Freie Trainings sind in der Formel 1 seit mehreren Jahren angezählt. Serien-CEO Stefano Domenicali ließ bei seinem Besuch des MotoGP-Saisonauftaktes einmal mehr aufhorchen, als er sich gegenüber dem portugiesischen Sport TV für die Abschaffung der traditionellen Freien Trainings aussprach.

Toll seien die nur für Ingenieure. Die MotoGP ist 2023 mit einem kompletten Umbruch - Sprintrennen an jedem Wochenende, dafür ein Training weniger - vorgeprescht. Die Formel 1 beschränkte sich bisher auf das Kürzen der Freitags-Trainings von 90 auf 60 Minuten. Nach wie vor sind es insgesamt drei Sessions. Tatsächlich können aber auch die Fahrer einer radikalen Änderung einiges abgewinnen.

Formel-1-Fahrer brauchen keine drei Trainings

In 180 Trainingsminuten verbringt die Formel 1 viel Zeit mit Feintuning. FP1 ist ein 60-minütiges Ingenieurs-Spektakel, bei dem Setups und Upgrades getestet werden. Mehrwert bietet das dem Fan fast keinen. Und dann gibt es noch 120 weitere Minuten, die allein für Setup-Arbeit verwendet werden.

"Drei brauchst du auch als Fahrer nicht", sagt Pierre Gasly. "Es ist nett, du kannst Details am Auto ausarbeiten und die Balance perfekt hinbekommen, aber generell sind ein oder maximal zwei Trainings mehr als genug." Viele Fahrer verweisen auf die Nachwuchsklassen. Formel 2 und Formel 3 fahren nur einmal 45 Minuten, dann geht es ab ins Qualifying.

"Es ist für mich nicht richtig, dass die Formel 1 dreimal so viele Trainings hat wie Formel 2 und Formel 3", sagt George Russell. "Die sollten mehr Trainings bekommen. Sie haben weniger Rennen, und kommen auch weniger zum Testen." In der Formel 1 wird sowieso jede Strecke im Simulator vorbereitet. Die Setup-Daten in einem einzelnen Training zu validieren und dann ins Qualifying zu starten, das sehen die Fahrer als absolut ausreichend.

Formel 1 wird langsam mit dem Sprint warm

Nur ganz einstampfen wollen die Fahrer die Trainings nicht. Ein Training braucht auch das Team, um Aero-Daten zu überprüfen, zumindest ein paar Messfahrten zu machen, die Korrelation mit dem Windkanal zu überprüfen. "Du willst nicht mit einem Auto hängenbleiben, bei dem du gar keine Chance zum Testen hast", erinnert Russell daran, dass auch die Formel 1 keine Testfahrten während der Saison hast.

Russell glaubt trotzdem: "Eine Session reicht uns allen, um alle nötigen Dinge auszuprobieren." An diesem Punkt fühlt er sich immer mehr zum Sprint-Format hingezogen. Ein Training am Freitag, dann am Abend schon Qualifying: "Ich stand nicht unbedingt hinter dem Sprint, aber jetzt habe ich da Spaß. Action am Freitag ist für uns alle wichtig, auch im Hinblick auf den Entertainment-Faktor."

Russell schlägt noch spätere Formel-1-Trainings vor

Entertainment ist nicht der einzige Faktor, den es bei einer Umgestaltung der Trainings zu bedenken gibt. Natürlich dreht es sich primär darum. Das Formel-1-Management träumt davon, dass es in jeder Session an einem Wochenende um irgendetwas geht. Für Russell spielt aber auch die Sorge um das Wohl der Teams eine nicht zu unterschätzende Rolle.

An seinem idealen Wochenende würde das erste Training am Freitag zu Gunsten der Mechaniker noch weiter zurückrücken: "Wenn du die erste Session am Freitagmorgen hast, musst du am Donnerstag hier sein, und daher am Mittwoch schon anreisen. Wenn wir das zurückschieben und Teams erlauben, am Donnerstagmorgen herzufliegen, und das über 24 Rennen hochrechnen, bekommst du fast einen ganzen Monat im eigenen Bett."

Das Problem mit dem Verschieben ist, dass die Formel 1 sich ohnehin schon an der Grenze bewegt. An den meisten Wochenenden geht es heute erst um 13:30 Uhr los. Dann ist erst um 18:00 Uhr Schluss.

Formel 1 Australien 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    03:30 Uhr - 04:30 Uhr: 1. Freies Training
    07:00 Uhr - 08:00 Uhr: 2. Freies Training
  • Samstag:
    03:30 Uhr - 04:30 Uhr: 3. Freies Training
    07:00 Uhr - 08:00 Uhr: Qualifying
  • Sonntag:
    07:00 Uhr: Rennen (58 Runden)

Alle Infos zu den TV-Übertragungen der Formel 1 von Sky, ServusTV und Co. gibt es hier im kompletten TV-Zeitplan.