Sergio Perez opferte bei der WM-Entscheidung der Formel 1 2021 in Abu Dhabi sein Rennen für Max Verstappen und war maßgeblich daran beteiligt, dass der Niederländer sich zum ersten Mal zum Weltmeister krönen konnte. Elf Monate später ist es Verstappen, der beim Großen Preis von Brasilien angewiesen wird seinem Teamkollegen im Kampf um Platz 2 in der Fahrer-WM zu helfen. Doch er weigert sich.

Auf den letzten Metern des Grand Prix in Sao Paulo schien die Ausgangslage eigentlich klar: Verstappen durfte auf frischeren Reifen an Perez vorbeifahren, um noch eine Attacke gegen Fernando Alonso oder Charles Leclerc zu unternehmen. Doch dem 14-fachen Saisonsieger ging dafür die Zeit aus. Es ging sich keine Attacke gegen den Alpine-Pilot mehr aus.

Max Verstappen wiedersetzt sich Red-Bull-Anweisung

Das Formel-1-Team aus Milton Keynes erteilte Verstappen deshalb bereits früh auf der letzten Runde eine detaillierte Anweisung, Perez vorbeizulassen: "Max, falls wir Fernando nicht am Ausgang von Kurve 12 überholt haben, lass bitte Checo durch."

Verstappen verweigerte allerdings eine Antwort auf diese Bitte und zog stur durch. Selbst als er nach der letzten Überholmöglichkeit der Runde in Turn 12 noch mehrmals via Funk deutlich die Aufforderung erhielt, Perez vorbeizulassen, blieb der Weltmeister voll auf dem Gas und dachte nicht daran seinem Teamkollegen Rang 6 zu übergeben.

Verstappen kryptisch: Ihr kennt die Gründe

Erst nach dem Überfahren der Ziellinie äußerte er sich in einer bissigen Mitteilung an das Team: "Ich habe es euch schon das letzte mal gesagt, dass die Jungs mich nicht noch einmal um so etwas bitten sollen. Sind wir uns da im Klaren?", sagte der Niederländer und fügte hinzu: "Ich habe meine Gründe dafür genannt und dazu stehe ich auch".

Verstappen wollte dazu, welche Gründe das sind, auch nach dem Formel-1-Rennen nicht Stellung nehmen. Er sagte gegenüber der Presse nur: "Es ist nicht nötig, hier darüber zu reden". Direkt nach dem Ende des Grand Prix habe man aber teamintern das Thema ad acta gelegt. "Wir haben es diskutiert und ich denke jetzt ist es geklärt", teilte er mit.

Sergio Perez war jedenfalls nach dem Überfahren der Ziellinie wütend auf seinen Teamkollegen, für den er nicht nur 2021 in Abu Dhabi den braven Teamsoldaten gespielt hatte, sondern auch in diesem Jahr. "Er hat sein wahres Gesicht gezeigt", schimpfte Perez noch aus dem Cockpit.

Red Bull: Hinter verschlossenen Türen geregelt

Die Red-Bull-Teamführung bestätigte, dass man das Thema ausdiskutiert habe. Teamchef Christian Horner wollte aber genauso wenig mit Details herausrücken, was für Gründe Verstappen gehabt habe, um P6 nicht an Perez abzugeben. "Wir haben das hinter verschlossenen Türen geklärt", stellte er klar.

Ob Verstappens Reaktion mit Monaco zu tun hatte, wollte der Niederländer nicht kommentieren. "Ich muss nicht sagen, wo es war", hielt er sich kurz angebunden. Es gibt Spekulationen, dass es mit dem F1-Wochenende im Fürstentum zusammenhängen könnte. Dort verunfallte der spätere Rennsieger Perez im Qualifying, was den letzten Pole-Anlauf von Verstappen verhinderte

Red Bull verspricht: Verstappen hilft Perez in Abu Dhabi

"Unser Fokus liegt nun auf Abu Dhabi", ergänzte Horner. Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko sagte im ORF-Interview zum Finalrennen: "Max wird in Abu Dhabi alles unternehmen, damit Sergio P2 in der Weltmeisterschaft holt. Mit dieser Prämisse gehen wir nach Abu Dhabi." Das bestätigte auch Verstappen: "Falls er die Hilfe braucht, dann wird er sie bekommen. Deshalb ist es gut, dass wir darüber geredet haben."

Warum Perez diese Hilfe aber in Brasilien noch nicht erhielt, wird wohl vorerst ein red-bull-internes Geheimnis bleiben. Perez und Leclerc gehen übrigens punktegleich in das Formel-1-Saisonfinale am nächsten Wochenende. Sprich: Der besser platzierte Fahrer holt sich aller Voraussicht nach WM-Platz 2. Ein Szenario wie in Brasilien, dass Verstappen am Ende des Rennens Platz machen müsste, ist aufgrund des F1-Punkteschlüssels deshalb äußerst unwahrscheinlich.