Alpine gibt bei der Präsentation des neuen Autos für 2023 ein klares Ziel aus: Platz vier in der Konstrukteurs-WM, aber diesmal deutlich. Denn natürlich holte Alpine auch im Vorjahr den vierten Platz, aber den rettete die Mannschaft gerade so über die Linie. Hauptschuld daran trug die Power Unit. Damit soll 2023 nach harter Arbeit Schluss sein.

Denn in der Zuverlässigkeits-Statistik schnitten die Alpine mit ihren Werks-Renault-Motoren im Vorjahr miserabel ab. Doppelt so viele Verbrennungsmotoren als erlaubt, auch bei allen anderen straffälligen Komponenten war man am Limit. Ex-Fahrer Fernando Alonso fluchte in seinen Abschiedsrennen lautstark über die Zuverlässigkeit.

Alpine bestätigt Fehlerquelle der Motorschäden

Die Schäden an den Alpine-Renault-Triebwerken erschienen vielfältig. Aber Motorenchef Bruno Famin liefert vor dem Start in die neue Saison einen ganz klaren Sündenbock: "Um transparent zu sein: Wir hatten im letzten Jahr ein großes Problem, die Verbindung zur Wasserpumpe."

Der Knackpunkt war, dass die Wasserpumpe kein isoliertes Problem darstellte, sondern durch die Art und Weise, wie sie in der Power Unit verpackt war, weitere Probleme bereitete. Überhitzungsschäden waren schnell die Folge. "Wir haben das sehr schnell während der Saison erkannt, aber wir mussten die Position der Pumpe selbst ändern", erklärt Famin.

Die Alpine-Piloten mussten 2022 immer und immer wieder abstellen, Foto: LAT Images
Die Alpine-Piloten mussten 2022 immer und immer wieder abstellen, Foto: LAT Images

Das lässt sich nicht so einfach über Nacht erledigen: "Es geht nicht, ohne dass du andere Teile und die Integration änderst. Das ist unmöglich. Während der Saison haben wir uns insofern verbessert, dass wir das Risiko reduziert haben, aber wir haben es eben nur reduziert."

Neuer Alpine-Motor 2023: Schnell und zuverlässig?

Für 2023 hat der Renault-Motor im Alpine-Heck jetzt eine neu entworfene Wasserpumpe, die an einer neuen Stelle montiert ist. "Alle Tests auf dem Dyno liefen gut, wir sind ziemlich zuversichtlich", sagt Famin. "Natürlich waren wir noch nicht auf der Strecke, aber mit dem Dyno sind wir happy."

Es war alles Teil von kalkuliertem Risiko bei Alpine. Jahrelang war man in der Turbo-Hybrid-Ära hinterhergefahren, und da ab 2022 die Motorentwicklung eingefroren wurde und seither nur mehr Zuverlässigkeits-Upgrades erlaubt sind, ging man volles Risiko und baute die ganze Motor-Architektur um. Wohl wissend, dass man die Zuverlässigkeit später aussortieren konnte. Ein Performance-Defizit wäre jedoch bis zum neuen Motor-Reglement von 2026 unverrückbar gewesen.

Risiko-Strategie hieß, dass die Alpine-Ingenieure im letzten Jahr bis zum letztmöglichen Moment vor dem Motorfreeze Performance suchten. "Das hat bedeutet, dass wir vor 2022 nicht alles validieren konnten", sagt Famin. "Aber jetzt sind wir relativ zuversichtlich, dass wir alle unsere Hausaufgaben gemacht und alles gelöst haben."

Alpine-Problem Fahrbarkeit ebenfalls gelöst

Neben der Wasserpumpe war der Bereich Software die zweite große Alpine-Baustelle im Winter. "Im Vorjahr waren wir nicht so gut, was die Kalibrierung angeht, und zu Jahresbeginn haben sich die Fahrer oft über Fahrbarkeit beschwert", so Famin. "Das haben wir während der Saison gelöst, und gut daran gearbeitet. 2023 erhoffe ich mir keine großen Beschwerden, was die Fahrbarkeit angeht."

Bei den Kernkomponenten - Verbrennungsmotor, Turbolader und dergleichen - gab es ohnehin keine Probleme. Das will Famin nicht unter den Tisch fallen lassen: "Wir haben 2022 nie die Motorleistung reduzieren müssen. Wir haben nur an den anliegenden Komponenten gearbeitet, um sicherzugehen, dass wir das Risiko so gut es geht reduziert haben."