Wie schon in der Formel-1-Saison 2021 errang Charles Leclerc im Qualifying bei seinem Heim-GP in Monaco die erste Startposition. Doch diesmal konnte Leclerc einen Unfall wie im Vorjahr vermeiden. Ganz im Gegenteil: Auf dem letzten Umlauf hätte sich Leclerc sogar noch verbessern können. Dafür sorgten andere für Unfälle.

Doch wie schon in der Saison 2021 gab es auch diesmal eine Kontroverse rund um Leclerc bei seinem Heim-Qualifying. Der 24-Jährige wurde während Q2 für eine Gewichtsmessung in der Boxengasse ausgewählt. Leclerc rollte allerdings an der Waage in der Box vorbei, ehe er durch eine Mitteilung vom Team darauf hingewiesen wurde.

Marko droht: Könnte Strafe geben

Die Mechaniker rollten anschließend den Ferrari F1-75 zurück auf die FIA-Waage und der Wiegeprozess wurde ordnungsgemäß durchgeführt. Ein Vergehen? Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko suggerierte im ORF-Interview nach dem Qualifying, dass dem WM-Rivalen von Max Verstappen noch Ärger drohen könnte. "Wenn man das so konsequent wie in den Junior-Formeln ahndet, dann hat das eine drastische Strafe zur Folge."

Obwohl die Ferrari-Crew den Wagen umgehend zurückrollte, sieht Marko ein Vergehen. "Vom Reglement her müsste das eine Strafe geben" betonte er. Der Red-Bull-Mann fügte allerdings hinzu, dass die Bullen keine Beschwerde einlegen würden. "Wir werden offiziell nichts unternehmen", so Marko. Er deutete aber an, dass durchaus andere Formel-1-Teams eine Aufklärung des Vorfalls fordern könnten. Bislang meldeten sich die Rennkommissare aber nicht zu dem Zwischenfall. Eine Strafe ist deshalb eher unwahrscheinlich.

Leclerc erklärte die Situation folgendermaßen: "Es war ziemlich knifflig. Ich weiß tatsächlich nicht genau, wo die Tafel präsentiert wird, (auf welchem die Anweisung auf die Wiege-Bridge zu fahren steht) sie ist jedenfalls weit auf der Seite und ich habe sie nicht gesehen. Zum Gluck hat das Team den Alarm gesehen und mich angewiesen, anzuhalten."

Leclerc: Abbruch-Versuch schneller als Pole-Runde

Für die größten Schlagzeilen nach dem Qualifying sorgte allerdings eine Reihe von Unfällen, welche die Zeitenjagd vorzeitig beendete. Obwohl dadurch die fünfte Saisonpole des Ferrari-Piloten in Stein gemeißelt war, ärgerte sich Leclerc darüber, seine vermeintlich stärkste Runde nicht durchziehen zu können. "Ich würde es nicht als Frustration bezeichnen, aber ich wollte auf jeden Fall die Runde beenden, denn ich war etwas mehr als vier Zehntel schneller. Es war eine ziemlich gute Runde", berichtete der WM-Zweite.

Dabei sah das Handling des Ferraris auf dem finalen Qualifying-Run alles andere als stabil aus, wie Leclerc festhielt: "Ich war überrascht, wie viel Pace ich herausholen konnte, denn die Balance war auf dieser Runde knifflig. Ich hatte überall Snap-Übersteuern", analysierte Leclerc. Auf dem finalen Run war aber Leclerc nicht der Einzige, der auf Verbesserung unterwegs war. Auch Max Verstappen fand im ersten Sektor über drei Zehntel Rundenzeit.

Die eigentliche Pole-Runde von Leclerc, geriet bei dem chaotischen Schlussspurt allerdings etwas in den Hintergrund. Der vierfache Formel-1-Rennsieger konnte auf seinem ersten Umlauf in Q3 0,225 Sekunden zwischen sich und Teamkollege Carlos Sainz bringen.

Die Pole Position gilt in Monaco, wo Überholen praktisch unmöglich ist, als besonders bedeutend und das vor allem da von Teamkollege Carlos Sainz auf P2 keine akute Gefahr besteht. Aber eine Garantie für den ersten Heimsieg von Leclerc gibt es noch lange nicht. Das liegt auch an der Wetterprognose für den Rennsonntag. Zum ersten Mal an diesem Wochenende soll es am Sonntag im Fürstentum regnen und das kurz vor und während dem GP.

Keine Regen-Sorgen bei Ferrari

Wie viel Sorgen macht sich Leclerc, dass dadurch die das ganze GP-Wochenende anhaltende Ferrari-Dominanz auf dem Circuit de Monaco gebrochen werden könne? Wenig, behauptet er. "Es gibt eine Regenchance für morgen, aber das ist in Ordnung. Wir waren im Regen auch in Imola stark", erinnert Leclerc an den GP der Emilia Romagna.

Charles Leclerc kämpft in Monaco gegen eine grauenhafte Statistik an. Noch nie konnte Leclerc ein Formel-1-Rennen auf seiner Heimstrecke beenden. 2018 verunfallte er kurz vor Schluss im Alfa-Sauber nach einem Bremsdefekt, 2019 endete der Versuch einer Aufholjagd am Rennsonntag in den Streckenbarrieren. In der Vorsaison erlitt sein Ferrari nach einem Qualifying-Crash auf dem Weg zur Staraufstellung einen Defekt. Die tags zuvor eingefahrene Pole Position war deshalb wertlos.