Der Skandal um Ex-Rennleiter Michael Masi, ausgelöst durch dessen kontroverse Safety-Car-Entscheidung beim Saisonfinale in Abu Dhabi 2021, sorgte für strukturelles Umdenken in der Formel 1. Masi musste seine Position räumen. Ihn ersetzten gleich zwei neue Rennleiter. Niels Wittich and Eduardo Freitas teilten sich die F1-Saison 2022 untereinander auf. Aber auch das Duo konnte Kontroversen und teils scharfe Kritik nicht umgehen. Dennoch will FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem in Zukunft weiter auf mehrere Rennleiter setzen.

"Du kannst nicht nur einen Rennleiter haben, und dich auf ihn verlassen", so Ben Sulayem in einer Medienrunde im Rahmen der Rallye Dakar. "Ich denke, wir sollte eine zweite Rolle vorbereiten. In der größten Disziplin, die es gibt, können wir uns nicht auf etwas verlassen."

Rennleiter-Rotation 2022: Formel-1-Piloten mit harter Kritik

Das Konzept, die Verantwortung auf zwei Rennleiter aufzuteilen, stoß besonders bei den F1-Fahrern auf wenig Zuspruch. Mercedes-Pilot und GPDA-Direktor George Russell bemängelte etwa: "Diese Rotation zu haben ist nicht die beste Lösung für den Sport, wenn es um Konstanz geht." Zudem wurde kritisiert, dass der Leiter eines Rennens beim folgenden Grand Prix meist nicht anwesend war. So konnten die Teams und Fahrer offene Streitpunkte nicht klären.

Kleine Mängel und Kritik an der Rennleitung zogen sich durch die gesamte Formel-1-Saison 2022. Die Verschiebung im verregneten Monaco löste Ärger aus. In Spa sorgte die stundenlang unklare Startaufstellung, nach mehreren Motorenstrafen, für Gelächter. Beim Grand Prix von Japan erfuhr die Rennleitung den Gipfel der Kritik.

Auf einen Rennstart bei Regen samt Startcrash, folgte zunächst nur eine Safety-Car-Phase. Ein Bergungsfahrzeug zeitgleich mit Fahrern auf der Strecke, sorgte für scharfe Kritik von allen Piloten. Der Franzose Pierre Gasly wetterte, dass er durch diese Aktion hätte sterben können. Die FIA zog eine deutliche Folge. Freitas wurde sein Posten als Rennleiter entzogen. Die letzten Grand Prix der F1-Saison 2022 wurden ausschließlich von Wittich geleitet.

FIA-Präsident verspricht gute F1-Rennleitung

In seinem Streben nach einer mehrköpfigen Rennleitung ist Ben Sulayem zuversichtlich, passendes Personal zu finden. "Wenn wir den Motorsport aufrechterhalten wollen, müssen wir mit dem Training darauf vorbereitet sein", sagt der FIA-Präsident. Dabei gäbe es genug talentierten Nachwuchs in den unteren Disziplinen des Motorsports, der später Rennen der Königsklasse leiten könnte.

"Ich bin der festen Überzeugung, dass es irgendwo auf der Welt bessere Rennleiter und bessere Stewards gibt", sagt Ben Sulayem. "Jetzt gehen wir auf die nationalen Verbände zu und bitten sie, uns Leute für die Ausbildung zu schicken. Wir haben jetzt ein gutes Team für das Training. Ihr werdet gute Leute bekommen. Das verspreche ich." Wie genau die Formel-1-Rennleitung in Zukunft aussehen soll, bleibt jedoch noch offen.

Ben Sulayem: Behandlung von Masi toxisch und unfair

Auslöser für die Umstrukturierung der Rennleitung war Masis Abgang nach dem Skandal-Finale 2021. Dieser soll nicht bloß seitens der FIA veranlasst worden sein. "Es war auch seine Entscheidung", betont Ben Sulayem. Besonders in den sozialen Medien hagelte es Kritik und gar Drohungen, nachdem die Entscheidung des Ex-Rennleiters den Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen 2021 maßgeblich beeinflusst hatte.

"Ich hatte das Gefühl, dass Masi einfach nicht weitermachen wollte, wegen dem, was er in den sozialen Medien mitbekommen hat", so der FIA-Präsident. "Das war für ihn unfair. Die FIA hat hingegen immer ihre Unterstützung gezeigt."

Selbst möchte sich Ben Sulayem von den Kommentaren auf Instagram, Twitter & Co. keinesfalls unterkriegen lassen, obwohl auch ihm und manche Stewards immer wieder Drohungen erreichen würden. "Jetzt wehren wir uns gegen die toxischen sozialen Medien, die unseren Sport beeinflussen", so der FIA-Präsident. "Ich glaube, der Schaden für unseren Sport wird in Zukunft nicht mehr zu reparieren sein, wenn wir uns nicht wehren."