Zum ersten Mal seit Monza 2017 beide Williams in Q3, zum ersten Mal seit Michael Andretti 1993 in Monza startet ein Amerikaner wieder ein Rennen unter den ersten Zehn. Acht Minuten später war die Party vorbei und Logan Sargeant in der Streckenbegrenzung. Der Williams-Pilot - im Qualifying in Zandvoort gleichzeitig top und Flop.

Logan Sargeants Ritt auf der Rasierklinge in Zandvoort

"Das war tough. Bei diesen Bedingungen entscheiden Millimeter. Auf einer so engen Strecke mit kaum einer trockenen Linie. Knapp daneben und alles ist verloren", ärgert sich Sargeant. "Aber es gab dieses Wochenende viel Positives: Im Trockenen war ich konkurrenzfähig, die Longrun-Pace gut und das Auto in einem guten Fenster." Und sein größter Erfolg: Erstmals dann abliefern, wenn es zählt.

Zuerst war der Amerikaner sensationell noch in Q3 eingezogen. Kurze Zeit später die Ernüchterung in Kurve 2: Mit Slicks auf eine nasse Stelle gekommen, Heck verloren und in die Bande gekracht. "Ich bin okay", gab er danach gleich Entwarnung. Im Gegensatz zu seinem Auto. Rote Flagge, der Kran musste ausrücken. P10 einbetoniert. Und schlimmer: "Das Letzte, was ich wollte, war den Mechanikern einen Haufen Schäden zu hinterlassen."

Sargeant: Ein kleiner Fehler zerstörte alles

Der Williams funktioniert auf der High-Downforce-Strecke Zandvoort überraschend gut. Nach der Sommerpause funktionierte es auch endlich bei Logan Sargeant, in der ersten Saisonhälfte schwankten seine Leistungen noch drastisch. "Der Neustart hat gutgetan. Vor allem im Trockenen verstehe ich jetzt immer besser, wie ich das Maximum aus dem Auto heraushole."

"Aber alles wurde dann von einem kleinen Fehler in den Schatten gestellt", bedauert der Miami-Mann. Alex Albon zeigte mit P4 vor, was noch alles möglich gewesen wäre. Unterkriegen lässt sich Sargeant nicht: "Mein Ziel sind Punkte morgen. Ich habe mich in die Top-10, aber gleichzeitig dem Team ein kaputtes Auto heimgebracht."

"Im Idealfall mache ich es mit einem perfekten Rennen wieder gut", verspricht Sargeant. "Jedes Mal, wenn ich einen Fuß ins Auto setze, gebe ich mein Bestes. Bisher hatten wir eine schwierige Saison in Europa bei immer sehr schwierigen Verhältnissen. Das machte mein Leben nicht einfacher, soll aber keine Entschuldigung sein." Für den Grand Prix würde er sich trotzdem trockenes Wetter wünschen.

Williams-Teamboss: Sargeant macht den Unterschied

"Ich habe zu den Fahrern gesagt, wir werden das Auto nicht mehr weiterentwickeln, ihr müsst schauen, wie ihr in der WM jetzt so vorwärtskommt. Beide Fahrer und das Team haben einen sehr guten Job gemacht und alles aus dem Auto herausgeholt", ist Teamchef James Vowles bei ServusTV zufrieden. Auch mit Sargeant: "Es ist die Gelegenheit, dass er seine ersten Punkte macht."

Williams-Fahrer Logan Sargeant
Der FW45 funktionierte in Zandvoort viel besser als erwartet, Foto: LAT Images

Der erste Q3-Auftritt immens wichtig für die Entwicklung des Rookies. "So baust du Selbstvertrauen auf. Das Team glaubt an dich, du lieferst bei schwierigen Bedingungen ab. Der Fehler ist dann natürlich schmerzhaft", bekräftigt der Brite. Bisher stärkte er seinem Rookie immer den Rücken und dementiert Gerüchte, dass Sargeant 2024 ohne Cockpit dastehen könnte.

"Ich bin glücklich mit Logan, wir wollen, dass er pusht. Wir wollen, dass die Performance stimmt, und das hat sie", bilanziert Vowles auf Sky Deutschland. Zusammengefasst: Ein positiver Arbeitstag für Logan Sargeant, das ganze Williams-Team und vermutlich die Formel-1-Nation Amerika. Hier im Formel-1-Liveticker aus Zandvoort gibt es heute alle News, Infos und Stimmen.