Lewis Hamilton kam im Qualifying zum Großen Preis der Niederlande nicht über Platz 13 hinaus. Der Rekordsieger der Formel 1 verpasste damit sogar den Einzug in das letzte Qualifying-Segment. "Ich war einfach nur langsam", sagte Hamilton nach der Zandvoort-Qualifikation selbst. Mercedes Teamchef Toto Wolff sah das komplett anders: "Lewis hatte das ganze Wochenende eine wirklich gute Pace. Da war es schmerzvoll mitanzusehen, dass er wegen des Verkehrs nicht in Q3 gekommen ist."

"Die Behinderung war ziemlich hässlich. Ich weiß nicht, warum es zu einem Muster wird, ob es ihnen einfach egal ist oder weil sie nicht bestraft werden", ärgerte sich Wolff, der regelrecht in Rage gerät: "In Q1 war es eine klare Behinderung durch Alonso und es gibt nicht einmal eine Untersuchung. Manche müssen die Augen aufmachen, das hat ihn Q3 gekostet."

Wolff will harte Strafen: Dann schauen sie in den Spiegel

Tatsächlich untersuchten die Stewards die Szene aus Q1 mit Fernando Alonso nicht weiter. Der Spanier wurde selbst in eine Kettenreaktion im letzten Sektor verwickelt und stand deshalb Hamilton unglücklich im Weg. Eine weitere Behinderung durch Lance Stroll ging zur Untersuchung. In Q1 kam Hamilton aber so oder so mit einem blauen Auge davon und qualifizierte sich auf Rang zwölf für Q2.

Den entscheidenden Zwischenfall mit Tsunoda in Q2 ging aber ebenfalls zur Untersuchung. "Tsunoda ist ein netter Kerl, aber er hat Lewis auf seiner schnellen Runde behindert. Lewis musste nach innen. Es sieht so aus, als hätte das nicht viel gekostet, aber er musste von der trockenen Linie aufs Feuchte. Das kostet. Eine Zehntel hätte ihn ins Q3 gebracht", so Wolff. Hamilton fehlten 0,086 Sekunden auf den Q3-Einzug.

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton
Regen machte das Verkehrs-Management in Zandvoort noch schwieriger, Foto: LAT Images

Wolff wünscht sich ein Durchgreifen der Stewards: "Wir müssen härter mit Strafen sein, dann schauen die Leute auch wieder in die Spiegel." Hamilton selbst sah die Szene deutlich gelassener. "Das hätte keinen Unterschied gemacht", meint der Ex-Weltmeister.

Tatsächlich zeigen auch die Daten, dass Hamilton durch Tsunoda nicht vom Gas gehen musste. Hamilton lief zwischen der vorletzten und letzten Kurve auf den AlphaTauri-Piloten auf und musste etwas von der Ideallinie, die zu diesem Zeitpunkt schon weitestgehend abgetrocknet war. Allerdings musste er dabei nicht vom Gas und verlor laut Telemetrie auch keine Zeit.

Die Stewards entschieden nach langen Ermittlungen um 18:50 Uhr trotzdem, Tsunoda um drei Plätze nach hinten zu versetzen. Der AlphaTauri-Pilot habe sich auf der Ideallinie befunden und eindeutig Platz und Gelegenheit zum Ausweichen gehabt. Daher war das Behindern unnötig, und daher gibt es eine Strafe. Für den Q1-Zwischenfall mit Lance Stroll gab es keine Strafe. Der stand, so die Stewards, Hamilton zwar im Weg, aber war gerade dabei zu beschleunigen und nur mehr unwesentlich langsamer. Die Kriterien für "unnötige Behinderung" waren damit nicht erfüllt.

Hamilton in Zandvoort langsam: Nicht nur Verkehr ein Problem

Tatsächlich hatte Hamiltons Ausscheiden andere Gründe. Einerseits hatte er die gesamte Qualifikation über mit der Performance zu kämpfen. Andererseits erwischte Mercedes ein schlechtes Timing. Weil die Strecke immer weiter abtrocknete, wechselten am Ende von Q2 fast alle Piloten auf frische Intermediates. Der Mercedes-Plan sah für Hamilton vor, darauf eine schnelle Runde, anschließend eine Abkühlrunde und anschließend wieder eine schnelle Runde zu fahren.

Doch die erste schnelle Runde begann Hamilton zu dicht hinter Lando Norris, der ebenfalls pushte. Der Mercedes-Pilot brach die Runde spät ab und nahm sofort Anlauf für eine weiteren Versuch. Dabei überhitzten aber die Reifen. Das war genau jene Runde, in der er auf Tsunoda auflief und trotzdem noch seine schnellste Q2-Zeit fuhr. Die anschließende Runde musste er frühzeitig abbrechen, weil weder Reifentemperaturen, noch Batteriestatus passten.

Trotzdem bleibt Wolff dabei: Der Verkehr soll Hamilton um den Q3-Einzug gebracht haben. Weil Verkehr im Qualifying wieder vermehrt zu einem Problem der Formel 1 wird, fordert der Österreicher Härte. "Die Antwort darauf lautet: Strafen, Strafen, Strafen. Wenn du weißt, dass für Steuerhinterziehung nicht bestraft wirst, dann hinterziehst du Steuern. Ich verstehe nicht, warum diese Dinge nicht bestraft werden." Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Zandvoort gibt es hier im Liveticker.