Der Williams des Jahrgangs 2022 hält zumeist die rote Laterne und ein Blick auf Nicholas Latifis Qualifying scheint das zu bestätigen: Platz 18 für den Kanadier. Dahinter nur Yuki Tsunoda, der seine Runde nicht zusammenbekam und Valtteri Bottas, für den die Zeitenjagd keine Relevanz hatte, da er so oder so von Platz 14 gestartet wäre. Doch das Bild auf der anderen Garagenseite war alles andere als alltäglich für das Traditionsteam aus Groove: Applaus der Mechaniker für Alex Albon, der den Williams sensationell ins Q3 pilotierte. Dank der zahlreichen Motorenstrafen beim Belgien Grand Prix startet der Thailänder am Sonntag sogar von Platz 6. Alle News zur Formel 1 heute in Spa gibt es im Liveticker.

Albon selbst hätte sich ein solches Ergebnis nicht vorstellen können: "Es war sehr gut, ich bin wirklich glücklich. Ich kann nicht gerade behaupten, dieses Resultat erwartet zu haben, aber wir nehmen es natürlich. Es fühlt sich an als habe sich die harte Arbeit ausgezahlt und wir haben das Beste aus dem herausgeholt, was wir zur Verfügung haben." Doch woher kam die Pace des Williams? Der 26-Jährige hat zwei Erklärungen: "Wir haben gute Änderungen in FP3 vorgenommen und auch die Strecke liegt uns besser als andere."

Silverstone-Update des Williams trägt Früchte in Spa

Laut Teamchef Jost Capito wurde der Grundstein für das erfolgreiche Qualifying Albons schon ein paar Rennen zuvor gelegt, wie er bei Servus-TV verriet: "Wir lernen immer mehr mit dem neuen Update, das wir erst kurz vor Saisonmitte gebracht haben. Von mehr Daten profitieren wir." Der Williams wurde in Silverstone runderneuert, besonders an den Seitenkästen gab es starke Veränderungen. Dennoch muss der Deutsche auch zugeben, dass die Strecke ein entscheidender Faktor war: "Spa liegt unserem Auto. Wir waren davon ausgegangen, dass das Abtriebslevel hier für unser Auto nicht schlecht ist. Das hat sich bestätigt, es ist ein großartiges Ergebnis für uns."

Dementsprechend liegen dem Williams wohl nur bestimmte Streckentypen: "Wir waren auf Strecken mit hohem Abtriebslevel, da funktionierte es nicht. Aber auf Strecken mit Medium Downforce, da sieht es gut aus. Davon kommen vielleicht auch noch einige." Der Williams-Boss wusste, dass es für den in Spa gezeigten Fortschritt Zeit brauchen würde: "Wir mussten Daten sammeln, sie auswerten und das Setup verfeinern. Wenn man ein großes Update bringt, dann ist da Potential. Dieses Potential haben wir mittlerweile gut ausgeschöpft."

Albon realistisch: Verstappen schon nach drei Runden vorbei

Reicht dieses Potential auch für Punkte im Rennen? Alex Albon hat angesichts der zahlreichen schnellen Autos, die wegen der Strafenflut hinter ihm starten werden, seine Zweifel: "Ich habe die Rundenzeit von Max [Verstappen, Anm. d. Red.] gesehen und ich habe das Gefühl, dass der schon in Runde drei an mir vorbeifliegen wird." Daher will sich der Thailänder mental gar nicht mit den Spitzenpiloten aufhalten: "Wir müssen unser eigenes Rennen fahren. Es ist nicht wie in Monaco, wo man die Position halten kann. Du brauchst hier ein schnelles Auto, das Überholen geht recht leicht."

Auch in Sachen Pace weiß Albon nicht, was ihn im Rennen erwartet: "Wir müssen sehen was möglich ist, wir haben die Longruns nicht wirklich ausgetestet. Das macht das ganze etwas unvorhersehbar." Aufgrund der Eigenschaften seines Dienstwagens ließ er sich trotzdem eine kleine Kampfansage entlocken: "Wir haben ein sehr windschnittiges Auto, also sollte das den anderen das Überholen etwas schwerer machen." Der ein oder andere Konkurrent könnte sich am Topspeed des Williams also die Zähne ausbeißen.