Fernando Alonsos erstes Podium seit Zandvoort, Lance Stroll machte mit P5 das Teamergebnis für Aston Martin perfekt. Das Rennen in Brasilien war eine Erlösung für Aston Martin: Beide Fahrer in den Punkten, am Ende holte sich der Altmeister mit einem Husarenritt P3. Ähnlich wild verlief die bisherige Saison des Rennstalls - Aston Martin gesteht rückblickend falsche Entwicklungsroute ein. Zu viel gewollt?

Aston Martin: Enttäuscht über falsche Entwicklung

"Natürlich waren wir von unserer Form ein bisschen enttäuscht", gibt Performance-Direktor Tom McCullough zu. "Aber wenn du dir anschaust, wo wir noch vor einem Jahr waren, wo wir gestartet sind. Wir wachsen als Team, wir wachsen sehr schnell, und das geht eben nie ganz ohne Schmerzen."

Mehr Personal, der Umzug in die neue Fabrik, ein neuer Windkanal. "Wir befinden uns gerade in einer großen Wachstumsphase, und dabei treten wir gegen Spitzenteams an", erklärt der Aston-Martin-Ingenieur. "Alle neun Teams, gegen die wir antreten, sind Top-Teams. Und wir versuchen gegen die zu kämpfen, die ganz vorne dabei sind."

"Das ist uns zu Beginn gut gelungen. Aber haben wir so gut wie sie über die Saison hinweg entwickelt? Nein. Sind wir deswegen ein wenig enttäuscht? Ja. Aber ich glaube, die Lehren daraus werden uns in der Zukunft noch nützen", so McCullough.

Gutes Omen: Aston-Ersatzfahrer schneller als Mercedes

Fünf Podien für Fernando Alonso in den ersten sechs Rennen, Aston Martin war lange erster Red-Bull-Verfolger. Ganz überraschend kam der Erfolg nicht, schon bei den Wintertests in Bahrain gab es die ersten Vorzeichen auf eine gute Saison.

"Lance war verletzt, und Felipe fuhr eine Rennsimulation für uns", erinnert sich der Brite. "Die Bedingungen waren ziemlich schlecht, aber er ist rausgefahren und wir dachten zum ersten Mal: 'Dieses Auto ist ziemlich gut!' Russell ist zur gleichen Zeit gefahren, und wir waren gleich schnell, wenn nicht sogar schneller."

McCullough: Lance Stroll war nie ein Problem, wir waren es

Das soll keineswegs eine Beleidigung an den frisch mit neuem Vertrag ausgestatteten Brasilianer sein. Aber dann kam Fernando Alonso. "Ab dem Zeitpunkt waren sehr zuversichtlich, dass wir ein wirklich gutes Auto gebaut hatten", so McCullough. Zumindest über den Winter. "Im Nachhinein haben wir einige Entscheidungen getroffen, die wir jetzt nicht mehr machen würden, aber so ist das eben in der Technik."

Der heftig unter Kritik geratene Lance Stroll war indes nie ein Problem. "Unser Hauptproblem dieses Jahr waren nicht die Fahrer. Unser Problem war, dass wir nicht immer ein konkurrenzfähiges Auto hatten", betont der Performance-Direktor. "Und dann manchmal ein Ausfall hier, eine falsche Strategie-Entscheidung da, oder zu viel Risiko im Qualifying. Das ist uns dann alles auf den Kopf gefallen."

Platz 2: Aston Martin-Fahrer Fernando Alonso auf dem Podium
Zandvoort und Sao Paulo: Sechs Rennen lagen zwischen Fernando Alonsos zwei letzten Podien, Foto: LAT Images
Aston Martin-Fahrer Fernando Alonso feiert Platz 3 auf dem Podium
Foto: LAT Images

Aston Martin bereut öffentliche Forschungsarbeit

Vor neun Wochen beim Großen Preis der Niederlande war Aston Martin noch mit ihrem AMR23 zufrieden, dann begann die Negativspirale. Das Team musste eingestehen, dass es den Unterboden zu sehr ausreizen wollte, und das Problem über die letzten paar Rennen in den Griff bekommen. Das hieß: Neue Teile (auch an Sprint-Wochenenden), Tests, Aero-Rakes und Starts aus der Boxengasse.

"Wir haben ein bisschen zu viel Entwicklungsarbeit öffentlich vor euch gemacht, im Nachhinein war das vermutlich nicht so klug", gesteht McCullough ein. "Aber jetzt sind wir zufrieden, und wissen, wie wir das Auto auch für nächstes Jahr entwickeln müssen. Das war die wichtigste Erkenntnis."