Alpine wurde in der Formel-1-Saison 2023 bislang häufig unter Wert geschlagen. Oder besser gesagt: Schlug sich selbst unter Wert. Denn die Schuld an der schwachen Ausbeute in den ersten Rennen lag größtenteils bei den Fahrern und beim Team und weniger bei der Konkurrenz. Nach Australien konnte es scheinbar nicht mehr schlimmer kommen. Doch das französische Team setzte in Baku nochmal einen drauf.

Die Misere beim Aserbaidschan-GP begann schon am Freitag mit Defekten an beiden Autos und einem Feuer bei Pierre Gasly. Der ehemalige AlphaTauri-Pilot war es auch, der - unter anderem aufgrund mangelnder Trainingszeit - seinen frisch reparierten Alpine im Qualifying in der Wand versenkte. Ocon musste schließlich beide Rennen aus der Box aufnehmen, da das Team unter Parc-Ferme-Bedingungen eine Setupänderung durchgeführt hatte.

Alpine mit Setup-Notfall: Auto sonst illegal

Alpine-Sportdirektor Alan Permane sagte, dass man diese Entscheidung als Vorsichtsmaßnahme durchführen musste. "Wir machten uns Sorgen über die Abnutzung unserer Planke", erklärte er. Gemeint ist damit die Struktur am Unterboden des Formel-1-Fahrzeugs, welche direkte Berührungen mit dem eigentlichen Unterboden vermeidet. Die Maße dieser 'Plank' sind reglementiert, und somit auch eine übermäßige Abnutzung dieser.

Alpine hatte sich offensichtlich am Aufhängungs-Setup verzockt. "Wir waren sehr besorgt darüber, dass das Auto zum Ende des Rennens beziehungsweise vor dem Ende des Rennens illegal werden könnte", so Permane. Aufgrund des Mangels an Trainingszeit fiel dem Team dieser Faktor erst unter Parc Ferme auf.

Null Punkte für Alpine: Gasly & Ocon mit Strategie-Pech

Im Rennen starteten so beide Piloten von weit außerhalb der Punkte. Einerseits stellte sich Überholen auf dem highspeed-lastigen Baku City Circuit als überraschend schwierig heraus, andererseits reichte die Alpine-Pace auch im Rennen nicht aus, um wirklich Druck zu machen. So stand am Ende des Rennsonntags ein Nuller zu Buche.

"Wir müssen sicherstellen, dass das nie wieder passiert. Denn wir waren eindeutig nicht dort, wo wir hingehören. Wir müssen das analysieren und sicherstellen, dass wir in Zukunft nicht wieder so unterperformen", forderte Gasly nach dem Rennen.

Pierre Gasly geht mit Alpine in Baku leer aus, Foto: LAT Images
Pierre Gasly geht mit Alpine in Baku leer aus, Foto: LAT Images

"Wir müssen dieses Rennwochenende schnell hinter uns lassen, denn es war sehr schlecht und sehr weit von dem entfernt, was wir in diesem Jahr bisher gezeigt haben", analysierte er die Pace. Auch strategisch ging der Alpine-Plan nicht auf. Pierre Gasly absolvierte als erster Fahrer überhaupt seinen Boxenstopp und wurde vom frühen Safety Car erwischt.

Für Ocon kam die SC-Phase ebenfalls ungünstig. Der 26-Jährige war als einiger von wenigen Piloten auf den harten Reifen gestartet und konnte so nicht von der Rennneutralisation profitieren. Ihm blieb nicht mehr übrig, als auf ein weiteres Safety Car spät im Rennen zu spekulieren.

"Wir versuchten die harten Reifen bis zum letzten Moment durchzubringen und hofften auf ein Safety Car oder darauf, dass etwas passiert, damit wir Zeit oder Plätze gutmachen können", erklärte Ocon seine Strategie. Auf dem reifenschonenden Stadtkurs brachte er die Pneus bis zu seinem Pflichtstopp auf der vorletzten Runde durch. Doch eine SC-Phase blieb aus und damit auch die letzte Chance auf etwas Zählbares.