In Ungarn feiert Daniel Ricciardo sein Formel-1-Comeback bei AlphaTauri. Für zwölf Rennen ist der Australier, der 2023 eigentlich Red Bulls Ersatzmann war, offiziell an das zweite Team des Konzerns "ausgeliehen". Das befeuerte gleich Gerüchte über eine Chance auf das Cockpit neben Max Verstappen, in dem der noch bis Ende 2024 unter Vertrag stehende Sergio Perez momentan strauchelt. Dass es auch um diesen Sitz geht, will Red-Bull-Teamchef Christian Horner gar nicht abstreiten.

Allerdings nicht schon für 2024, so viel bemüht sich Horner im offiziellen Formel-1-Podcast 'F1 Nation' klarzustellen: "Natürlich werden nächstes Jahr Max und Checo unsere Fahrer sein. Aber es ist immer gut, Fahrer in Reserve zu haben. Ich denke, Daniel will sich für den 2025er-Sitz bei Red Bull bewerben." Wie es 2024 weitergeht, ist noch offen.

Ricciardo als echter Perez-Gegner bei Red Bull

"Zu AlphaTauri zu gehen sieht er als den besten Weg, um seinen Wert für 2025 zu unterstreichen", ist sich Horner sicher. Fans hat Ricciardo bei Red Bull auf jeden Fall. Seine Simulator-Leistungen sind inzwischen auf der Höhe der Einsatzfahrer, und der Reifentest am letzten Dienstag war für das Team der letzte nötige Beweis, dass die alte Form, die ihm zum Siegfahrer und teils sogar zum Verstappen-Gegner machte, noch immer vorhanden ist.

"Auf seiner dritten oder vierten Runde war er bis auf eine Sekunde an unseren Fahrern dran", verrät Horner. Pirelli kommunizierte nach 110 Test-Runden eine Bestzeit von 1:27,415, gut genug für den achten Startplatz im Großbritannien-GP am Wochenende davor. Laut Horner sei es sogar besser gelaufen: "Seine siebte Runde hätte ihn in die erste Startreihe gebracht, das war sehr beeindruckend."

Christian Horner war in Silverstone beim Ricciardo-Test vor Ort, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool
Christian Horner war in Silverstone beim Ricciardo-Test vor Ort, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Auch bei Longruns habe die Leistung gestimmt. "Der alte Daniel war noch immer da", urteilt Horner. Red Bull hatte im Dezember 2022 zuerst einen Schock erlebt, als Ricciardo, der das Team 2018 nach fünf gemeinsamen Jahren verlassen hatte, zum ersten Mal wieder im Simulator gesessen war: "Er hatte jede schlechte Angewohnheit angenommen, die man sich vorstellen konnte. Dann hat er mit seinem alten Ingenieur gearbeitet, und Schritt für Schritt haben wir es aufgelöst. Jede Session wurde besser, bis er auf dem Niveau der Rennfahrer war."

So viel Unterstützung soll auch Sergio Perez jetzt aber erst einmal bekommen. Dass der schon für 2024 gegen Ricciardo ausgetauscht wird, will Horner gar nicht erst andeuten: "Er ist noch immer Zweiter in der WM, hat zwei Rennen gewonnen, hat die Saison in so toller Form begonnen. Wir wollen ihm einfach helfen, diese Form wiederzufinden."

Red Bull feuert Nyck de Vries: Warum warten?

Ricciardo also als Kandidat für 2025? Nyck de Vries verkommt zum Nachsatz. In Runde elf des Reifentests fiel die finale Entscheidung, erinnert sich Horner: "Ich glaube, die Lage war klar. Warum warten? Wenn wir etwas unternehmen, dann sollten wir es gleich erledigen und Daniel zwölf Rennen geben, um zu sehen, was er kann."

Horner bestätigt, dass er von Beginn an Zweifel hatte, den 28-jährigen de Vries ins Auto zu setzen: "Ja. Schaut, Nyck ist ein sehr fähiger Fahrer, ein Meister in der Formel E und Formel 2, aber er hat ganz klar sehr viel Erfahrung und ist alterstechnisch kein Nachwuchspilot. Es war einfach nicht ersichtlich, wie er in das Junior-Programm passte. Er war immer nur eine Zwischenlösung."

Als die Leistungssteigerung ausblieb, wurde es für Red Bull interessanter, den im Simulator wieder erstarkten Ricciardo im echten Auto zu sehen. Die Erwartungen in Sachen Ergebnisse sind allerdings erst einmal niedrig, schließlich ist das Auto eines der schlechtesten, vielleicht das Schlechteste im Feld.

Ricciardo selbst akzeptiert das: "Das AlphaTauri-Auto ist, was es ist. Ich werde fahren, und dann schauen wir. Ich will nicht zu viele vorgefertigte Ideen darüber haben. Wenn es ein Auto ist, dass sich ausbalanciert anfühlt, dann kann ich denke ich damit arbeiten." Am nächsten Wochenende in Ungarn beginnt das Abenteuer. Passt in den letzten Rennen die Leistung, wäre es auf jeden Fall eine Option, Ricciardo die ganze Saison 2024 zu geben. Um dann zu schauen: Wer sitzt 2025 im Red Bull?

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