Insgesamt war der Monaco GP 2024 kein moderner Klassiker. Besonders die erste Runde des achten Grands Prix des Jahres sorgte jedoch für einigen Gesprächsstoff - und Konflikte abseits der Strecke. Im Zentrum stand dabei neben der Kollision zwischen Kevin Magnussen und Sergio Perez vor allem der teaminterne Zwist bei Alpine.
In der Portier-Kurve attackierte Esteban Ocon seinen Teamkollegen Pierre Gasly mit einem gewagten Manöver im Kampf um Platz zehn. Es kam zur Kollision und Ocon hob ab. Für den Franzosen war das Rennen beendet. Gasly konnte zwar weiterfahren und P10 behaupten, dennoch kritisierten der 28-Jährige und Alpine-Teamchef Bruno Famin Ocon scharf.
Danner über Ocon-Manöver: Das geht nicht
In den Kreis der Ocon-Kritiker reiht sich auch der ehemalige Formel-1-Pilot Christian Danner in der neuesten Ausgabe des 'AvD Motorsport-Magazins' ein. "Das war natürlich dumm, viel zu aggressiv und ich würde leider sagen: Typisch Ocon", so die schonungslose Analyse des 66-Jährigen.
"Das geht nicht und ist einfach blöd. Es bringt wirklich nichts und die waren ausnahmsweise sogar relativ kompetitiv", so Danner weiter. "Also waren beide in der Lage, in die Punkte zu fahren. Und sowas zu gefährden ist schon sehr kontraproduktiv, sehr destruktiv dem Team gegenüber. So gesehen hat es mich nicht gewundert, dass Bruno Famin ordentlich sauer war."
Danner fordert: Doohan statt Ocon für ein Rennen
Der seit der Sommerpause 2023 als Alpine-Teamchef amtierende Famin hatte nach dem Rennen Konsequenzen für Ocon angekündigt. Wie diese genau aussehen könnten, lies der Franzose offen. "Als Chef muss ich eigentlich sagen: 'Mein lieber Freund, du setzt mal ein Rennen aus und jetzt fährt Jack Doohan. Punkt'", spricht sich Danner für einen extremen Ansatz bei der Sanktionierung der Geschehnisse aus. "Dann lernt Ocon." Doohan, Dritter der Formel-2-Saison 2023, ist derzeit Ersatz- und Simulator-Fahrer bei Alpine.
Bei einer weniger konsequenten Bestrafungsmethode drohe Danner zufolge das Ausbleiben eines langfristigen Lerneffekts. "Wenn er es anders macht, nur mit Standpauke, dann geht das ins linke Ohr rein und ins rechte Ohr wieder raus", prognostiziert der langjährige RTL-Kommentator.
Alpine mit schlechtestem Saisonstart seit Werks-Comeback
Und genau das könne nicht im Interesse Alpines sein, argumentiert Danner: "Denn die Attitüde mit der Ocon fährt, ist einfach genau falsch für ein Team, das sowieso darum kämpft, irgendwie halbwegs wieder auf die Füße zu kommen." Alpine erlebt derzeit die schlechteste Formel-1-Saison seit dem Comeback als Renault-Werksteam 2016. Nur einen Zähler konnte das Team aus dem britischen Enstone bis zum Monaco-GP für sich verbuchen. Durch Gaslys zehnten Platz im Fürstentum kam ein weiterer Zähler dazu - trotz Ocon-Kollision.

Dennoch rutschte Alpine in Monaco wieder auf den vorletzten Platz der Konstrukteurs-Wertung ab. Denn Alexander Albon sicherte Williams auf P9 die ersten Punkte des Jahres. Zwar sind Williams und Alpine punktgleich, das Traditionsteam auf Grove kann jedoch das bessere Einzelresultat für sich verbuchen.
Konsequenzen für teaminterne Kollision: Danner sieht Mercedes als Vorbild
Für Alpine ist jede Chance auf Punkte im Jahr 2024 also bislang Gold wert. Deswegen wiegt die Kollision in Monaco für Danner besonders schwer. "Und deswegen glaube ich schon, dass er (Famin; d. Red.) mit zwei, drei Nächten drüber geschlafen eine krasse Entscheidung treffen muss. Sodass er für den Rest des Jahres, wo wir noch wahnsinnig viele Rennen vor uns haben, in dieser Angelegenheit endlich Ruhe hat", so Danner. "Und die einzige Sprache, die er (Ocon; d. Red.) da versteht, ist: Du setzt jetzt mal ein Rennen aus."
Als ein Beispiel dafür, was harte Maßnahmen bei Fahrern bewirken können, zieht Danner das Mercedes-Teamduell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton heran. Die beiden Silberpfeil-Piloten kollidierten in ihrer gemeinsamen Zeit als Stallkontrahenten mehrfach. Beim Spanien-GP 2016 sorgte eine Startkollision für einen Doppelausfall.

"Da hat Toto Wolff relativ rigide eingegriffen und gesagt: 'Ihr zahlt euren Schaden selbst'", erinnert Danner. "Ich glaube der Rosberg hat 350.000 und der Hamilton 450.000 Dollar zahlen müssen. Jetzt kannst du sagen, wenn einer 20, 30, oder 50 Millionen Dollar verdient, sind ihm 300.000 Dollar wurscht. Bei Ocon ist das aber anders", glaubt der 35-fache GP-Starter.
Deshalb hält Danner auch eine derartige Strafe für eine plausible Variante: "Eine ganz harte finanzielle Strafe ist auch noch etwas, das funktionieren könnte." Gleichzeitig schiebt Danner hinterher: "Nachhaltiger wäre sicherlich ein Päuschen für Ocon."
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