Die FIA hat sich endgültig von Michael Masi getrennt. Das bestätigte der Automobil-Weltverband in einer knappen Aussendung am Dienstag nach dem Österreich-GP. Masi, von 2019 bis 2021 Rennleiter der Formel 1, war aufgrund seiner prominenten Rolle im skandalösen Saisonfinale 2021 in Abu Dhabi ins Fadenkreuz geraten.

Nach internen Untersuchungen wurde die Formel-1-Rennleitung 2022 schon im Februar deshalb neu besetzt. Masi verlor seinen Posten, Ex-DTM-Rennleiter Niels Wittich und der WEC-Rennleiter Eduardo Freitas teilen sich seither abwechselnd die Position. Masi sollte, so hieß es damals von der FIA, intern einen neuen Posten bekommen. Ein paar Wochen später wurde eine Rückkehr in einer beratenden Position suggeriert.

Nun ist Masi bei der FIA endgültig Geschichte. Er habe sich, so heißt es offiziell, "entschieden, die FIA zu verlassen und nach Australien zu ziehen, um näher bei seiner Familie zu sein und neue Herausforderungen anzunehmen."

Der Australier Masi blickt auf eine lange Motorsport-Karriere, auch in Australien, zurück. In der australischen Supercars-Tourenwagenserie war er einst stellvertretender Rennleiter gewesen. Im Formel-1-Umfeld überantwortete er ursprünglich die Nachwuchs-Klassen und diente als Assistent von Langzeit-Rennleiter Charlie Whiting. Nach Whitings plötzlichem Tod vor dem Saisonauftakt 2019 übernahm Masi dessen Posten als Rennleiter und Sicherheitsdelegierter.

Masi als Schlüsselfigur im Formel-1-Finale 2021

Diese Positionen hielt er bis Abu Dhabi 2021. "Er hat die vielen Funktionen, für die er verantwortlich war, auf professionelle und engagierte Art verfolgt. Die FIA dankt ihm für seinen Einsatz und wünscht ihm das Beste für die Zukunft", schließt die Aussendung.

Masi war nach seinem Umgang mit dem späten Safety Car 2021 in Abu Dhabi zur Zielscheibe geworden. Eine freie Interpretation des Reglements unter Zeitdruck hatte die letzte Runde unter Grün ermöglicht und Lewis Hamilton den WM-Titel gekostet.

Die FIA selbst hatte im März in ihrem Untersuchungsbericht zu Abu Dhabi 2021 einen menschlichen Fehler beim Prozedere des Rückrundens ein. Mercedes-Teamchef Toto Wolff rechnete im April in einem Interview mit Masi ab: Eine Belastung für den Sport sei er gewesen, habe die Fahrer teils respektlos behandelt. Die FIA nahm Masi stets in Schutz: Er habe im guten Gewissen und nach seinem besten Wissen gehandelt. Und Mercedes wehrte sich dagegen, hinter den Kulissen Masis Absetzung betrieben zu haben.

Mit der 2022 neu strukturierten Rennleitung ist die Formel 1 trotzdem nicht glücklich. Die kompromisslose Regelauslegung beginnt besonders bei den Fahrern Unmut hervorzurufen. Eine Null-Toleranz-Politik bei Schmuck und Unterwäsche sorgte bereits für Proteste. Teils lang dauernde und von Debatten geprägte Fahrerbriefings wurden erst am letzten Wochenende in Österreich zum Thema. Sebastian Vettel verließ das Briefing dort frustriert vorzeitig und erhielt dafür eine 25.000-Euro-Strafe auf Bewährung.