1. - S wie Startaufstellung
Reine erste Startreihe für Ferrari beim Monaco-GP 2022 der Formel 1 (heute live im TV und Stream ab 15 Uhr): Charles Leclerc sicherte sich in einem am Ende chaotischen Formel-1-Qualifying in Monte Carlo überlegen die zweite Pole Position bei seinem Heimrennen in Serie. Anders als 2021 sollte der Monegasse die halbe Miete respektive P1 in der Monaco-Startaufstellung vor Teamkollege Carlos Sainz heute auch behalten können. Einen Crash mit möglichen Spätfolgen wie im Vorjahr leistete sich im Qualifying diesmal nicht der Local Hero, sondern Red Bulls Sergio Perez.
Bleibt ein böses Erwachen aus, startet der in Monaco glänzend aufgelegte Mexikaner heute vom dritten Startplatz neben Formel-1-Weltmeister Max Verstappen auf Platz vier. Lando Norris und George Russell sorgen für eine rein britische dritte Startreihe, ehe Fernando Alonso, Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Esteban Ocon die Top-10 abrunden. Mick Schumacher nimmt das Rennen nach einem unbefriedigenden Qualifying vom in Monaco fast schon aussichtslosen 15. Startplatz in Angriff.
2. - S wie Start
Sonderlich viele Chancen, Polesetter Leclerc in Monaco noch des Sieges zu berauben, liefert der berüchtigte enge Leitplanken-Kanal des Monaco Circuit nicht gerade. Daran dürften selbst die überholfreundlicheren Formel-1-Autos der Generation 2022 wenig bis nichts ändern - in Monaco fehlt es schlicht an Platz, vorbeizufahren. Die mit Abstand größte Möglichkeit besteht noch auf den ersten Metern der ersten von 78 3,337 Kilometern kurzen Runden. Groß ist diese allerdings auch nicht: Gerade einmal 114 Meter trennen Leclerc am Start vom ersten Bremspunkt für die Sainte Devote.
Spannend wird es allerdings wegen der Startreifen. Diese dürfen seit dieser Saison auch die Top-10 frei wählen - und längst ist ein Start auf weichen Reifen heute nicht ausgemacht. So stellte Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko bereits nach dem Freitagstraining sogar völlig neue Perspektiven in Aussicht. Selbst ein Start auf harten Reifen sei nicht auszuschließen, so der Grazer angesichts zügiger erster Runden der Konkurrenz auf der härtesten Mischung. Ob Ferrari das dennoch bestehende Risiko am Start eingehen wird? Fraglich. Zumal harte Reifen im Fall eines frühen Safety Cars sogar zum Nachteil werden können (s.u.). Red Bull könnte mehr riskieren. Die Bullen haben aus der zweiten Reihe bereits jetzt fast nichts mehr zu verlieren.
3. - S wie Schauer von Dauer
Tatsächlich spielt die Reifenwahl am Start heute mit großer Wahrscheinlichkeit allerdings eine nur sehr untergeordnete Rolle. Oder besser gesagt gar keine Rolle, wenn sich die seit Tagen fast unveränderten Wetterprognosen nicht plötzlich drehen. Ab dem Morgen soll es am Sonntag in Monte Carlo regnen - und das fast durchgängig. Den gesamten Vormittag bis zum frühen Abend fällt die Regenwahrscheinlichkeit in Monaco nie unter 70 Prozent. Zur Zeit des Rennstarts erreicht sie sogar ihr Maximum von fast 80 Prozent. Kommt es so, gilt in Monaco gar nichts mehr - außer nahezu garantiertes Chaos.
4. - S wie Strategie
Bleibt es wider Erwarten trocken, so wird es nach dem Start am ehesten noch strategisch interessant. Mit gleich zwei Autos an der Spitze kann Ferrari die Konkurrenz mit Carlos Sainz aufhalten und Charles Leclerc so einen auch durch Undercuts - in Monaco häufig ohnehin wenig wirksam - unüberwindbaren Vorsprung verschaffen. Gleichzeitig kann Sainz selbst seine Reifen schonen. Genau das fürchtet Red Bull. "Mit zwei Ferraris vorne wird es schwierig. Ich nehme an, dass sie ein verlangsamtes Tempo in den Kurven machen werden, um ihre Reifen zu schonen. Und dort, wo man überholen kann, werden sie Gas geben", prophezeit Marko.
Das wäre tatsächlich essentiell, da speziell der weiche Reifen - in Monaco sogar der maximal weiche C5 - im Training doch recht schnell verschliss. Mit extremem Pace-Management könnte Ferrari diesen Gummi länger als sonst möglich konservieren, während die Konkurrenz im Verkehr mehr leiden würde. Doch startet Ferrari überhaupt auf diesem Pneu (s.o.)? Nicht zu vergessen: Einschlafen darf Ferrari an der Spitze auch wieder nicht. Die Pace muss reichen, um nach einem Stopp nicht in den Fängen des Mittelfeldes zu landen und so im Verkehr im Fernduell an Boden zu verlieren - die traditionell größte Gefahr in Monaco.
Trotz des höheren Verschleißes als erwartet rechnet Pirelli wegen der in Monaco so bedeutenden Track Position in jedem Fall fest mit einem Einstopper - und einem gehäuften Einsatz der harten Mischung. In der Theorie sei ein Start auf den Softs mit einem Finish auf den harten Reifen ideal. Medium-Hard halten die Italiener allerdings für nahezu gleichschnell.
5. - S wie Safety Car
Ein großer Vorteil der Medium-Reifen gegenüber den Softs am Start: So kann länger auf ein mögliches Safety-Car gewartet werden, um dann zeitsparend auf harte Reifen zu wechseln. Der Vorteil hier: Es ist fast egal, wann das Safety Car kommt. Selbst falls sehr früh, kann dann auf dem harten Reifen ein langer Stint gestemmt werden. Genau deshalb erscheint der harte Reifen am Start insgesamt doch eher unpraktisch. Knallt es etwa schon in Runde zehn wäre es für den Pflichtwechsel womöglich noch zu früh, um dann auf Medium zu Ende fahren zu können. Mit dem Hard sieht das schon anders aus.
Doch kommt das Safety Car überhaupt? Rein statistisch liegt die Wahrscheinlichkeit mit 60 Prozent in Monaco überraschend niedrig. Allerdings wurde Monaco mit den 2022 so steifen und weniger wendigen Autos auch noch einmal anspruchsvoller ...
6. - S wie Schlamassel-Charles
"Wann geht es schief?" statt "Geht es schief?" Diese Devise gilt für Charles Leclerc ausgerechnet bei seinem Heimrennen. Noch nie sah der gebürtige Monegasse in Monaco die Zielflagge. Zweimal fiel Leclerc in der Formel 2 wegen technischen Defekten aus. In der Formel 1 kosteten Leclerc ein Defekt bei Sauber, ein Fahrerfehler im ersten Ferrari-Jahr und eine gebrochene Antriebswelle im Vorjahr noch vor dem Start jede Chance auf große Ergebnisse vor heimischer Kulisse. Noch dazu crashte Leclerc erst in diesem Jahr beim historischen Grand Prix in Monaco einen alten Ferrari Niki Laudas.
Setzt sich die Pechsträhne heute im Rennen fort? Beinahe wäre es schon im Qualifying so weit gewesen. Nur Ferrari hat es Leclerc zu verdanken, seine überlegene Pole Position nicht verloren zu haben. So verpasste der 24-Jährige im Q2 nach einer Aufforderung die FIA-Waage direkt nach der Boxeneinfahrt. Leclerc hatte die dafür vorgesehene Anzeigetafel schlicht übersehen. Ferrari allerdings sah den Alarm, informierte Leclerc und schob diesen mit Manneskraft der Mechaniker zurück zum Pflichttermin. Wäre das nicht passiert hätte Leclerc eine drastische Strafe erwartet - bis hin zur Disqualifikation.
Leclerc selbst hält von der Fluch-Story unterdessen nichts. "Nein, nein, nein ... ich bin überhaupt nicht abergläubisch. Also nein. Wir hatten bis jetzt ein sauberes Wochenende und starten auf dem bestmöglichen Platz. Also habe ich hoffentlich ein sauberes Rennen und endlich ein gutes Ergebnis zuhause", sagt Leclerc.
7. - S wie Sieger
Der in der Regel wichtigste aller Faktoren fällt heute komplett flach: Die Rennpace ist in Monaco nicht entscheidend. Nicht einmal allzu viele ernstzunehmende Longruns bekamen wir deshalb im Training zu sehen. Zu schlecht lässt es sich im Fürstentum überholen, zu sehr zu vernachlässigen ist selbst der Undercut wegen des in Monaco traditionell nur geringen Reifenabbaus.
"Ich denke das Wetter wird das Rennen hier entscheiden", sagt deshalb Sebastian Vettel angesichts des Wetterberichts. Logisch: Immerhin geht die Schere auf feuchter Fahrbahn tendenziell weiter auseinander als im Trockenen. So weit, dass selbst abseits von Chaos und groben Fehlern, überholt werden kann? Schlägt dann doch noch die große Stunde von Regenkünstlern wir Max Verstappen und Lewis Hamilton?
Die hoffen jedenfalls sehr darauf. "Etwas Chaos kommt uns gelegen", meint Verstappen. "Ich möchte, dass es regnet. Ich hoffe, dass das Wetter mitspielt", sagt Hamilton. Teamkollege Russell hält dann selbst von P6 in Monaco einen Sieg nicht für ausgeschlossen.
Ferrari allerdings sieht seinerseits keinen Grund, den Regen zu fürchten. "Es gibt eine Chance auf Regen, aber das wäre auch in Ordnung. Wir waren in Imola auch im Regen stark", erinnert Leclerc. "Also: Was auch immer kommt, wir werden versuchen, das Beste daraus zu machen!"
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