Alpine ging im turbulenten Formel-1-Qualifying in Miami als einer der großen Sieger hervor. Nach dem Flop von Baku landeten Pierre Gasly und Esteban Ocon in den USA auf den Startplätzen fünf und acht. Grund zur Euphorie sahen die Fahrer dennoch nicht. Pierre Gasly ist durch die vielen Fehlschläge in der Saison 2023 ein gebranntes Kind. Bei Esteban Ocon überwog der Frust über seine verpassten persönlichen Ziele. Er hatte sich vor dem Teamkollegen gesehen.

"Viel mehr. Viel, viel mehr" wäre für Ocon laut eigenen Angaben im Q3 drin gewesen, doch im Klassement reihte er sich mit anderthalb Zehntelsekunden Rückstand auf Pierre Gasly ein. In den ersten beiden Teilen des Qualifyings hatte er teamintern jeweils die Nase vorne gehabt. "Es fühlt sich mal wieder wie eine verpasste Chance an, und wieder ist es etwas, das nicht in unserer Hand lag", klagt er am Mikrofon von Sky Sports F1.

Ähnlich wie Weltmeister Max Verstappen hätte er den zweiten Run gebraucht, obwohl er seinen ersten Versuch im Gegensatz zum Niederländer nicht mit einem Fahrfehler weggeworfen hatte. "Ich bin eine sinnlose Runde auf dem gebrauchten Reifen gefahren. Die war für nichts anderes gedacht, als dafür, sich aufzuwärmen. Und die Runde fühlte sich auf dem angefahrenen Reifen auch nicht gut an", erklärt Ocon.

Seine Schlussoffensive war im vollen Gange, als ihm der Unfall von Charles Leclerc in Kurve sechs den Wind aus den Segeln nahm. "Ich war schon zwei Zehntel gegenüber meiner Zeit aus dem Q2 vorne und wusste, dass die Top-5 drin sind. Ich habe die ersten Kurven richtig gut getroffen aber hatte dann keine Chance, es zu Ende zu bringen, weil sofort die rote Flagge kam", so der 26-Jährige.

Gasly hätte Magnussen gerne noch erwischt

Der Teamkollege hatte diese Probleme nicht. Gasly fuhr im ersten Run ebenfalls mit angefahrenen Reifen und war dabei schneller unterwegs. "Ich habe auf dem gebrauchten Reifen immer noch eine starke Runde hinbekommen, als es darauf ankam", freut sich der Franzose. Doch auch er hätte sich noch etwas mehr ausgerechnet, wie er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com gesteht.

"Es war mit Kevin sehr eng. Mit einer weiteren Runde hätte ich ihn auch noch erwischen können. Wir reden hier von nur zwei Hundertstelsekunden", sagt er. In einer Sache sind sich die beiden Alpine-Piloten allerdings einig. Nach der Enttäuschung beim Aserbaidschan GP sind die Startpositionen wie Balsam auf den Seelen der geschundenen Franzosen.

"Wir haben in der Session alles gemacht, was wir machen mussten und haben das Auto im Training wirklich verbessert. Nach Baku haben wir zurückgeschlagen und in der Hinsicht freue ich mich sehr für das Team", so Ocon. Für Gasly machte das klassisch Wochenendformat den Unterschied, nachdem es in Baku beim Sprint-Format nur ein Training über 60 Minuten gegeben hatte: "Wir sind da mit dem falschen Fuß aufgestanden und konnten das Auto dann nicht mehr verändern. Dafür haben wir den Preis bezahlt."

Pierre Gasly entschied das teaminterne Alpine-Duell im Qualifying in Miami für sich, Foto: LAT Images
Pierre Gasly entschied das teaminterne Alpine-Duell im Qualifying in Miami für sich, Foto: LAT Images

Gasly fürchtet Alpine-Fluch

Doch nicht nur in Baku wurde Alpine kräftig zur Kasse gebeten. Ein Rennen davor waren Gasly und Ocon im Chaos-Restart in einen Unfall verstrickt, als beide auf Punktekurs lagen. Gasly möchte keine Fortsetzung dieser Pechsträhne sehen: "Ich will mich nicht zu früh freuen. Die Punkte gibt es erst am Sonntag und wir waren schon einmal in einer guten Position, um Punkte zu holen und dann ging alles innerhalb weniger Runden den Bach herunter, so wie in Melbourne. Ich will erst einmal die Zielflagge sehen."

Die hervorragenden Positionen in Resultate zu verwandeln, wird zudem schwer genug. Er rechnet fest damit, dass Verstappen und Leclerc aus ihren ungewohnten Startpositionen das Feld aufmischen werden. Dafür will er Kevin Magnussen die Position streitig machen, die er im Qualifying nicht erobern konnte. "Mein Ziel ist, Kevin so schnell wie möglich zu überholen. Sie haben im Rennen normalerweise Probleme mit ihren Reifen. Wenn wir ihn überholen, können wir ein schönes Rennen haben", so Gasly.

Ocon ist zuversichtlich, dass Alpine bei der Longrun-Pace die besseren Karten hat: "Ich denke, wir können die Pace aus dem Quali ins Rennen übertragen. Es gibt keine Anzeichen, dass es für uns im Rennen schwieriger werden könnte. Wir müssen nur die Strategie richtig hinbekommen, was auch nicht einfach wird." Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Miami gibt es hier im Liveticker.