Sergio Perez hat am Sonntag in Aserbaidschan einen souveränen zweiten Sieg in der Formel-1-Saison 2023 gefeiert. Der Mexikaner profitierte von einer Safety-Car-Phase und lieferte sich danach eine intensive Verfolgungsjagd mit seinem Verfolger Max Verstappen. Der Weltmeister konnte die Pace seines Red-Bull-Teamkollegen nicht mitgehen und musste sich im Ziel mit Platz zwei begnügen. Für Perez war der sechste Triumph seiner F1-Karriere zugleich sein zweiter in den Straßen von Baku. Ferrari-Pilot Charles Leclerc komplettierte als Dritter das Podest.

Red Bull bestimmte das Geschehen im Grand Prix von Beginn an. Bei Freigabe des DRS ging Verstappen sofort an Leclerc vorbei und übernahm die Führung. Perez zog wenige Runden später nach, womit die Verfolgungsjagd zwischen den beiden Teamkollegen erstmals eröffnet war. Die durch Nyck de Vries in Runde elf ausgelöste Safety-Car-Phase sorgte für vertauschte Rollen.

Verstappen hatte unmittelbar vor der Neutralisierung gestoppt, während die Konkurrenz von der Gelbphase profitierte und mit minimalem Zeitverlust auf den harten Reifen wechseln konnte. Perez übernahm auf diese Weise die Führung vor Leclerc und Verstappen. Letzterer schob sich beim Restart umgehend auf Platz zwei vor und folgte Perez über viele Runden wie ein Schatten.

Kurz nach Rennhalbzeit musste Verstappen abreißen lassen. Zehn Runden vor dem Ziel war er auf dreieinhalb Sekunden hinter Perez zurückgefallen. In der Schlussphase waren die Positionen bezogen. Nach 51 Runden überquerte Perez die Ziellinie mit zwei Sekunden Vorsprung auf Verstappen als Erster. Leclerc wurde 20 Sekunden hinter dem Sieger als Dritter abgewunken.

Das Ergebnis: Hinter dem Podium belegte Fernando Alonso den vierten Platz. Die Top-10 komplettierten Carlos Sainz, Lewis Hamilton, Lance Stroll, George Russell, Lando Norris und Yuki Tsunoda. Russell holte sich mit einem späten Pitstop für weiche Reifen außerdem den Bonuspunkt für die schnellste Runde. Nico Hülkenberg fuhr lange Zeit auf Platz zehn, musste kurz vor Schluss jedoch zum Boxenstopp kommen und rutschte damit auf Rang 17 ab.

Formel 1 Baku 2023: Die Highlights

Highlight 1: Sergio Perez feiert zweiten Saisonsieg

Highlight 2: Max Verstappen vom Teamkollegen geschlagen

Highlight 3: Erstes Sonntagspodest der Saison für Charles Leclerc

Highlight 4: George Russell holt Bonuspunkt für die Fastest Lap

Formel 1, WM-Tabelle 2023: Big Point für Sergio Perez

Der WM-Stand:Die Pole Positions von Charles Leclerc waren am Ende nur ein Ferrari-Strohfeuer. Der große Sieger des Baku-Wochenendes heißt Sergio Perez. Als Gewinner des Sprints und des Grand Prix holte er in der WM-Tabelle neun Zähler auf Titelverteidiger Max Verstappen auf. Fernando Alonso verpasste erstmals in diesem Jahr das Podest, holte durch den Sprint aber wieder 15 Punkte und rangiert in der Gesamtwertung weiter auf Rang drei.

In der Konstrukteurswertung enteilt Red Bull weiter in großen Schritten. Mit 57 Punkten holten Perez und Verstappen das bisher beste Teamresultat in der laufenden Saison. Ferrari machte dank eines sauberen Wochenendes für Leclerc einen großen Schritt und schloss die Lücke zu Mercedes auf Platz drei um 16 Zähler. Aston Martin ist weiterhin Zweiter. Im Mittelfeld schafften es lediglich McLaren und AlphaTauri in Baku in die Punkte.

Das Wetter: Der Grand Prix auf dem Baku City Circuit ging zu einer deutlich früheren Uhrzeit als der Sprint über die Bühne. Zum Start um 15:00 Uhr Ortszeit betrug die Außentemperatur in der Hauptstadt Aserbaidschans 24 Grad Celsius und war damit etwa 4 Grad Celsius wärmer als in der Session am Samstag. Bei wolkenlosem Himmel und praller Sonne wurde der Asphalt mit 45 Grad Celsius gemessen, was über 10 Grad Celsius mehr als im Sprint bedeutete. Das Regenrisiko von 20 Prozent spielte keine Rolle.

Charles Leclerc setzt sich am Start durch

Die Startphase: Fast das gesamte Feld ging auf dem Medium-Reifen in den ersten Stint. Lediglich de Vries auf dem letzten Gridplatz sowie die aus der Boxengasse gestarteten Ocon und Hülkenberg setzten für den Rennbeginn auf die harte Mischung. Pole-Sitter Leclerc hatte beim Erlöschen der Ampeln wie schon im Sprint alles im Griff und behauptete die Führung in Kurve eins. Dahinter musste sich Verstappen kurz gegen Perez verteidigen und blieb damit Zweiter. Hinter den Top-3 folgten Sainz, Hamilton, Alonso, Stroll, Norris, Russell und Tsunoda.

Charles Leclerc setzte sich in Baku nur am Start gegen Red Bull durch, Foto: LAT Images
Charles Leclerc setzte sich in Baku nur am Start gegen Red Bull durch, Foto: LAT Images

Max Verstappen macht kurzen Prozess mit Charles Leclerc

Der frühe Rennverlauf: An der Spitze wiederholte sich das Bild aus dem Sprint. Leclerc gelang es in den ersten Runden nicht, Verstappen zu distanzieren. Der Verfolger blieb auf unter einer Sekunde am Leader dran und wurde seinerseits von Perez belagert, der sich ebenfalls für die Eröffnung des DRS-Fensters in Runde drei positionierte. Sainz musste als Vierter früh um anderthalb Sekunden abreißen lassen. Hinter ihm folgten Hamilton und die beiden Aston-Martin-Fahrer, die sich nicht abschütteln ließen.

In der dritten Runde fackelte Verstappen nicht lange und kassierte Leclerc auf der Start- und Zielgeraden mit Hilfe des DRS ohne jede Mühe. Der Weltmeister baute den Vorsprung sogleich auf über eine Sekunde aus. Perez stand nun unter Zugzwang und attackierte seinerseits Leclerc, brauchte aber bis Runde sechs, um einen Weg vorbei zu finden. Nach dem vor Kurve eins erfolgreich vorgetragenen Manöver, lag er als Zweiter etwa anderthalb Sekunden hinter Verstappen.

In den darauffolgenden Runden pendelte sich der Gap in diesem Bereich ein. Leclerc blieb seinerseits auf eine Sekunde an Perez dran. Die Pace der Führenden war ein klares Zeichen für Reifenmanagement, um den Medium-Compound so lange wie möglich am Leben zu erhalten. Im Mittelfeld gab es von Gasly, Bottas und Albon bereits ab Runde sieben die ersten Pitstops, bei denen auf den harten Reifen gewechselt wurde.

Ab Runde acht zogen Verstappen und Perez das Tempo an. Der Führende touchierte in Kurve vier leicht die Wand und meldete das Missgeschick im Funk, drehte dabei allerdings die zu diesem Zeitpunkt schnellste Runde. Perez fuhr eine fast identische Zeit und legte seinerseits eine Fastest Lap nach. Der Mexikaner rückte damit bis auf eine halbe Sekunde an Verstappen heran. Leclerc musste abreißen lassen und lag nach neun Runden bereits drei Sekunden zurück.

Max Verstappen kontrollierte das Rennen bis zur Safety-Car-Phase, Foto: LAT Images
Max Verstappen kontrollierte das Rennen bis zur Safety-Car-Phase, Foto: LAT Images

Safety Car wirft Max Verstappen zurück

Die Boxenstopp-Phase: Im Verfolgerfeld häuften sich die Reifenwechsel. Hamilton wechselte in Runde zehn auf den harten Reifen, nachdem er die Pace nicht hatte halten können und von Alonso sowie Stroll unter Druck gesetzt wurde. Der Mercedes-Pilot kam nach dem Service als Elfter zurück auf die Strecke. Verstappen meldete im Funk ebenfalls Schwierigkeiten mit der Reifenperformance, woraufhin Red Bull ihn in der elften Runde zum Service hereinholte. Das Timing erwies sich wenig später als unvorteilhaft.

Nyck de Vries leistete sich in Kurve sechs einen Fahrfehler und blieb vor der Streckenbegrenzung stehen. Der Niederländer hatte die Mauer touchiert und dabei die linke Vorderradaufhängung abgerissen. Er war danach nicht in der Lage, das Auto zu rangieren, woraufhin die Rennleitung das Safety Car auf den Plan rief. Für Verstappen waren das schlechte Nachrichten. Die Top-6 hatten noch nicht gestoppt und konnten während der Neutralisierung einen Boxenstopp mit vermindertem Zeitverlust ableisten.

Ferrari und Aston Martin zeigten fehlerfreie Doppel-Boxenstopps. Russell legte sich bei der Einfahrt mit Stroll an und fuhr gleichauf mit dem Kanadier im Arbeitsbereich der Mechaniker. Die Stewards ließen die Aktion nach einer kurzen Untersuchung ohne Strafe durchgehen. Nach den Boxenstopps lautet die Reihenfolge für den Restart Perez, Leclerc, Verstappen, Sainz, Alonso, Russell, Stroll, Ocon, Hülkenberg, Hamilton.

Das Safety Car sorgte für eine Wende im Grand Prix, Foto: LAT Images
Das Safety Car sorgte für eine Wende im Grand Prix, Foto: LAT Images

Verfolgungsjagd zwischen Sergio Perez und Max Verstappen

Der Restart: Perez kontrollierte das Geschehen beim Restart und blieb vor Leclerc. Der Ferrari-Pilot wurde beim Run auf Kurve drei dafür von Verstappen kassiert. In Turn sechs presste sich Alonso an Sainz vorbei und übernahm Platz vier. Stroll hatte derweil auch gegen Russell gekontert und war Sechster. Wenig später wurde der Brite auch von Hamilton überholt und verlor Rang sieben an seinen Mercedes-Teamkollegen.

Zwischen Perez und Verstappen entwickelte sich schnell eine Verfolgungsjagd. Das Red-Bull-Duo unterbot sich gegenseitig mit schnellsten Runden und fuhr dem Rest des Feldes gnadenlos davon. Nach zwei Runden lag Leclerc bereits vier Sekunden hinter Verstappen. Der kämpfte anderthalb Sekunden hinter Perez darum, ins DRS-Fenster zu kommen.

Der weitere Rennverlauf: Zur Rennhalbzeit in Runde 25 war die Situation an der Spitze weiter festgefahren. Der Gap zwischen Perez und Verstappen pendelte konstant zwischen einer und anderthalb Sekunden. Der Mexikaner hatte vor allem im ersten Sektor die Oberhand und konnte sich dort immer wieder Zeit zurückholen, wenn Verstappen in den anderen Streckenabschnitten aufgeholt hatte. Leclerc lag zehn Sekunden zurück.

Bewegung gab es im Verfolgerfeld nur durch Mercedes. Hamilton machte als Sechster unermüdlich Druck auf Sainz. Unmittelbar dahinter wurde Stroll von Russell belagert. Um Platz neun gab es ein Duell zwischen Ocon und Hülkenberg, die als einzige Fahrer im Feld noch nicht an der Box gewesen waren und immer noch auf dem harten Start-Reifen fuhren.

Ab Runde 27 musste Verstappen abreißen lassen. Zwei schwache Runden des Gegners reichten Perez, um sich über zwei Sekunden Luft zu verschaffen. Verstappen klagte im Funk über eine schlechte Balance und nahm dabei Bezug auf die Einstellung der Motorbremse. Perez pushte in der Folge unvermindert weiter und hatte seinen Vorsprung in Runde 37 auf über drei Sekunden ausgebaut.

George Russell holte mit einem späten Boxenstopp die Fastest Lap, Foto: LAT Images
George Russell holte mit einem späten Boxenstopp die Fastest Lap, Foto: LAT Images

Sergio Perez fährt zu einem ungefährdeten zweiten Baku-Sieg

Die Schlussphase: Auf dem Weg zur Zielflagge verwaltete Perez die Pace an der Spitze souverän. Verstappen holte immer wieder auf, doch der Leader hatte stets die richtige Antwort parat. Im Mittelfeld ging es für Hülkenberg mit abbauenden Reifen rückwärts. Erst fuhr Ocon weg, dann folgten Tsunoda, Pistrai, Albon und Magnussen. Der Deutsche und sein Haas-Team spekulierten vergebens auf eine späte Rotphase. Durch den Reifenwechsel fiel er ans Ende des Feldes zurück.

Der auf der gleichen Strategie fahrende Ocon war in der letzten Runde in eine nervenaufreibende Szene verwickelt. Die Alpine-Strategen holten ihn bei der letzten Möglichkeit zum Reifenwechsel, doch als der Franzose in die Boxengasse einbog, war das Parc fermé bereits von Personen umgeben, die mitten in der Fastlane standen. Die Menschentraube sprang zur Seite, sodass Ocon seine Boxencrew ansteuern konnte.

Die Jagd nach dem Bonuspunkt für die schnellste Runde war in der Schlussphase das größte Spannungsmoment. Leclerc hatte lange die Fastest Lap inne, wurde dann aber von Alonso unterboten. Zwei Runden vor Schluss holte sich Russell weiche Reifen ab. Verstappen fuhr in der letzten Runde zwar eine neue schnellste Runde, doch Russell war auf dem Soft-Compound noch einmal schneller.