Haas steht vor dem dritten Rennen der Formel 1 2023 in Australien auf Platz sieben der Gesamtwertung. Den fulminanten Saisonstart des Vorjahres konnten Kevin Magnussen und Nico Hülkenberg nicht wiederholen, doch für Teamchef Günther Steiner sind die bisherigen Ergebnisse trotzdem in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Der bis dato eine WM-Punkt hat für ihn mehr Gewicht als die üppige Ausbeute vor zwölf Monaten. Darüber hinaus lobt er die Arbeit von Nico Hülkenberg in höchsten Tönen und fühlt sich in der Entscheidung bestätigt, Mick Schumacher durch den Routinier zu ersetzen.

"Wir haben genau das bekommen, was wir wollten", so Steiner mit Blick auf Hülkenberg, der nach drei Jahren als Ersatzfahrer bei Haas wieder den Weg zurück ins Vollzeit-Cockpit fand. Die Verpflichtung des 35-Jährigen war nicht unumstritten, nachdem das Team für ihn Mick Schumacher den Laufpass gab. Doch obwohl Hülkenberg in den ersten beiden Rennen noch kein zählbares Resultat einfahren konnte, hat der Emmericher die Teamführung bereits überzeugt.

"Er ist immer noch schnell. Das hat er gezeigt, als er am ersten Rennwochenende ins Q3 gefahren ist und das beim zweiten fast wiederholt hat. Ich denke, er genießt sein Leben hier. Er arbeitet sehr hart und fordert die Crew, was genau das ist, was wir wollen. Bisher habe ich nichts zu beklagen, was sehr selten ist", erklärt Steiner humorvoll. Die Erfahrung des F1-Routiniers gab den Ausschlag und zeigt sich für ihn in allen Lebenslagen.

Als Magnussen in Saudi-Arabien den ersten Punkt des Teams in dieser Saison holte, war dies auch dem Teamwork mit Hülkenberg zu verdanken. Der Rückkehrer lieferte sich mit dem Stallgefährten zwar einen Schlagabtausch, handelte aber im Sinne der Mannschaft. "Ich war da gar nicht nervös, weil ich sehe, wie sie außerhalb des Autos miteinander arbeiten. Wenn da nichts völlig verkehrt läuft, kannst du dir denken, wie es auf der Rennstrecke läuft. Sie respektieren einander und wussten, dass es keinen Sinn macht, gegeneinander zu arbeiten, weil es niemandem helfen würde", so Steiner.

In der Vergangenheit war das im Hause Haas nicht immer der Fall. Zwischen Kevin Magnussen und Romain Grosjean, die von 2017 bis 2020 das Fahrerduo bildeten, gab es vermehrt hitzige Auseinandersetzungen. Bei ihren Nachfolgern Mick Schumacher und Nikita Mazepin ging es ebenfalls regelmäßig rund. "Ich bin da jetzt ziemlich entspannt und finde das auch ziemlich cool - denn alle dachten sich: jetzt geht das schon wieder los! - aber nichts ist passiert", freut sich der Südtiroler.

Hülkenberg blickt optimistisch in seine Haas-Zukunft

Hülkenberg selbst befindet sich nach seiner langen Auszeit immer noch in der Eingewöhnungsphase. "Es lief bisher okay. Ich habe noch kein Resultat oder keinen Punkt vorzuweisen, aber ich habe das Gefühl, in den ersten beiden Rennen große Fortschritte gemacht zu haben", so der 183-fache Grand-Prix-Teilnehmer, der zwischen 2020 und 2022 lediglich vier Rennen als Ersatzfahrer bei Racing Point beziehungsweise Aston Martin bestritt.

"Der Saisonbeginn ist eine steile Lernkurve, für das Team und auch mich, nachdem ich lange Zeit weg war. Ich bin zufrieden und zuversichtlich, dass vor uns viel Gutes liegt", erklärt Hülkenberg voller Optimismus. Was die Performance des Teams angeht, teilt Steiner den positiven Blick in die Zukunft.

Punkteresultate für Haas 2023 besonders wertvoll

Zwar legte Magnussen mit zwölf Punkten aus den ersten beiden Rennen einen deutlich besseren Saisonstart hin, doch im zweiten Jahr mit nahezu unverändertem Reglement ist die Ausgangslage im Mittelfeld deutlich schwieriger. "Jeder Punkt ist dieses Jahr viel mehr wert, als letztes Jahr. So viel kann ich schon sagen. In der Theorie sind die ersten acht Positionen immer schon vergeben und dann gibt es nur noch die Plätze neun und zehn, was zwei oder ein Punkt sind. Da kann ein Punkt sehr viel Gewicht haben", so Steiner.

In Bahrain tat sich der VF-23 mit guter Qualifying-Performance hervor, doch im Rennen waren die Top-10 für Hülkenberg und Magnussen außer Reichweite. Zwei Wochen später gelang dem Team ein für Steiner enorm wichtiger Schritt: "Es war eine Erleichterung, denn wir wissen nun, dass unser Auto dieses Jahr nicht schlecht ist. Es gibt nur mehr gute Autos. Einen Punkt geholt zu haben, ist immer der Beweis, denn du hast etwas in der Hand. In Saudi-Arabien hatten wir das sechstschnellste Auto."

Konstant in die Punkte vorzudringen, wird für Haas bei den ausstehenden 21 Rennen das oberste Ziel sein. Der durchwachsene Auftakt diente als frühe Erkenntnis für die Baustellen am Auto. "Ich weiß nicht, wo die anderen Autos gut sind, aber wir haben an Orten wie Bahrain unsere Probleme, wenn der Hinterreifen sehr beansprucht wird. Dort wo der Asphalt sehr rau ist und viel Energie in die Hinterreifen geht, so wie in den langen Kurven von Bahrain, ist das Heck unser Problem und daran müssen wir arbeiten", erklärt Steiner.