Der Fahrermarkt der Formel-1-Saison 2024 ist in vollem Gange. Nach der Bestätigung von Oliver Bearman bei Haas für 2025 sind (formell) nur noch sechs Cockpits offen. So auch der zweite Sitz bei Williams neben Alexander Albon, der sich Mitte Mai mit einer Vertragsverlängerung zu Williams bekannt hatte. Öffentlich macht Williams kein Geheimnis daraus, dass im Idealfall Carlos Sainz nächstes Jahr Albons Teamkollege sein würde.
Dies würde auch bedeuten, dass die Zeit von Logan Sargeant beim Traditionsteam aus dem britischen Grove enden würde. Nach einer schwierigen Rookie-Saison und einer nur selten überzeugenden zweiten Formel-1-Saison für den US-Amerikaner erscheint aber auch ein Aus bei Williams noch während der Saison 2024 möglich.
"Wir evaluieren das ununterbrochen", bestätigte Williams-Teamchef James Vowles am Freitag in Silverstone. "Was wir zu Logan gesagt haben, ist: 'Es ist eine Leistungsgesellschaft.' Du musst ständig sicherstellen, dass du dir deinen Platz im Sport verdienst." Zumindest leicht entschärfend schob Vowles aber hinterher: "Das ist die gleiche Nachricht, die es für ihn seit 18 Monaten gibt."
Zudem stellte Vowles klar, wo seine Prioritäten liegen: Ein wettbewerbsfähigeres Auto zu bauen. "Es ist kein Fahrer-Problem, unter dem wir heute leiden. Wir wurden ganz einfach bei der Entwicklung geschlagen und müssen sicherstellen, dass wir diesen Prozess beschleunigen", so der ehemalige Mercedes-Chefstratege.
Als ein Ersatz-Kandidat, sollte Williams noch während der laufenden Saison Sargeant aus dem Cockpit entfernen, wurde immer wieder Mercedes-Junior Andrea Kimi Antonelli genannt - und das nicht erst, seitdem die FIA Anpassungen an den Regularien zum Erhalt der Superlizenz vornahm.
Antonelli gilt als ein Anwärter auf den im nächsten Jahr freiwerdenden Mercedes-Sitz von Lewis Hamilton und könnte sich bei Williams für diesen Schritt empfehlen. Doch Antonellis Formel-2-Saison läuft bei weitem nicht reibungslos. Nach einem vielversprechenden Start blieb der 17-Jährige an den vergangenen beiden Rennwochenenden in Barcelona und Spielberg punktlos, wartet nach wie vor auf seinen ersten Podestplatz und belegt Rang neun in der Meisterschaft. Auf den Meisterschaftsführenden Paul Aron - bis Ende vergangenen Jahres auch Mercedes-Junior und wie Antonelli - fehlen 69 Punkte.
Dass eine schwierige Formel-2-Saison aber nicht unbedingt ein Hindernis auf dem Weg in die Königsklasse sein muss, bewies nicht zuletzt Antonellis Prema-Teamkollege Oliver Bearman. Der Brite durchlebt derzeit eine sogar noch schwierigere Saison als Antonelli und belegt nur P14 in der Meisterschaft. Anders als Antonelli hat Bearman aber bereits eine überzeugende Rookie-Saison und einen Grand-Prix-Einsatz hinter sich.
Aber auch im eigenen Junioren-Kader verfügt Williams aktuell über Formel-2-Talent. Franco Colapinto und Zak O'Sullivan absolvieren wie Antonelli aktuell ihre Rookie-Saison in der Nachwuchsserie. Colapinto belegt dabei als drittbester Rookie den fünften Meisterschaftsrang und konnte bereits das Sprintrennen in Imola gewinnen sowie zuletzt in Barcelona und Spielberg zwei zweite Plätze im Hauptrennen einfahren. Zudem nahm Colapinto im ersten Freien Training in Silverstone zum ersten Mal an einer Formel-1-Session an einem Grand-Prix-Wochenende als Ersatz für Sargeant teil.
Ein Testlauf für eine mögliche Beförderung soll dies Vowles zufolge aber nicht gewesen sein. "Es war einfach eine Belohnung für eine gute Entwicklung und wir müssen zwei FP1-Sessions (mit Rookies; d. Red.) in einer Saison machen", so der 45-Jährige. Zwar beförderte Williams 2023 ausgerechnet mit Sargeant bereits einen Rookie aus dem eigenen Junior-Kader nach nur einer Formel-2-Saison, wobei diese Entscheidung aber noch auf Vowles-Vorgänger Jost Capito zurückzuführen ist.
"Du kannst einen Fahrer wirklich verbrennen, wenn du ihn zu früh in ein Auto steckst", meint Vowles. "Und tatsächlich sieht man in der modernen Formel 1, dass Rookies als Resultat der Dinge straucheln. Es geht also nicht einfach darum: 'Exzellent, du hast dich ziemlich gut in der Formel 2 geschlagen, du hast ein Podium.'"
Stattdessen sieht Vowles es als die Aufgabe von Williams' Junioren-Programm an, dem eigenen Nachwuchs zunächst eine gewisse Test-Zeit in älteren Formel-1-Autos zu ermöglichen. "Damit wir sicherstellen, dass, wenn wir sie zukünftig auswählen, sie effektiv in der stärksten Position sind, in der sie sein können. Und das haben wir Franco zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereitgestellt."
Eine weitere Entscheidungsgrundlage für ein möglicherweise verfrühtes Sargeant-Aus oder einen längeren Verbleib des 23-Jährigen könnte das nun anstehende Wochenende in Großbritannien darstellen. Dieses wird heute mit dem Trainings-Freitag eingeläutet. Alle News zu den ersten Sessions des Wochenendes findet Ihr hier im Liveticker:
diese Formel 1 Nachricht