2021 ging die Formel-1-Weltmeisterschaft in die letzte Runde des letzten Rennens und nahm dabei ein nicht unumstrittenes Ende. 2022 kann die Königsklasse mit einem solchen Szenario nicht aufwarten, denn Max Verstappen und Red Bull sicherten sich beide Titel schon deutlich vor dem Finale in Abu Dhabi. Dennoch wird am 22. Wochenende des Rennkalenders 2022 immer noch einiges ausgefochten, für das sich das Einschalten auf jeden Fall lohnt. Wir zeigen euch, worum es in der Wüste noch geht. Auf dem Spiel stehen nicht nur das Prestige, sondern auch viele Millionen US-Dollar an Preisausschüttung in der Konstrukteurswertung.
Der Vizemeister: Leclerc oder Perez?
Spannender hätten Charles Leclerc und Sergio Perez die Ausgangslage im Kampf um Platz Zwei in der Weltmeisterschaft nicht gestalten können. Beide reisen mit 290 Punkten in den Wüstenstaat. Sollten beide wider erwarten nicht Punkten, so wäre Leclerc dank seiner drei Saisonsiege im Vergleich zu deren zwei bei Perez vorne. Ansonsten gilt: Wer weiter vorne landet, wird zweiter der WM. Wobei auch das nicht ganz stimmt, denn rein theoretisch hat sogar George Russell noch eine Mini-Chance. Dazu müssten Leclerc und Perez punktelos bleiben und der Mercedes-Pilot den Sieg und die schnellste Rennrunde holen.
Nun könnte natürlich eingeworfen werden: Wen interessiert denn Platz Zwei? Nun die beiden Protagonisten offenbar sehr wohl. Leclerc forderte in Brasilien die Stallorder bei Ferrari. Die Scuderia verwehrte dem Monegassen die Bitte, da Gefahr eines Positionsverlustes gegen Fernando Alonso bestand. Noch kontroverser lief es bei Red Bull. Dort erhielt Max Verstappen die Stallorder, um seinem Teamkollegen zu Platz Zwei zu verhelfen. Den Weltmeister interessierte das allerdings kein bisschen, was Perez sauer aufstieß. In Abu Dhabi soll der Holländer laut Team nun trotzdem dem Mexikaner helfen. Wird er sich diesmal an den Kommandostand halten? Die teaminterne Fehde soll schon seit Monaco bestehen.
Die Vizemeister: Ferrari oder Mercedes?
Lange lautete der Kampf in der WM Red Bull gegen Ferrari, während Mercedes als dritte Kraft hinterherhing. In der zweiten Saisonhälfte hat sich dieses Bild gewandelt. Die Silberpfeile sind nun die ersten Herausforderer von Red Bull und feierten zuletzt sogar einen Doppelsieg in Brasilien. Im Zuge ihres Aufwärtstrends sind George Russell und Lewis Hamilton bis auf 19 Punkte and die Roten aus Maranello herangerückt. Unmöglich ist der zweite Rang für Mercedes also nicht. In Sao Paulo holten sie sogar 21 Zähler auf, doch dort gab es bekanntlich auch Punkte im Sprint zu holen. In Aserbaidschan und in Frankreich holte Mercedes ebenfalls mehr als 19 Punkte auf Ferrari auf. Die Scuderia darf sich keineswegs in Sicherheit wähnen. Ein Verlust von Platz Zwei käme für Ferrari einer Katastrophe gleich. Kein Wunder, dass es bereits wieder Gerüchte um das Aus von Teamchef Mattia Binotto gibt. Ferrari hat diese jedoch vehement dementiert.
Noch keine Pole und kein Sieg: Hamilton kämpft um seine Karrierestatistik
Lewis Hamilton hat bisher in jedem seiner Formel-1-Jahre seit seinem Debüt 2007 mindestens eine Pole-Position und einen Rennsieg geholt. Beides blieb ihm in der Saison 2022 bisher verwehrt, obwohl der siebenfache Weltmeister bereits neun Podestplätze eingefahren hat. In Abu Dhabi gibt es jetzt also eine letzte Chance für den Mercedes-Star, diese unglaubliche Serie aufrechtzuerhalten. Mit einem Blick auf die Leistungen der Silberpfeile in den letzten Rennen erscheint es auch nicht als unmögliche Aufgabe. Hamilton beendete die letzten drei Rennen auf Platz Zwei, ein Sieg ist also überfällig. Was die Pole-Position angeht, so wird das wohl schwieriger. Der Mercedes W13 ist dafür bekannt seine Stärke im Rennen und nicht im Qualifying zu haben.
Kampf um Platz Vier: Vorteil Alpine gegen McLaren
Im Duell um die Mittelfeldkrone hat Alpine nach dem McLaren-Doppelausfall in Brasilien klar die Nase vorne. 19 Punkte Vorsprung nehmen die Franzosen gegenüber den Briten mit nach Abu Dhabi. Normalerweise sollte das für das Team von Esteban Ocon und Fernando Alonso reichen, doch macht ein Blick in die Saisonstatistik McLaren Hoffnung: In Imola und Singapur holte Woking sogar 22 Zähler mehr als Enstone. McLaren-Boss Andreas Seidl wirft deshalb noch nicht das Papaya-Handtuch. Immerhin: Bei Punktegleichstand wäre McLaren vorne, denn dann zählt der dritte Platz von Lando Norris aus Imola als das bessere Einzelergebnis.
Platz Sechs: Rettet sich Alfa Romeo vor dem Aston-Martin-Ansturm?
Zur Saisonhälfte hätte dieses Duell wohl kaum jemand für möglich gehalten. Alfa Romeo ging mit 51 Zählern als souveräner sechstplatzierter in die Sommerpause. Aston Martin lag zu diesem Zeitpunkt gar nur auf Rang Neun der Wertung mit 20 eingefahrenen Punkten. Jetzt hat Alfa Romeo 55 Punkte und Aston Martin 50. Der Trend spricht also klar für das Team von Sebastian Vettel, der am Ort seines ersten WM-Triumphes sein Abschiedsrennen bestreiten wird. Doch in den letzten beiden Grand Prix konnten die Schweizer mit Speerspitze Valtteri Bottas die Aufholjagd der britischen Konkurrenz ausbremsen. Dennoch ist es möglich einen Unterschied von fünf Punkten aufzuholen. Aston Martin wird für Platz sechs aber vermutlich auch so viele Punkte brauchen. Bei Punktegleichstand stünde der fünfte Platz von Valtteri Bottas aus Imola als bestes Einzelergebnis. Es ist unwahrscheinlich, dass Aston Martin in Abu Dhabi besser abschneiden kann.
Haas will Platz Acht gegen AlphaTauri halten
Dieses Duell wäre im Vorjahr wohl vollkommen undenkbar gewesen. AlphaTauri war 2021 noch Stammgast im Q3, während Haas keinen einzigen Punkt holte. 2022 sieht die Formel-1-Welt jedoch anders aus. Während Haas sich mit aktuell 37 Zählern beträchtlich gesteigert hat und zuletzt mit Kevin Magnussen sogar sensationell eine Pole-Position einfuhr, hat AlphaTauri das Saisonziel bei weitem verfehlt. Von Top Fünf war bei der Auto-Präsentation noch die Rede, doch nun muss sich Faenza selbst für Rang Acht strecken. Zwei Punkte gilt es aufzuholen auf Haas. Klingt machbar, doch zuletzt erzielte die Truppe von Franz Tost eine solche Ausbeute beim Italien Grand Prix vor sechs Rennen. Dazu kommt wieder die Krux bei Punktgleichheit: Einen fünften Rang haben beide Teams vorzuweisen, doch dahinter steht der sechste Platz von Mick Schumachers Haas in Österreich. Also wird AlphaTauri wohl mindestens drei Zähler holen müssen.
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