas Image, indem er den Japaner hinter sich ließ, er schaffte im schwachen AlphaTauri auch den Einzug ins Q2. Von Dauer war dieser Trend aber nicht: In Belgien hielt Tsunoda Ricciardo wieder in Schach, nur um im Shootout gegen den Australier erneut zu verlieren. Nach 10 Qualifyings hieß es dann: Gleichstand.

Was einen Punkt anbelangt, konnte der Honey Badger seinem Teamkollegen aber noch den Rang ablaufen. Mit einem durchschnittlichen Qualifying-Vorsprung von knapp zweieinhalb Zehnteln übertraf er die Leistung des Japaners deutlich. Und in Mexiko konnte Ricciardo noch mit einem Saison-Highlight das Unmögliche möglich machen, als er den AT04 in die zweite Startreihe stellte und dabei auch noch Sergio Perez im Red Bull schlug.

Daniel Ricciardos Renn-Statistik 2023

Grand PrixSprint
Bestes Ergebnis7 (1x)9 (1x)
Ø Zielankunft12,710,3
Ausfälle00
Punkte60
WM-Platz17

Daniel Ricciardo im Rennen: Ricciardos Rückkehr gab auch auf die Renndistanz allen Anlass zur Hoffnung. Im Sprint in Spa schrammte er nur knapp am letzten Punkterang vorbei. Von Ausfällen im Rennen hielt sich der Australier zwar fern, sein Trainingsunfall in Zandvoort verdammte ihn aber vorerst zu einer längeren Zwangspause. Als er versucht hatte, dem verunfallten Oscar Piastri auszuweichen, nahm er beim Einschlag in die Streckenbegrenzung die Hände nicht vom Lenkrad.

Schlussendlich war es also ein Anfängerfehler, der ihn für die nächsten fünf Rennen außer Gefecht setzte. Seinen Saison-Tiefpunkt besiegelte Ricciardo bei seinem zweiten Comeback in Austin: Die Pace war im Keller und er sah als Letzter die Zielflagge. Nur um ein Rennen danach das Ruder wieder herumzureißen, als er in Mexiko seine ersten Saison-Punkte einfuhr. Alles in allem hat Ricciardo 2023 aber einen positiven Eindruck hinterlassen, wenn auch mit ein wenig Pech und einem Patzer mit bitteren Folgen.

Dafür das Daniel Ricciardo mitten in der Saison "spontan" in den AlphaTauri springen musste, konnte der Australier seine McLaren-Makel schnell hinter sich lassen. Schon in Ungarn war er mit Teamkollege Yuki Tsunoda sofort auf Augenhöhe. Und das, obwohl er abgesehen von den Reifentests nur als Simulatorfahrer tätig gewesen war und damit nahezu keine Streckenzeit vorzuweisen hatte.

Nach seinem Unfall und Rückschlag in Austin lief Ricciardo ab dem Mexiko GP wieder zur persönlichen Höchstform auf. Dank einer Setup-Änderung am AT04 fühlte sich der Australier wieder wohl. Die Qualifying-Performance ließ zum Saisonende zwar noch einmal nach, im Rennen fand der 'Honey Badger' aber immer einen Weg nach vorne. Mit wenig Vorbereitung und einem Ausfall von mehr als einem Monat hat Ricciardo aber ein gelungenes Comeback hingelegt.

Daniel Ricciardos Formel-1-Saison 2023 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,73 (10.)
Redaktionsnote2,57 (8.)
Lesernote2,89 (11.)
Bestes RennenMexiko (1,15 - 1.)
Schlechtestes RennenUSA (3,43 - 15.)

Das sagt Daniel Ricciardo: "Mit der Rennpace war ich an den meisten Tagen zufrieden. Das war also etwas wirklich Positives. Je mehr Runden ich mit dem Auto fahre, desto mehr verstehe ich es und komme in einen Rhythmus. Im Qualifying gibt es ein paar Ausreißer und ein paar, die wir noch nicht so ganz verstehen. So erfahren wie ich bin und so sehr ich auch an mich glaube, ich unterschätze das irgendwie. Qualifyings waren immer die Achillesferse von uns."

"Und ich nehme ein Teil der Verantwortung davon auf mich. Ich habe nicht immer die besten Runden zusammengekommen. Jetzt nutze ich einfach die extra Energie, die ich habe, die die anderen offensichtlich nicht mehr haben, um meine Preseason früh zu starten. Um mir einfach einen kleineren Vorsprung zu verschaffen."

AlphaTauri-Fahrer Daniel Ricciardo
Ricciardo beendete die Saison mit sechs Punkten auf dem 17. WM-Rang, Foto: LAT Images

Das sagt MSM: Daniel Ricciardos Saison glich einer Achterbahnfahrt. Erst hat er bewiesen, dass der Rausschmiss von Nyck de Vries keinesfalls die falsche Entscheidung war. Und dann unterlief ihm selbst mit knapp zwölf Jahren Formel-1-Erfahrung ein Anfängerfehler bei seinem Unfall in Zandvoort, als er die Hände nicht rechtzeitig vom Lenkrad nahm. Abgesehen von dem Ausrutscher legte Ricciardo aber eine solide Leistung an den Tag.

Heraus stach zwar nur die Sensation in Mexiko, nach sechs Rennen, zwei Eingewöhnungsphasen und mit einem schwachen AlphaTauri im Gepäck war im Jahr 2023 aber auch nicht viel mehr drin. Ob er 2024 eine komplette Saison mit Teamkollege Yuki Tsunoda mithalten kann, wird sich zeigen.

Ricciardo-Ersatzmann Liam Lawson hat bereits sein Formel-1-Zeugnis 2023 von Motorsport-Magazin.com erhalten. Wie er bei seinem Debüt abgeschnitten hat, könnt ihr im verlinkten Artikel nachlesen: