Während dem Formel-1-Launch von Ferrari gab der im Dezember neu gewählte FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem am Donnerstag die Reformen für die Rennleitung in der Formel-1-Weltmeisterschaft bekannt. Michael Masi, dem eine maßgebliche Schuld an der kontroversen Titelentscheidung beim Großen Preis von Abu Dhabi 2021 unterstellt wurde, verliert seinen Posten als Renndirektor.
Wie Motorsport-Magazin.com bereits im Januar berichtet hatte, wird aber keine einzelne Person seinen Job übernehmen. Stattdessen teilt sich ein Trio die Aufgaben der Rennleitung auf. Nils Wittich, der 2021 als DTM-Renndirektor im Einsatz war und Eduardo Freitas, zuletzt Renndirektor der Langstrecken-WM, werden sich in dieser Funktion abwechseln.
Des weiteren wird der Renndirektor bei jedem Grand Prix mit Michael Blash einen Assistenten und Berater zur Seite gestellt bekommen. Blash war von 1996 bis 2016 als Stellvertretender Renndirektor des Motorsport-Weltverbandes bei der Formel 1 im Einsatz. Die neue Rollenverteilung wird bereits bei den ersten Testfahrten vor der Formel-1-Saison 2022 in Barcelona zum Einsatz kommen.
Masi wird aber nicht ersatzlos aus der FIA-Planung gestrichen. Wie Mohammed Ben Sulayem ankündigte, soll der Australier eine andere Rolle innerhalb des Weltverbandes erhalten. Welche das ist, ließ er allerdings noch offen. Masi übernahm die Rolle als Renndirektor 2019 nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Renndirektors Charlie Whiting
Formel 1 erhält VAR
Gleichzeitig erhält die Rennleitung in der kommenden Saison noch zusätzliche Unterstützung von außerhalb. Vergleichbar mit dem Virtual Assistent Referee im Fußball wird eine virtuelle Rennleitung abseits der Strecke eingerichtet, die sich permanent in Verbindung mit dem FIA-Renndirektor befindet. Sie ist dafür zuständig, die Sporting Regulations "mithilfe der modernsten technologischen Tools richtig anzuwenden", wie Ben Sulayem es beschrieb.
Um den Versuch einer Beeinflussung der Rennleitung durch die Teams zu vermeiden, wird außerdem die direkte Audio-Kommunikation zwischen der Rennleitung und den Teams in ihrer derzeitigen Form gekappt. "Es wird weiterhin möglich sein, Fragen an den Rennleiter zu stellen, und zwar nach einem genau definierten und nicht aufdringlichen Verfahren", sagte Ben Sulayem in der Videobotschaft. Wie genau dieses Verfahren aussehen soll, ist allerdings noch offen.
Als letzte Maßnahme um eine Wiederholung des Abu-Dhabi-Debakels zu vermeiden, sollen auch die Verfahren zur Zurückrundung von Überrundeten überarbeiten werden. Dafür zuständig ist das F1 Sporting Advistory Committee, das im Rahmen der nächsten Sitzung der F1-Commission tagt. Sämtliche Reformen sind laut dem FIA-Präsidenten bereits mit dem Motorsport-Weltrat (WMSC) abgeklärt.
Ben Sulayem erklärte die Reformen folgendermaßen: "Mit diesem Plan ebnet die FIA den Weg für einen neuen Schritt nach vorne im Formel-1-Refereeing. Ohne Schiedsrichter gibt es keinen Sport. Respekt und Unterstützung für die Referees gehören zum Wesen der FIA. Deshalb sind diese strukturellen Änderungen im Kontext einer starken Entwicklung und der legitimen Erwartungen von Fahrern, Teams, Herstellern, Organisatoren und natürlich den Fans von entscheidender Bedeutung."
Reaktion auf Abu Dhabi
Beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi 2021 war es auf den letzten Runden nach einer Safety-Car-Phase zu fragwürdigen Regelentscheidungen gekommen, die zur Folge hatten, dass das Rennen noch für eine Runde unter Rennbedingungen freigegeben wurde und so dem Red Bull-Piloten Max Verstappen zum Titelgewinn verhalfen. Die FIA hatte wenige Tage später angekündigt, in einer Kommission die Vorgänge zu prüfen. Die nun vorgelegten Ergebnisse sind das Resultat dieser Untersuchung.
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