Die Formel 1 hatte beim Großen Preis von Aserbaidschan einen Plan: Das neue Sprint-Format sollte ausgetestet werden. Doch nicht alle Teams spulten das Programm wie geplant ab. Anstelle von drei Trainingssessions hatten die Fahrer und Teams nur eine Stunde Zeit, um sich am Freitagvormittag auf das gesamte Rennwochenende vorzubereiten. Entsprechend fehlten den Ingenieuren wertvolle Daten für die Abstimmung und Wissen über das Fahrverhalten ihres Autos sowie der Reifen.

Formel 1: Teams nutzen Sprint als Renn-Generalprobe

Für Ocon waren die Punkteränge außer Reichweite, Foto: LAT Images
Für Ocon waren die Punkteränge außer Reichweite, Foto: LAT Images

Somit wurden die Formel-1-Teams in Baku vor eine große Herausforderung gestellt. Viele Rennställe legten das Freitagstraining auf die Qualifyingsessions aus, Longruns standen in der einzigen Trainingssession deshalb nicht im Fokus. Dennoch gehen nicht alle Teams gänzlich ohne Erfahrung mit den verschiedenen Reifenmischungen in die 51 Rennrunden auf dem Baku City Circuit.

So ereigneten sich im Sprint eher ungewöhnliche Szenen: Während Sergio Perez und Charles Leclerc an der Spitze um den Sieg kämpften, absolvierten Lando Norris und Esteban Ocon auf den hinteren Rängen einen Boxenstopp. Ein geplanter Boxenstopp samt Reifenwechsel kommt in einem nur 17 Umläufe dauernden Sprintrennen aber normalerweise gar nicht infrage.

Unerwartet kam dieser taktische Kniff für Pirelli-Motorsportchef Mario Isola jedoch nicht: "Wie erwartet, nutzten einige Teams, die nicht damit gerechnet hatten, heute in die Punkteränge zu kommen, die 17 Runden des Sprintrennens, um zwei verschiedene Mischungen auszuprobieren und zusätzliche Informationen für den morgigen Grand Prix zu sammeln."

Namentlich McLaren und Alpine, die aufgrund ihrer Startpositionen nichts zu verlieren hatten. Eine Aufholjagd bis in die Top-8 des Sprintrennens war unwahrscheinlich - für alle anderen Positionen gibt es so oder so keine WM-Zähler. Und anders als in den Vorjahren bestimmt das Sprintergebnis beim neuen Format eben nicht mehr die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag

Formel 1, Norris über Reifenwahl: Wir haben ein bisschen riskiert

Norris startete in Baku mit Softs in den Sprint, Foto: LAT Images
Norris startete in Baku mit Softs in den Sprint, Foto: LAT Images

Norris startete wie auch Valtteri Bottas auf den Softs, ersterer sogar auf gebrauchten Pneus. In Runde 10 kam Norris an die Box und wechselte auf frische Mediums. "Wir haben ein bisschen riskiert und dachten, die Softs würden etwas länger halten, aber leider haben sie das nicht", so der Brite. "In der ersten Kurve und beim Start waren sie vielleicht besser, aber dann waren sie viel schlechter als die Mediums, so dass ich keine Pace hatte."

"Eine Runde länger und ich wäre gecrasht", scherzte Norris. Betrübt war der Brite aber nicht. "Es war heute nicht die richtige Entscheidung, aber wir haben viel über die Reifen gelernt, was uns morgen in eine bessere Position bringt, und das ist das Wichtigste."

Auch Valtteri Bottas erlitt das gleiche Schicksal, einen Boxenstopp absolvierte er jedoch nicht. "Es hat nicht lange gedauert und zum Ende hin wurde es ziemlich schmerzhaft", gab der Finne zu. Der Medium-Reifen wäre um einiges schneller gewesen. Eine Lernkurve hatte der Alfa-Sauber-Pilot trotzdem: "Morgen werde ich die Finger von den Softs lassen."

Formel 1, Ocon: Waren ohnehin nicht in der Lage zu punkten

Ocon absolvierte im Sprint einen Boxenstopp, um Daten zu sammeln, Foto: LAT Images
Ocon absolvierte im Sprint einen Boxenstopp, um Daten zu sammeln, Foto: LAT Images

Bei Alpine-Pilot Esteban Ocon ereignete sich ein ähnliches Szenario. Nachdem das Team den Boliden aus dem Parc fermé genommen hatte, musste der Franzose aus der Boxengasse starten. Jegliche Hoffnung auf Punkte war damit verloren. Stattdessen nutzte das Team den Samstagnachmittag als Trainingsersatz. "Wir waren ohnehin nicht in der Lage, von dort aus zu punkten, wo wir angefangen hatten. Wir haben versucht, etwas zu riskieren, um auch ein paar Daten zu sammeln", so Ocon. Der Franzose startet das Rennen auf Mediums und absolvierte wie auch Norris einen Boxenstopp.

Formel 1, Mercedes: Medium-Reifen hielten gut, ohne Safety Car schwieriger

Für Mercedes kam ein verkapptes Training im Sprintrennen nicht in Frage, schließlich fuhren beide Piloten in den Top-8, dennoch entgingen auch ihnen die Versuche der anderen Teams nicht: "Der weiche Reifen sah bei denjenigen, die ihn aufgezogen hatten, sehr schwach aus", verriet Andrew Shovlin. "Es ist nützlich, vor dem Rennen zu wissen, dass man diesen Reifen vermeiden sollte."

Formel 1 Baku 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    11:30 Uhr - 12:30 Uhr: Freies Training
    15:00 Uhr - 16:00 Uhr: Qualifying für den Grand Prix
  • Samstag:
    10:30 Uhr - 11:14 Uhr: Sprint Shootout
    15:30 Uhr: Sprint
  • Sonntag:
    13:00 Uhr: Rennen (51 Runden)

Alle Infos zu den TV-Übertragungen der Formel 1 von Sky, ORF und Co. gibt es hier im kompletten TV-Zeitplan