George Russell hat beim Formel-1-Rennen in Brasilien einen denkwürdigen Sieg gefeiert. Mit seinem ersten Triumph in der Königsklasse erlöste er Mercedes von einer 343 Tage überdauernden Durststrecke. Lewis Hamilton kämpfte sich nach einem Unfall mit Max Verstappen zurück und machte damit den Doppelsieg für die Silberpfeile perfekt. Ferrari-Pilot Carlos Sainz komplettierte als Dritter das Podium. Sebastian Vettel verpasste als Elfter knapp die Punkte. Mick Schumacher wurde 13.
Nach dem sensationellen Qualifying und dem spektakulären Sprint sorgte auch das Rennen in Interlagos von Beginn an für Action. Bereits in Runde sieben kam es zu einer Kollision zwischen Hamilton und Verstappen, die den Weltmeister nicht nur zu einer Reparatur zwang, sondern ihm auch noch eine 5-Sekunden-Zeitstrafe einbrachte. Während Hamilton sich nach dem Zwischenfall wieder an die Spitze heranarbeitete, kontrollierte dort sein Teamkollege das Geschehen souverän.
Kurz nach Rennhalbzeit hatte Russell bereits acht Sekunden Vorsprung auf Perez, der nach seinem ersten Boxenstopp im Verkehr herausgekommen war und zusätzliche Zeit eingebüßt hatte. Im weiteren Verlauf spielte der Mexikaner im Kampf um den Sieg praktisch keine Rolle mehr und fuhr sein Rennen stattdessen gegen Hamilton, der nach dem Kontakt unermüdlich Druck nach vorne machte.
In Runde 44 hatte er die Mercedes-Doppelführung wiederhergestellt. Kurz darauf sorgte eine zweite Safety-Car-Phase für neue Vorzeichen. Russells Vorsprung von knapp zehn Sekunden war in der 54. Runde dahin. Für den Restart gab Mercedes keine Teamorder aus und forderte die Fahrer im Funk lediglich auf, respektvoll miteinander zu kämpfen. Zum Schlagabtausch kam es durch den souveränen Auftritt von jedoch Russell nicht.
Nach dem Restart in Runde 60 kontrollierte er das Rennen vor Hamilton ungefährdet und holte nach 71 Runden seinen ersten Formel-1-Sieg im 81. Grand Prix seiner Karriere. Für Mercedes war es der erste Triumph seit dem Saudi-Arabien GP 2021, den Hamilton gewann. Der Rekordweltmeister lief mit anderthalb Sekunden Rückstand als Zweiter im Ziel ein. Sainz und Leclerc folgten auf den Plätzen drei und vier. Bei Ferrari gab es ebenso wie bei Red Bull in der Schlussphase Streitigkeiten um eine Teamorder.
Die Punkteränge: Im Verfolgerfeld setzte sich Fernando Alonso durch und wurde Fünfter. Max Verstappen kämpfte sich nach seinem Reparaturboxenstopp und der Strafe noch bis auf Rang sechs vor. Die Top-10 komplettierten Sergio Perez, Esteban Ocon, Valtteri Bottas und Lance Stroll. Der Bonuspunkt für die schnellste Runde ging an Rennsieger Russell.
Formel 1, WM-Stand 2022: Showdown um Vizetitel
Der WM-Stand: Die Teamorder-Diskussionen bei Ferrari und Red Bull haben in der Gesamtwertung zu einem Gleichstand zwischen Leclerc und Perez geführt. Vor dem Finale in Abu Dhabi liegen beide mit 290 Punkten gleichauf. Russell und Hamilton werden auf den Plätzen vier und fünf durch 25 Zähler getrennt. Ein weiterer Showdown ist beim letzten Saisonrennen zwischen Ocon und Alonso zu erwarten. Zwischen den Alpine-Teamkollegen geht es um Platz acht. Der Franzose liegt fünf Punkte vor dem zweifachen Weltmeister.
In der Konstrukteurs-WM zeichnet sich ebenfalls ein spannendes Finale ab. Ferrari liegt nur noch 19 Punkte vor Mercedes und droht, den zweiten Platz in der Weltmeisterschaft noch zu verlieren. Durch den Doppelausfall von McLaren hat sich Alpine als Vierter ebenfalls um 19 Punkte von den Briten abgesetzt. Aston Martin und Alfa Romeo befinden sich noch im Kampf um Rang sechs.
Formel 1 2022: Gesamtwertung Fahrer und Teams
Das Wetter: Der vorletzte Grand Prix der Saison ging auf dem Autodromo Jose Carlos Pace bei perfekten Bedingungen über die Bühne. Der Sonnenschein vom Samstag war zwar einer dichten Wolkendecke gewichen, doch die Gefahr von Regen bestand nicht. Die Außentemperatur betrug 22 Grad Celsius. Der Asphalt wurde mit 42 Grad Celsius gemessen.
Ricciardo crasht Magnussen und sorgt für Safety-Car-Phase
Die Startphase: Russell und Hamilton machten das Beste aus ihrer Ausgangslage und verteidigten die Mercedes-Doppelführung beim Start erfolgreich gegen Red Bull. Für Verstappen und Perez wurde Norris kurzzeitig zur Gefahr. Der McLaren-Pilot kassierte Leclerc schon auf den ersten Metern und attackierte die Weltmeister, musste sich aber als Fünfter dahinter einreihen. Im Verfolgerfeld lief zunächst alles geordnet ab.
In Kurve acht kam es im Kampf um Platz neun zu einer Kollision. Ricciardo drehte Magnussen am Scheitelpunkt um und wurde beim Ausweichen vom Auto des Dänen erwischt. Für beide Piloten war das Rennen an Ort und Stelle beendet. Um die Unfallstelle zu räumen, musste Bernd Mayländer im Safety Car ausrücken. Zu den großen Gewinnern der Startrunde zählen Vettel und Schumacher auf den Positionen acht und zehn.
Verstappen kassiert Strafe für Unfall mit Hamilton
Der frühe Rennverlauf: In Runde sieben wurde der Grand Prix wieder freigegeben. Russell legte einen souveränen Restart hin und behauptete die Spitze. Dahinter wurde Hamilton in Kurve eins außen von Verstappen attackiert. Der Zweikampf endete in einem Kontakt in Kurve zwei, bei dem Verstappens Frontflügel beschädigt wurde. Für den Weltmeister wurde ein Reparaturstopp fällig. Hamilton kam bei der Aktion von der Strecke ab und sortierte sich als Achter wieder ein.
Wenige Sekunden später kam es zum nächsten Clash. Leclerc versuchte es in Kurve sieben außen bei Norris. Der Brite konnte innen die Linie nicht halten und touchierte seinen Rivalen, der sich daraufhin von der Strecke drehte und frontal in die Barriere einschlug. Trotz des heftigen Kontakts wurde der Ferrari nicht stark beschädigt. Leclerc steuerte für einen neuen Frontflügel die Box an. Norris und Verstappen wurden von der Rennleitung als Unfallverursacher der beiden Szenen mit 5-Sekunden-Zeitstrafen belegt.
Während Verstappen und Leclerc auf den letzten Positionen dem Feld hinterhereilten, machte Hamilton sukzessive Boden gut. In Runde 15 kassierte er Norris für Platz vier, lag zu diesem Zeitpunkt allerdings schon neun Sekunden hinter Russell. Der Leader hatte ein Polster von anderthalb Sekunden auf Perez. Sainz war als Dritter vier Sekunden dahinter unterwegs.
Der Spanier steuerte in der 17. Runde als erster Fahrer der Top-10 die Box an und wechselte von Medium auf Soft. Grund für den Service war aber nicht allein der Reifenwechsel. Ein Abreißvisier hatte sich im Kühlschacht der Bremsanlage hinten rechts verfangen und sorgte für eine Überhitzung, die sich durch starke Rauchentwicklung bemerkbar machte.
Mercedes kontrolliert das Rennen
Die erste Boxenstopp-Phase: Im Mittelfeld wurden zu diesem Zeitpunkt bereits reihenweise planmäßige Pitstops absolviert. Nach 20 Runden hatten bereits acht Piloten ihren ersten Reifenwechsel erledigt. Für Leclerc war in Runde 22 ein zweiter Service fällig. Er wechselte von Medium zurück auf Soft. Einen Umlauf später war Perez an der Reihe, der innerhalb weniger Runden auf fast vier Sekunden hinter Russell zurückgefallen war.
Der Mexikaner wechselte auf Medium und kehrte als Sechster ins Rennen zurück, lag dabei allerdings unmittelbar hinter Norris und Bottas. Mercedes reagierte mit Russell. Der Brite ging ebenfalls von Soft auf Medium. Obwohl sein Boxenstopp mit drei Sekunden eine länger als der von Perez dauerte, hatte er danach die deutlich bessere Track Position. Er blieb als Zweiter vor Vettel.
Norris und Verstappen leisteten derweil einen Boxenstopp inklusive Zeitstrafe ab. Sie fielen dadurch auf die Positionen 12 und 17 zurück. In der 27. Runde wechselte Vettel auf Medium, wodurch er auf Platz neun zurückfiel. Alonso, Bottas und Gasly hatten ihn durch frühe Boxenstopps überholt. Hamilton kam in Runde 30 an die Box und wechselte auf Medium. Er sortierte sich als Vierter ein.
Hamilton stellt Mercedes-Doppelführung wieder her
Der weitere Rennverlauf: Kurz vor Rennhalbzeit führte Russell mit fünf Sekunden auf Perez unangefochten. Sainz hatte auf drei Sekunden zum Red-Bull-Fahrer aufgeschlossen. Der lange erste Stint hatte Hamilton etwas zurückgeworfen. Er befand sich fünf Sekunden hinter Sainz. Im Verfolgerfeld hatte Alonso vor Bottas und Vettel das Kommando. Verstappen näherte sich mit schnellen Rundenzeiten den Top-10 an.
In Runde 37 kam Sainz früh zu seinem zweiten Boxenstopp. Er wechselte von Soft zurück auf Medium und war danach Vierter. Hamilton lag nun 18 Sekunden in Front. Für Alonso war sein zweiter Service einen Umlauf nach vor in die Hose gegangen. Der Wechsel des linken Hinterrades erwies sich als problematisch und führte zu einer Standzeit von über fünf Sekunden.
Hamilton hatte in der 44. Runde den Anschluss an Perez hergestellt und fackelte nicht lange. Auf der Start- und Zielgeraden ging er mit DRS am Red Bull vorbei und übernahm Platz zwei. Damit stellte er die Doppelführung von Mercedes wieder her. Russell lag zu diesem Zeitpunkt zehn Sekunden vor ihm. Das Duo fuhr identische Rundenzeiten und war bis zu einer Sekunde pro Runde schneller als Perez.
Red Bull ohne Antwort auf Mercedes
Die zweite Boxenstopp-Phase:Die zweite Runde der Pitstops wurde erneut vom Mittelfeld eröffnet. In der 48. Runde machte Red Bull mit Perez seinen nächsten Schachzug und entschied sich dafür, erneut auf den Medium-Reifen zu setzen. Mercedes zog gleich darauf mit Hamilton nach. Der Rekordchampion wurde von seinen Strategen reingerufen und erhielt Soft-Reifen, um sich gegen Perez abzusichern.
Russell stoppte eine Runde später und ging ebenfalls auf den weichen Compound. Er behauptete seine Führung problemlos gegen Sainz. In Runde 52 löste Norris mit einem Defekt eine VSC-Phase aus. Sainz, Alonso und Gasly nutzten die Neutralisierung für einen dritten Boxenstopp zurück auf den Soft-Reifen. Die Bergung von Norris McLaren gestaltete sich schwierig, da das Getriebe offenbar in einem Gang feststeckte. Aufgrund der Verzögerung entschied die Rennleitung sich dazu, erneut das Safety Car auf den Plan zu rufen.
Keine Teamorder bei Mercedes
Die Schlussphase: Russell fragte im Funk, ob es beim Restart eine Teamorder gibt und erhielt vom Team eine Absage. Er und Hamilton wurden lediglich dazu angehalten, im Zweikampf mit dem nötigen Respekt zu fahren. Bei Alpine gab es für Ocon hingegen die Anweisung, sich nicht mit Alonso zu duellieren, der auf den besseren Reifen unterwegs war.
In Runde 60 wurde das Rennen wieder freigegeben. Russell machte beim Restart erneut alles richtig und hielt Hamilton erfolgreich auf Abstand. Der Verfolger hielt allerdings den Anschluss. Im Verfolgerfeld wurde Vettel auf seinem alten Medium-Reifen von Ocon, Alonso sowie Verstappen überrumpelt und fiel auf Platz zehn zurück.
Ebenfalls auf dem härteren Reifen unterwegs war Perez, der Sainz und Leclerc mit allen Mitteln hinter sich hielt. In Runde 63 musste er das Ferrari-Duo ziehen lassen. Einen Umlauf später fehlte ihm auch auf Alonso die passende Antwort. Der Spanier ging vor Kurve vier mit offenem DRS vorbei und auch Verstappen kassierte bald darauf seinen Teamkollegen.
An der Spitze hatte Russell drei Runden vor Schluss alles unter Kontrolle. Hamilton gab alles, kam aber nicht mehr ins DRS-Fenster. Nach 71 Runden feierte er einen ungefährdeten ersten Sieg in der Formel 1. Hinter den Mercedes-Teamkollegen gab es sowohl bei Ferrari als auch bei Red Bull Diskussionen um eine Teamorder. Leclerc wollte an Sainz vorbeigewunken werden, um Punkte für Platz zwei in der Weltmeisterschaft zu machen. Sein Team lehnte ab. Red Bull wiederum wies Verstappen aus demselben Grund an, Perez vorbeizulassen, doch in diesem Fall weigerte sich der Weltmeister.
Die Top-Facts des Rennens
- Russell feiert ersten Formel-1-Sieg
- Erster Saisonsieg für Mercedes
- Strafe für Verstappen nach Unfall mit Hamilton
- Verstappen verweigert Teamorder für Perez
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