Worst Case für McLaren beim ersten Rennen der Formel-1-Saison 2023: Zwei Ausfälle, elektronische und pneumatische Probleme, keine Punkte. Letzter Platz in der Konstrukteurs-WM. Das Einzige, wovon der britische Rennstall genug hatte, waren Boxenstopps. Bei Lando Norris hält sich der Frust trotzdem in Grenzen.

McLaren: Probleme statt Punkte beim Formel-1-Start

"Ein sehr hartes Rennen", fasst Lando Norris zusammen. "Die Pace wäre gut gewesen, aber wir hatten einfach zu viele Probleme." Zur Erinnerung: Insgesamt sechs Mal war der McLaren-Pilot an der Box, fünf Mal wegen des pneumatischen Drucklecks, einmal (unerfolgreich) für die schnellste Rennrunde.

Gleich nach dem Rennstart in Bahrain begannen für Lando Norris die Probleme, Foto: LAT Images
Gleich nach dem Rennstart in Bahrain begannen für Lando Norris die Probleme, Foto: LAT Images

Im Qualifying landete der McLaren-Pilot immerhin auf Rang elf. Vor der direkten Schweizer Konkurrenz im heiß umkämpften Mittelfeld. "Es ist sehr knapp. Was es noch schwieriger macht, ist, dass wir gegen so viele Leute kämpfen müssen: Williams, Haas, Alfa Romeo", erzählt der 23-Jährige. Mehr als die elfte Startposition war nicht drinnen. "Ich habe alles aus dem Auto herausgeholt."

Lando Norris: Rennsport ist Denksport

"Ich würde nicht sagen, dass ich mich superwohl im Auto fühle. Ich kann nicht einfach rausgehen und eine Runde auf den Asphalt knallen", meint Lando Norris. "Aber ich glaube generell nicht, dass irgendein Auto derzeit einfach zu fahren ist." Heißt: Viel Denkarbeit für Lando Norris, und das bei einem Topspeed von 325.8 km/h. "Ich muss bei jeder Kurve überlegen, wie ich das meiste herausholen kann. Kurve für Kurve."

Eine von vielen Baustellen bei McLaren, abseits der Infrastruktur (Stichwort Windkanal) und dem Personal. "Aber wir haben schon ein paar Kleinigkeiten verbessert und entwickeln uns in die richtige Richtung", meint der Formel-3-Weltmeister von 2017. "Aber eben nur minimal, wir müssen schon noch ein paar Schritte mehr machen."

Mit insgesamt 312 gefahrenen Testrunden fuhr McLaren bei den Wintertests in Bahrain die wenigsten, Foto: LAT Images
Mit insgesamt 312 gefahrenen Testrunden fuhr McLaren bei den Wintertests in Bahrain die wenigsten, Foto: LAT Images

McLaren mit großen Entwicklungspotenzial

"Wenn wir alles perfekt hinbekommen, können wir ein gutes Ergebnis einfahren", ist Lando Norris optimistisch. "Ich würde es gern leichter haben. Aber das gehört alles zum Plan." Bis 2025 hätte McLaren theoretisch Zeit, dann läuft der Vertrag mit Norris aus. Nachdem das Team 2020 Dritter in der Konstrukteurs-WM wurde, ging es 2021 mit P4 und 2022 mit P5 allerdings eher rück- als vorwärts.

Lando Norris glaubt jedenfalls fest daran, dass die Probleme des MCL60 zu einem großen Teil behebbar seien. "Wir haben massives Entwicklungspotential im Auto", ist sich Teamchef Andrea Stella ebenfalls sicher. "Und wir können andere Teams im Entwicklungsrennen schlagen." Vor allem im Bereich der aerodynamischen Effizienz plant McLaren Upgrades. Derzeit hat der MCL60 in Relation zum Abrieb noch zu viel Luftwiderstand. Das erste größere Update-Paket ist für das vierte Rennen in Baku angekündigt.

Norris: Sieglos, aber nicht frustriert

2023 geht Lando Norris in seine fünfte Saison in der Formel 1. Auf den ersten Sieg wartet der Brite weiter vergeblich, 2021 in Sotschi wäre es fast so weit gewesen. 30 der 53 Runden führte der McLaren-Pilot, bis er sich auf Slicks im Regen ins Verderben stürzte. Statt seines ersten Sieges blieb dem Briten nur Platz sieben.

Lando Norris war beim Russland GP wenige Runden von seinem Debüt-Sieg entfernt, Foto: LAT Images
Lando Norris war beim Russland GP wenige Runden von seinem Debüt-Sieg entfernt, Foto: LAT Images

"Jeder Fahrer im Feld will gewinnen und wird zu einem gewissen Grad frustriert sein, bis er das geschafft hat. Du ärgerst dich als Zweiter, Dritter oder Zwanzigster", erklärt der Brite. "Ich würde das nicht als Frustration bezeichnen, du willst einfach nur gewinnen."

Dafür würde der McLaren-Pilot alles tun: "Wenn ich das schaffen will, muss ich so hart arbeiten, wie nur kann. Ich muss dem Team helfen, die richtige Richtung einzuschlagen. Ich muss den besten Rat und das beste Feedback wie nur irgendwie möglich geben."

Norris: Sich Hoffnungen zu machen ist sinnlos

"Es ist schwierig, das habe ich akzeptiert", bleibt Norris realistisch. "Wir wissen aber auch, dass wir als Team größere Schritte vorwärts machen müssen als die Konkurrenz." Mit null Punkten in der Konstrukteurswertung ist McLaren vorerst auf den letzten Platz gerutscht. Hoffnung gibt die (theoretisch ohne Probleme) gute Pace im Rennen. "Kein Grund, niedergeschlagen zu sein. Wir hätten heute Punkte machen können", glaubt der 23-Jährige.

Lando Norris ist mit Voraussagen lieber vorsichtig, die Performance des MCL60 war in Bahrain uneindeutig. "In Q1 fuhren wir dieselben Rundenzeiten wie Williams, da hatten wir schon mehr erwartet", meint Norris. Mit gleicher Zeit wie Williams-Rookie Logan Sargeant rettete ihn nur der frühere Zeitpunkt seiner Runde. In Q2 lief es dann besser: "Gleichzeitig war ich mit P11 besser als beide Alfa Romeos."

"Ich finde es sinnlos, zu viele Erwartungen zu haben. Entweder du machst dir zu viele Hoffnungen oder zu wenige", philosophiert der Brite mit belgischer Doppelstaatsbürgerschaft. "Ich nehme es einfach, wie es kommt und warte, bis meine Zeit kommt. Das ist die beste Vorgehensweise."

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

Diese Wochenenden finden im Sprint-Format statt