Das Nachbeben des Track-Limits-Debakels beim Österreich Grand Prix war auch eine Woche später in Silverstone zu spüren, wenn auch nicht so intensiv wie in Spielberg. Diesmal waren die Protagnisten der Diskussion um die Streckenbegrenzung nicht das halbe Fahrerfeld, sondern Pierre Gasly und Lance Stroll. Letzterer schob sich in Runde 39 nach einer Attacke in der Stowe-Kurve an Gasly vorbei, verließ dabei allerdings die Strecke mit allen vier Rädern. "Er war außerhalb der Strecke", funkte der Alpine-Fahrer. "Er muss mir die Position jetzt zurückgeben!" Dass Stroll in besagtem Zweikampf tatsächlich außerhalb der Strecke war, erkannten auch die Stewards an und der Kanadier bekam eine Track-Limits-Verwarnung. Zurückgeben musste er den Platz allerdings nicht.
Track-Limits-Vergehen: Gasly fordert Konstanz
Die Entscheidung der Stewards stieß bei Pierre Gasly auf völliges Unverständnis. "So wurde mir das Racing von der FIA beigebracht", erklärte Gasly. Nach dem Rennen schlug der Franzose bei der Beurteilung der Szene in eine ähnliche Kerbe wie Haas-Teamchef Günther Steiner vor sechs Wochen in Monaco und kritisierte die fehlende Konstanz bei den Entscheidungen der Stewards.
"Für mich war es ziemlich eindeutig", sagte Gasly nach dem Rennen. "Es stand schon immer in den Regeln, dass man die Strecke nicht verlassen und dadurch einen Vorteil erhalten darf. Er [Stroll] war mit allen vier Rädern außerhalb der Strecke - das ist ein Vorteil." Und weiter: "In Spielberg habe ich insgesamt 15 Sekunden als Strafe wegen der Track Limits bekommen. Hier verliere ich eine Position, weil er von der Strecke fährt und nichts passiert", beschwerte sich Gasly. "Alles, worum ich bitte, ist Konstanz. Wenn es erlaubt ist, alles gut. Aber dann muss es für jeden erlaubt sein. Ich bin extrem verwirrt darüber, was derzeit passiert."
Stroll selbst stimmte dem Urteil des Alpine-Fahrers nicht zu. "Er hat mir keinen Platz gelassen und mich einfach von der Strecke abgedrängt, wofür ich eine Verwarnung wegen der Track-Limits bekommen habe", sagte der Kanadier. "Als ich ihn das nächste Mal überholen wollte, hat er mir wieder keinen Platz gelassen."
Zweikampf geht in die nächste Runde - Gasly schrottet Radaufhängung
Damit spielte Stroll auf das zweite Aufeinandertreffen der beiden Piloten an. Nach einem Totalschaden an Kevin Magnussens Motor wurde in Runde 34 das Safety-Car auf die Strecke gerufen und das Feld zog sich wieder zusammen. Als dieses wieder reingeholt wurde, entwickelte sich bei noch 14 verbleibenden Runden ein Showdown um die letzten Punkteränge bei dem die beiden Protagonisten erneut in einen Zweikampf verwickelt waren - diesmal allerdings mit Kollision. Anders als bei der ersten Auseinandersetzung legte sich die Rennleitung auf Stroll als Hauptschuldigen fest und belegte ihn mit einer 5-Sekunden-Strafe. Pierre Gasly beschädigte hingegen bei der Kollision seine Hinterradaufhängung, schleppte sich noch an die Box und musste das Rennen aufgeben.
Den Vorfall und die daraus resultierenden Strafe beurteilte Stroll nach dem Rennen so: "Also, wenn ich mehr Platz bekommen hätte, hätte ich nicht in der Art und Weise auf die Strecke zurückkommen müssen und wir hätten uns nicht berührt. Ihr [Medien] könnt das entscheiden."
Alpine-Albtraum-Wochenende: Punktlos trotz guter Pace
Die Kollision zwischen Gasly und Stroll war nur die Spitze des Eisbergs eines katastrophalen Wochenendes für Alpine. Die Zuverlässigkeitsprobleme folgten dem französischen Team auch nach Silverstone und Esteban Ocon musste seinen A523 bereits in Runde 18 des Rennens mit einem Hydraulikleck abstellen. Des Weiteren verpasste Alpine im Qualifying mit beiden Autos das Q3 und blieb damit hinter den eigenen ambitionierten Zielen zurück. Dennoch schien der Alpine im Rennen deutlich besser zu laufen. Zum Zeitpunkt des Hydrauliklecks lag Ocon auf dem neunten Platz, bei Gaslys folgenschwerem Zweikampf lag er auf dem elften Platz. Statt mit einer potenziellen doppelten Punkteausbeute trat Alpine mit 0 WM-Zählern die Heimreise aus Silverstone nach Enstone an. Als Folge musste das Team sogar den fünften Platz in der Konstrukteurswertung an das wiedererstarkte McLaren-Team abgeben.
"Ich bin sehr enttäuscht, denn der erste Teil des Rennens verlief sehr gut", analysierte Gasly nach dem Rennen. "Wir konnten Fernando jagen und hatten einen guten Speed. Auf den Geraden waren wir aber etwas zu langsam, um ihn zu attackieren. Trotzdem hat es sich gut angefühlt, in dieser Gruppe mitzufahren, zumindest bis unsere Bemühungen zerstört wurden."
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