Die Formel 1 hat bei der jüngsten Kommission die Entscheidung über ein neues Punktesystem vertagt. Vorerst wird es keine Änderungen an der Punktevergabe in der Königsklasse des Motorsports geben. Eine bahnbrechende Neuheit wäre das allerdings nicht gewesen. Insgesamt acht Mal wurde das Vergabesystem der Punkte in der beinahe 74-jährigen Geschichte der Formel 1 geändert.
Mittlerweile werden in der Formel 1 mehr Punkte denn je vergeben. Historische Punktevergleiche haben dadurch leider keine Aussagekraft mehr, zumindest in absoluten Zahlen. Das warf bei Motorsport-Magazin.com die Frage auf: Wie würden sich vergangene WM-Entscheidungen verändern, wenn die Formel 1 von Anfang an mit dem aktuellen Punktesystem gefahren wäre? Wir haben ein paar Fälle herausgesucht.
Überblick: Alle Punktesysteme in der Formel-1-Historie
1976: Niki Lauda gewinnt Hollywood-WM gegen James Hunt
Es war einer der dramatischsten Titelkämpfe in der Geschichte der Formel 1. Niki Lauda gegen James Hunt, Ferrari gegen McLaren. Das Duell der beiden Rivalen, welches Jahrzehnte später sogar das Hollywood-Licht erblicken sollte, hatte alles. Disqualifikationen, Proteste, Konflikte oder auch den dramatischen Unfall Laudas beim Großen Preis vom Deutschland auf dem Nürburgring.
Schlussendlich wurde die Weltmeisterschaft beim letzten Rennen in Japan entschieden. Lauda gab das Rennen bei regnerischen und nebligen Bedingungen in Runde 2 freiwillig auf, Hunt sicherte sich mit dem dritten Platz seinen ersten und einzigen WM-Titel mit nur einem Punkt Vorsprung. Nach dem heutigen System hätte der Brite für den WM-Titel das Rennen allerdings mindestens Zweiter müssen. Lauda hätte seinen Rivalen nach den 2023er-Regeln mit drei Punkten Vorsprung geschlagen und hätte trotz freiwilliger Aufgabe den WM-Titel von 1976 geholt.
Position (1976) | Fahrer | Punkte (1976) | Punkte (2024) | Position (2024) |
---|---|---|---|---|
1 | James Hunt | 69 | 207 | 2 |
2 | Niki Lauda | 68 | 210 | 1 |
3 | Jody Scheckter | 49 | 172 | 3 |
4 | Patrick Depailler | 39 | 137 | 4 |
5 | Clay Regazzoni | 31 | 121 | 5 |
Es wäre nicht die einzige WM-Entscheidung mit Lauda-Beteiligung, die sich im Nachhinein ändern würde. Seinen dritten und letzten WM-Titel, den Lauda im Jahr 1984 mit nur einem halben Punkt Vorsprung vor Alain Prost gewann, würde nach aktuellem System in die Hände Prosts wandern. Diesmal wäre es der Franzose, der mit einem halben Zähler Vorsprung den WM-Titel gewinnen würde. Damit würde zumindest der Rekord der engsten Titelentscheidung der Formel-1-Geschichte weiterhin erhalten bleiben.
1994: Schumacher verliert ersten WM-Titel
Auch Michael Schumacher wäre von der heutigen Punktevergabe nicht verschont geblieben. Von seinem ersten WM-Titel, den die Formel-1-Ikone im Jahr 1994 nach einem kontroversen Saisonfinale in Adelaide mit nur einem Punkt Vorsprung vor Damon Hill feiern konnte, müsste sich Schumacher heutzutage verabschieden - und das relativ deutlich. 15 Punkte würden die beiden Fahrer nach der neuen Wertung trennen.
Position (1994) | Fahrer | Punkte (1994) | Punkte (2024) | Position (2024) |
---|---|---|---|---|
1 | Michael Schumacher | 92 | 243 | 2 |
2 | Damon Hill | 91 | 258 | 1 |
3 | Gerhard Berger | 41 | 131 | 3 |
4 | Mika Häkinnen | 26 | 99 | 4 |
5 | Jean Alesi | 24 | 94 | 5 |
Den Titel würde sich dafür drei Jahre später wieder zurückholen. In seiner zweiten Saison bei Ferrari verpasste Schumacher den Titelgewinn lediglich um drei Zähler. Jacques Villeneuve ging nach dem legendären Zwischenfall in Jerez als der glückliche Sieger hervor. Nach neuem Punktesystem wäre Schumacher mit sechs Punkten Vorsprung der Triumphator, vorausgesetzt, die FIA hätte ihm die Punkte für das Rennen zugeschrieben.
1999: Eddie Irvine als Formel-1-Weltmeister
Im Jahr 1999 war Eddie Irvine so dicht davor, sich das erste und schlussendlich einzige Mal als Formel-1-Weltmeister zu krönen. Am Ende fehlten ihm zwei Punkte auf McLaren-Fahrer Mika Häkkinen, der ein Jahr vor der Jahrtausendwende seinen zweiten Titel in Folge einfahren konnte. Mit dem heutigen Punktesystem wäre das anders. Nach 2023er-Regeln hätte der damalige Ferrari-Fahrer satte 17 Punkte Vorsprung vor dem Finnen. Immerhin ein kleiner, wenn auch zugegebenermaßen schwacher Trost.
Position (1994) | Fahrer | Punkte (1994) | Punkte (2024) | Position (2024) |
---|---|---|---|---|
1 | Mika Häkinnen | 76 | 221 | 2 |
2 | Eddie Irvine | 74 | 258 | 1 |
3 | Heinz-Harald-Frentzen | 54 | 181 | 3 |
4 | David Coulthard | 48 | 150 | 4 |
5 | Michael Schumacher | 44 | 138 | 6 |
6 | Ralf Schumacher | 35 | 141 | 5 |
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