Das umstrittene Finale der Formel-1-Saison 2021 ist bereits über acht Monate her. In der Zwischenzeit hat sich in der Königsklasse einiges geändert. Der ehemalige Rennleiter Micahel Masi wurde nicht nur von seiner Funktion entlassen, sondern schied im Juli auch vollkommen aus dem Automobil-Weltverband aus.

Masi litt aber in den Monaten nach dem berüchtigten Abu-Dhabi-GP an den Folgen seiner Fehlentscheidung. In den sozialen Medien sah sich der Australier schweren Beschimpfungen ausgesetzt, wie er in einem Interview gegenüber dem australischen Medien-Konglomerat "News-Corp" erzählte.

Internet-Hass gegen Masi: Es gab einige dunkle Tage

"Es gab einige dunkle Tage. Ich fühlte mich, als wäre ich der meistgehasste Mensch auf der Welt", sagte Masi. Dabei beließen es die Kommentatoren im Internet nicht bei reinen Beleidigungen des ehemaligen FIA-Funktionärs. "Ich erhielt Todesdrohungen. Menschen sagten, dass sie es auf mich und meine Familie abgesehen hätten", so Masi.

"Sie (die Nachrichten) waren schockierend. Rassistisch, beleidigend, abscheulich, sie gaben mir alle denkbaren Bezeichnungen und es ging immer so weiter. Nicht nur auf meinem-Facebook-Account, sondern auch auf LinkedIn, was eigentlich eine professionelle Plattform für geschäftliches sein soll. Es war überall dieselbe Art von Beleidigungen", führte Masi weiter aus.

Die Anfeindungen gegen den ehemaligen Renndirektor, der zwischen 2018 und 2022 in der FIA aktiv war, schlugen sich auf seine mentale Gesundheit nieder. "Ich wollte mit niemandem reden, nicht einmal mit einer Familie oder Freunden. Ich redete mit meinem engsten Familienkreis darüber - aber nur sehr kurz. Es hatte auch physische Auswirkungen, aber es war vor allem mental. Ich wollte einfach in meiner Bubble sein", beschrieb der 44-Jährige.

Die FIA sei zwar über die Vorgänge informiert gewesen, Masi habe dem Weltverband aber keine näheren Einblicke gegeben. "Ich denke, ich habe es allen gegenüber heruntergespielt", so Masi. Er habe auch auf professionelle Hilfe verzichtet, wie Masi zugab: "Rückblickend betrachtet, hätte ich es vielleicht tun sollen".

Masi hatte Angst: Fürchtete Angriff auf der Straße

Im Dezember hat sich Masi außerdem Sorgen um seine physische Unversehrtheit gemacht. "Ich erinnere mich noch, dass ich ein oder zwei Tage danach in London die Straße entlangging. Ich dachte es war es sei okay, aber ich begann damit, über meine Schulter mich umzusehen. Ich sah Menschen an, und wunderte mich, ob sie mich angreifen würden", erklärte Masi.

Im Februar verlor Masi seinen Posten als Formel-1-Renndirektor und wurde in dieser Funktion durch das Duo Eduardo Freitas und Niels Wittich ersetzt. Ursprünglich sollte Masi eine neue Aufgabe innerhalb des Automobil-Weltverbandes erhalten, aber im Juli verließ er die FIA endgültig mit der Begründung, "näher bei seiner Familie sein zu wollen".

"Diese gesamte Erfahrung hat mich zu einer viel stärkeren Person gemacht", bilanziert Masi seine Erlebnisse der letzten Monate. Die Formel 1 hat am vergangenen Wochenende eine Initiative gegen Hass im Internet und von den Rängen bei Rennen der Königsklasse gestartet. Als Initialzündung dieser Aktion wurde im Rahmen des Ungarn-GP ein Video veröffentlicht, in welchem sich alle Fahrer an einem Statement gegen diese Form der verbalen Gewalt aussprachen.