Es war einer der Aufreger des Formel-1-Wochenendes in Brasilien und dabei ging es nur um Platz 6: Die gescheiterte Stallregie von Red Bull auf den letzten Metern des Grand Prix in Sao Paulo. Max Verstappen wurde am Funk angewiesen, Sergio Perez vorbeizulassen. Perez befindet sich in einem engen Kampf gegen Charles Leclerc um den Vizeweltmeister-Titel.

Doch Verstappen ignorierte die Ansage einfach, was zu einigen Verstimmungen innerhalb des Weltmeister-Rennstalles führte. Sergio Perez schimpfte noch im Cockpit: "Er hat sein wahres Gesicht gezeigt". Max Verstappen behauptete anschließend mehrmals, er habe seine Gründe gehabt, möchte diese aber nur teamintern nennen. Eine Aussage, die noch mehr Rätsel aufgab.

Red Bull reagiert: Teamfehler

Nach dem Formel-1-Rennen kommentierten die Verantwortlichen von Red Bull nur kurz angebunden die Aktion von Verstappen. Jetzt veröffentlichte der Rennstall aus Milton Keynes auf seiner Webseite eine Aussendung, in der man den Vorfall thematisierte. Darin wird Verstappen in Schutz genommen, stattdessen nimmt das Team selbst die Schuld auf sich.

"Als Team haben wir in Brasilien einige Fehler gemacht. Wir hatten die Situation, die sich in der letzten Runde abspielte, nicht vorhergesehen und wir hatten vor dem Rennen keine Strategie für ein solches Szenario vereinbart", schrieben die Bullen.

Wurde Max Verstappen zu spät informiert?

Weiter wird in der Aussendung behauptet: "Bedauerlicherweise wurde Max erst in der letzten Kurve über die Aufforderung zur Aufgabe der Position informiert, ohne dass alle notwendigen Informationen weitergegeben wurden. Dies brachte Max, der immer ein offener und fairer Teamplayer war, in eine kompromittierende Situation mit wenig Zeit zum Reagieren, was nicht unsere Absicht war."

Eine Aussage, die zumindest teilweise widerlegbar ist, denn wie der Funk zwischen Verstappen und seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase zeigt, erhielt der 25-Jährige zu Beginn der letzten Runde eine Anweisung, seinen Teamkollegen ziehen zu lassen, falls er bis Kurve 12 nicht an Alonso vorbei ist. Nach der letzten Kurve wurde die Aufforderung wiederholt

"Nach dem Rennen sprach Max offen und ehrlich mit uns, sodass beide Fahrer die Möglichkeit hatten, alle offenen Fragen und Bedenken zu klären", erklärt Red Bull und fügt hinzu: "Das Team akzeptiert Max' Argumentation, das Gespräch war eine persönliche Angelegenheit, die zwischen dem Team privat bleiben wird und es wird kein weiterer Kommentar abgegeben."

Die Führungsriege des österreichisch-britischen Formel-1-Teams hielt sich bereits nach dem Grand Prix in Brasilien bedeckt, was Kommentare nach außen anging. Das könnte daran liegen, dass die Ursache für Verstappens Teamorder-Boykott weit über das Rennen hinausgeht.

Zahlreichen Gerüchten zufolge hat der Zoff seinen Ursprung beim Monaco-GP. Dort verunfallte Sergio Perez im Qualifying, wodurch er für ein vorzeitiges Ende der Session sorgte und unter anderem vor Verstappen blieb. Im Lager des Niederländers glaube man, dass Perez seinen Unfall absichtlich herbeigeführt habe.

Die Daten beweisen tatsächlich, dass der Mexikaner die Unfallstelle mit einem ungewöhnlichen Verhalten auf dem Gaspedal durchfahren hatte. Ein Beweis ist das aber natürlich noch nicht.

Red Bull beklagt Social-Media-Beschimpfungen

Gleichzeitig beklagte sich Red Bull in dem Schreiben auch über zahlreiche Kommentare und Aussagen über das Team, sowie dessen Umfeld: "Das beleidigende Online-Verhalten gegenüber Max, Checo, dem Team und ihren jeweiligen Familien ist schockierend und traurig und ist leider etwas, mit dem wir uns als Sport mit deprimierender Regelmäßigkeit auseinandersetzen müssen".