Das am schlechtesten gehütete Geheimnis der Formel-1-Winterpause 2022 ist gelüftet: Otmar Szafnauer übernimmt offiziell die Rolle als Teamboss beim Rennstall von Alpine. Gleichzeitig wird auch der Transfer von Ex-FIA-Mann Bruno Famin als neuer Leiter des Motorenwerks in Viry-Chatillon bekanntgegeben.

Otmar Szafnauer: Von Aston Martin zu Alpine

In einer Presseaussendung bestätigte Alpine am Donnerstag um 17 Uhr den Wechsel des Formel-1-Routiniers zu dem französisch-britischen Rennstall und gab gleichzeitig auch die Verpflichtung von Bruno Famin bekannt. "Das Alpine F1 Team freut sich, die Ernennung von Otmar Szafnauer zum Teamchef und Bruno Famin als Direktor der Fabrik in Viry-Chatillon bekanntzugeben", heißt es in der Aussendung.

Im französischen Viry-Chatillon werden die Power Units der Renault-Marke produziert. Demnach trägt Famin die Zuständigkeit für die Motorenabteilung. Szafnauer ist hingegen für die Abläufe in Enstone zuständig und kümmert sich zudem während der GP-Wochenenden um den Einsatz an der Strecke.

Sowohl Szafnauer als auch Famin sind dem Alpine-CEO Laurent Rossi untergeordnet und müssen ihm im Alpine Management Komitee Bericht erstatten. "Diese Organisation soll die Leistung des Teams optimieren, während es sich auf das neu entwickelte technische Reglement vorbereitet, das ab 2022 eingeführt wird", erklärt der Rennstall diese Struktur der Teamleitung.

Szafnauer: Alpine ist bestens gerüstet

Szafnauer sagte zu seinem neuen Job: "Ich bin begeistert Alpine beizutreten und bereit, mit allen zusammenzuarbeiten, um unsere Herausforderung zu meistern, nämlich das Team in den nächsten 100 Rennen in den Kampf um den Titel zu führen. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Vorbereitung auf den Saisonstart in Bahrain. Alpine ist bestens gerüstet, um seine Ambitionen zu verwirklichen", gab sich der designierte Teamboss optimistisch.

Otmar Szafnauer ist seit 33 Jahren im Motorsport-Geschäft aktiv. Der US-Amerikaner mit rumänischen Wurzeln kam 1998 mit BAR erstmals in die Formel 1 und arbeitete in der Folge bei Honda. 2009 wechselt er zum damals noch jungen Force India, dem er über die Jahre trotz einiger Namens- und Eigentümerwechsel die Treue hielt. 2021 geriet er im Angesicht von enttäuschenden Ergebnissen und einer Management-Umstrukturierung durch Besitzer Lawrence Stroll in Bedrängnis.

Otmar Szafnauer wurde bereits im Herbst mit einem Wechsel zu Alpine in Verbindung gebracht. Der damalige Aston-Martin-Teamchef dementierte die Gerüchte nur halbherzig. Als Anfang Januar innerhalb von nur acht Tagen zuerst der Abschied des gebürtigen Rumänen bei der britischen Marke als auch die Trennung zwischen Alpine und Marcin Budkowski verkündet wurde, intensivierten sich die Gerüchte um den Wechsel, der nun offiziell ist. Szafnauers Nachfolge bei Aston Martin trat der ehemalige BMW-Mann Mike Krack an.

"Mit dem Beitritt von Otmar und Bruno zum Team ist unsere Rennfahrerbande komplett und bereit, die ehrgeizigen Ziele des Teams im Jahr 2022 zu erreichen. Otmar wird seine einzigartige Erfahrung im Motorsport und seinen kompromisslosen Willen zum Sieg einbringen", begrüßte Laurent Rossi die neuen Mitglieder des Führungsstabes.

Bruno Famin: Erfahrung bei der FIA und Peugeot

Über Motoren-Boss Famin sagte Rossi: "Brunos erfolgreiche Vergangenheit, welche darin besteht Technologien zu entwickeln, die im Wettbewerb einen Unterschied machen, und die anschließend auf Straßenwagen übertragen werden können, ist entscheidend für unser Projekt als Sportteam und als Marke."

Famin kommt im Gegensatz zu Szfanauer neu auf Teamseite in die Formel 1. Seit 2019 war er beim Motorsport-Weltverband FIA als Director of Operations im Einsatz. Zuvor arbeitete er 25 Jahre lang in verschiedenen Aufgabenbereichen bei Peugeot. Zwischen 2005 und 2019 war er als Technikdirektor und als Team-Manager bei dem französischen Konzern im Langstrecken-Rennsport und im Offroad-Bereich aktiv.

Der Franzose freut sich überschwänglich über seinen neuen Arbeitsplatz: "Es ist großartig, wieder im Wettkampfsport zu sein und noch großartiger bei Alpine einzusteigen, einem Unternehmen mit so viel Ehrgeiz und einzigartigen technischen Kapazitäten. Viry-Chatillon gehört zu den großartigsten Fabriken, von denen man nur träumen kann."

Brivio bleibt bei Alpine

Davide Brivio, der vor der F1-Saison 2021 von MotoGP-Konstrukteur Suzuki zu Alpine stoß und im abgelaufenen Jahr im Trio mit Rossi und Budkowski das Team anführte, bleibt auch 2022 Teil des Rennstalls und ist ebenfalls Teil des vierköpfigen Führungsgremiums.

In seiner Rolle als Director of Racing Expansion Projects erstreckt sich sein Zuständigkeitsbereich über die Identifikation und Entwicklung von Talenten, sowie über die Beaufsichtigung aller Rennsport-Aktivitäten der Marke. Neben der Formel 1 geht Alpine auch in der Langstrecken-Weltmeisterschaft an den Start, wo man den das Fahrzeug des ehemaligen Rebellion-Rennstalls zum Einsatz bringt.