Eigentlich sollte Oliver Bearman jubeln: Bei seinem ersten Formel-1-Qualifying vor Heimpublikum in Silverstone stellte er seinen Haas auf den achten Platz. Doch weil er wenige Stunden davor im 3. Training zu schnell unter Rot gewesen und dabei auch verunfallt war, muss er 10 Plätze zurück. P18 ist für ihn und für sein Team schwer zu verdauen. Erst recht, weil Bearman Wiederholungstäter ist.

In Monaco hatte er schon im Training bei einer roten Flagge Carlos Sainz überholt. Auch dort wurde er um 10 Plätze nach hinten versetzt. Damals konnte er sich wenigstens noch darauf berufen, dass der Abbruch kurz vor seinem Manöver gekommen war. Er hatte dort nur überholt, weil er nicht abrupt hatte verlangsamen wollen. Für das Silverstone-Fiasko inklusive Crash gibt es aber absolut keine Ausreden.

Oliver Bearman betreten: Darf in der Formel 1 nicht passieren

Bearman hatte lange nach der roten Flagge noch einmal hin zur Boxeneinfahrt auf 260 km/h beschleunigt. Dadurch war er nicht nur viel zu schnell, sondern drehte sich auf den kalten Bremsen auch noch in der Wand. "Einfach eine Fehleinschätzung meinerseits", ist er nach dem Qualifying niedergeschlagen. "Ich habe die kalten Bremsen und Reifen nicht bedacht. Ein dummer Fehler. Das darf auf diesem Level nicht passieren."

"Dass Ollie diesen Fehler in FP3 macht und zum zweiten Mal um 10 Plätze zurückversetzt wird ist nicht gut", ärgert sich Haas-Teamchef Ayao Komatsu. "Wir starten von P18. Damit müssen wir jetzt zurechtkommen. Noch einmal darf das nicht passieren."

P8 wäre Bearmans bester Startplatz seiner Formel-1-Karriere gewesen. Noch nie war er in den 14 vorangegangenen Grands Prix über P10 hinausgekommen. Das macht es erst recht frustrierend - weil er erstmals das Auto dazu hatte. Der neue Unterboden, den Haas hier an die Strecke gebracht hat, scheint das davor in schnellen Kurven problematische und im Qualifying oft unberechenbare Auto nun in beiden Aspekten deutlich verbessert zu haben.

"Das Upgrade zeigt ganz klar Potenzial", unterstreicht Bearman. "Legitim in Q3 zu sein ist ein gutes Gefühl. Ich bin auch mit nur einem Reifensatz durch Q2 gekommen. Das schaffen sonst nur die Top-Teams. Wir hatten eigentlich ein richtig starkes Qualifying. Das Auto fühlte sich toll an, so gut wie noch nie für mich. Da bin ich natürlich richtig enttäuscht von mir. Ich habe das Team im Stich gelassen."

Haas ergänzt Kommunikations-Fehler bei Esteban Ocon

Der zweite Haas mit Esteban Ocon am Steuer konnte die Qualifying-Fortschritte nicht bestätigen - was aber nicht Ocons Schuld war. Er und seine Ingenieure bekamen das Timing der entscheidenden Outlap in Q2 nicht auf die Reihe, woraufhin Ocon sich in langsamer Fahrt im ersten Sektor plötzlich in einer Position fand, wo er nur Meter von einem Behindern von Max Verstappen am Scheitelpunkt der Village-Haarnadel entfernt war.

Esteban Ocon im Haas vor Teamkollege Esteban Ocon
Haas scheiterte im Silverstone-Qualifying an sich selbst, Foto: Haas F1 Team

"Es war eine Fehlkommunikation", sagt Ocon. "Mit kalten Reifen musste ich richtig rausnehmen, um ihn nicht zu behindern. Dabei habe ich mich verbremst und mir einen Bremsplatten geholt. Die Runde war daraufhin nicht toll, ich konnte nicht spät bremsen."

Damit stehen die starken Haas auf den der Leistung nicht angemessenen Startplätzen 14 und 18. Aber die Renn-Pace des VF-25 war in den letzten Wochen schon immer gut gewesen. "Hängt vom Wetter ab", bremst Ocon den Optimismus. "Wenn der Verschleiß hoch ist, sollte das Türen öffnen. Aber bis jetzt sieht es schwieriger aus als in den letzten beiden Rennen." Bei denen war Ocon von den Plätzen 14 respektive 17 jeweils in die Punkte gefahren.