Nach dem Rauswurf bei McLaren verabschiedete sich Daniel Ricciardo vorerst als aktiver Fahrer von der Formel-1-Welt. Die Zeit beim Traditionsrennstall versetzte seinem Selbstbewusstsein zwar einen Schlag, komplett wollte der Australier seinen Traum aber nicht in den Sand setzen. So nimmt sich Ricciardo in der Saison 2023 eine Auszeit, kehrt aber gleichzeitig zu seinem alten Förderer Red Bull zurück. Für 2024 hat der Australier noch keine genauen Pläne. Bei einer potenziellen Rückkehr in die Königsklasse hat er jedoch genaue Vorstellungen.

Ricciardo über McLaren: Es war ein ziemliches Durcheinander

Ricciardo hatte bei McLaren das Gefühl, nicht abliefern zu können, Foto: LAT Images
Ricciardo hatte bei McLaren das Gefühl, nicht abliefern zu können, Foto: LAT Images

Ricciardos letzte Saison bei McLaren lief alles andere als perfekt. Während der Australier mit seinem Boliden zu kämpfen hatte, konnte Teamkollege Lando Norris das Maximum aus seinem McLaren holen. Ricciardo befand sich in einer Abwärtsspirale, die nicht mehr aufzuhalten war. Dabei hatte er nicht nur fahrerische Probleme zu bewältigen, auch psychisch hatte er zu kämpfen.

"Es wurde alles zum Problem. Das machte es so frustrierend. An einem Wochenende waren es die Bremsen. Am Ende des Wochenendes haben wir es geschafft, das Problem zu lösen. Ab hier sollte es kein Problem mehr sein. Doch dann war es wieder was anderes. Nichts hat jemals wirklich zusammengepasst", gibt Ricciardo im Interview mit FOX Sports Australia offen zu. "Es war ein ziemliches Durcheinander. Also haben wir angefangen, die Dinge zu überanalysieren." Doch das war aus der Sicht des Australiers ein Fehler. Von nun an ging alles nur noch bergab.

"Das hat meinem Selbstvertrauen einen Schlag versetzt. Ich habe ein paar Dinge an mir selbst infrage gestellt", gesteht der 33-Jährige. Die Schuld sieht er jedoch weder bei McLaren noch bei sich selbst. "Im Großen und Ganzen war es niemandes Schuld, ich bin nur in eine Situation geraten, die nicht sehr produktiv war. Und letztendlich hatte ich das Gefühl, dass ich nicht so abliefern konnte, wie ich es gerne gehabt hätte." Damit hat er auch seine fahrerische Leistung infrage gestellt. "Es ist mein Traumberuf, und an dem Tag, an dem ich das Lächeln verloren habe, habe ich angefangen, mir einige Fragen zu stellen", sagt er.

Mittlerweile glaubt Ricciardo jedoch zu wissen, was er anders hätte machen sollen. In den vergangenen beiden Saisons bei McLaren hätte ihm der Blickwinkel dafür gefehlt, als er noch im Papaya-Cockpit saß. "Man hat nur die Möglichkeit, das letzte Rennen zu analysieren. Man bekommt eigentlich kein Gesamtbild", sagt Ricciardo. "Ich bin sogar jetzt, nur ein paar Monate nach der letzten Saison, in einer Position, in der ich, wenn ich nächstes Jahr wieder in der Startaufstellung stehen würde, bereits Dinge anders machen möchte."

Ricciardo: Ich genieße es, wieder bei Red Bull zu sein

Ricciardo kehrte im November 2022 als Test- und Entwicklungsfahrer zurück zu Red Bull, Foto: Red Bull Racing / Red Bull Content Pool
Ricciardo kehrte im November 2022 als Test- und Entwicklungsfahrer zurück zu Red Bull, Foto: Red Bull Racing / Red Bull Content Pool

Schlussendlich kehrte Ricciardo zurück zu Red Bull. Der Australier hatte das britische Team 2019 verlassen und wechselte zu Renault [heute: Alpine]. 7 Jahre - 2 Jahre bei Toro Rosso und 5 Jahre bei Red Bull - befand er sich in der Obhut von Dr. Helmut Marko und Christian Horner. Viele glaubten, sein Wechsel hatte einen Zusammenhang mit seinem damaligen Teamkollegen Max Verstappen. Doch Ricciardo begründete seinen Abgang damit, dass er Veränderungen brauchte.

Spannungen habe es zwischen den beiden Parteien nicht gegeben. Heute bereut der Australier seine Entscheidung jedenfalls nicht. "Ich blicke auf die Jahre zurück, seit ich das letzte Mal dort war. Jedoch mache ich das nicht mit Bedauern oder Traurigkeit. Alles ist eine Erfahrung. Man lebt und man wächst. Ich fühle mich viel reifer und vielseitiger", sagt Ricciardo. Dabei schätzt er auch die schlechten Tage.

"An solchen Tagen lernt man am meisten über sich selbst. Man lernt, was einem wichtig ist. Wenn ich wieder an den Start gehe [in der Formel 1], habe ich das Gefühl, dass ich eine vollkommene Version von mir selbst sein werde und die Prioritäten ein wenig anders setze." Für den Australier fühlt es sich jedenfalls an, als wäre er wieder zuhause angekommen: "Ich genieße es, wieder bei Red Bull zu sein, in einer Familie mit vielen vertrauten Gesichtern."

Ricciardo über Rückkehr: Will an der Spitze mitfahren

Ricciardo nicht um jeden Preis in der Startaufstellung stehen, Foto: LAT Images
Ricciardo nicht um jeden Preis in der Startaufstellung stehen, Foto: LAT Images

Schon früh gab Ricciardo bekannt, dass er die Auszeit nutzen möchte, um herauszufinden, ob er überhaupt in die Königsklasse zurückkehren wolle. Der Australier erhielt noch zum Saisonende 2022 ein Vertragsangebot von Haas, Interesse hatte er daran aber nicht. Für eine mögliche Rückkehr in die Formel 1 hat er aber schon jetzt genaue Vorstellungen.

Ein Hinterbänkler wird für ihn auch in der Saison 2024 nicht infrage kommen. "Ich möchte nicht wieder bei null anfangen. Ich möchte nicht in der Startaufstellung sein, nur um auf Platz 18 zu kämpfen. Ich will nicht um jeden Preis in der Startaufstellung stehen", sagt Ricciardo. Der achtfache Rennsieger will seine Erfolgsbilanz weiter ausbauen. Doch er weiß auch, dass das nicht einfach sein wird.

"Ich weiß selbst, dass es schwierig ist, sofort in ein Spitzenteam einzusteigen, in Sachen Verfügbarkeit. Aber ich weiß, dass ich genau dort sein will", so der Australier. "An diesem Punkt meiner Karriere ist der Hunger und die Motivation, an der Spitze mitzufahren, alles, was ich wirklich will. Ich weiß, dass es schwieriger ist, dorthin zu gelangen, aber das ist mein Ziel."

Ricciardo: Formel-1-Rückkehr ist weiterhin unklar

Ricciardo verfolgte den Australien GP 2023 am Red-Bull-Kommandostand, Foto: LAT Images
Ricciardo verfolgte den Australien GP 2023 am Red-Bull-Kommandostand, Foto: LAT Images

Auf die Frage, ob er in die Königsklasse zurückkommen will, hat er aber noch keine Antwort. "Ich wollte dieses Jahr so nehmen wie es kommt und keine Pläne machen. Ich möchte, dass sich alles von selbst ergibt. Der Hunger, das Verlangen, die Motivation", so der Australier. Sein Motto: Gute Dinge brauchen Weile. "Ich bin mir sicher, je mehr Monate in dieser Saison vergehen, desto klarer wird die Antwort."

Die ersten zwei Rennen verfolgte Ricciardo als Fan auf dem Sofa. "Vor ein paar Monaten dachte ich noch, dass ich es gar nicht anschauen will. Aber am Freitag lief dann das erste Training und ich war dabei", sagt er. "Als Zuschauer bin ich nach wie vor sehr engagiert. Ich sorge dafür, dass ich bei allem auf dem Laufenden bleibe." Beim Australien GP verfolgte er das Rennen dann zum ersten Mal wieder am Red-Bull-Kommandostand in der Boxengasse. Bald sollen Testfahrten folgen. Ob und wann er wieder als Einsatzfahrer an einem Formel-1-Rennwochenende teilnehmen wird, bleibt hingegen ungewiss.

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

Diese Wochenenden finden im Sprint-Format statt