Wer Sebastian Vettel kurz vor dem Start ins erste Training der Formel 1 in Miami über den Weg lief, der konnte wohl seinen Augen nicht trauen: Der Aston-Martin-Pilot marschierte im Rennanzug, aber mit darüber angezogener Unterhose zu seinem Arbeitsplatz. Der nächste Protest gegen die nun strikte Auslegung der FIA-Regelhüter, was Schmuck und Unterwäsche während der Fahrt angeht.

Vettel stellte sich am Freitag klar hinter seinen langjährigen Formel-1-Rivalen Lewis Hamilton, der seinerseits mit übertriebener Schmuck-Last in der Pressekonferenz aufgetreten war. Bei beiden Fällen geht es um Sicherheit - im Fall der Unterwäsche darum, dass alles, was der Fahrer trägt und in Kontakt mit der Haut kommt, feuerfest und geprüft sein muss.

Denn aus Komfort-Gründen tragen, oder trugen, viele unter der feuerfesten Unterwäsche noch normale Unterhosen, da es keine FIA-zertifizierte kurze Unterwäsche gibt. Das Problem ist leicht zu lösen - Hersteller kümmern sich drum, und zur Überbrückung kann man eine abgeschnittene lange Unterhose unter der normalen langen tragen.

Vettel unterstützt Hamilton in der Schmuck-Causa

Die ganze Geschichte sorgt jedenfalls für mächtig Wirbel im Fahrerlager. "Ich denke, es ist ein bisschen unnötig, das Thema so aufzubauschen", schließt sich Vettel mehrerer seiner Fahrerkollegen an, die die harte Linie der FIA, besonders bei Schmuck, für übertrieben sehen.

Sebastian Vettel am Freitag in Miami, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel am Freitag in Miami, Foto: LAT Images

"An diesem Punkt ist es wohl eher eine persönliche Sache, und mir scheint, dass sie gewissermaßen auf Lewis abzielt", mutmaßt Vettel. Die Geschichte hatte sich ab einem mehrstündigen Marathon-Fahrerbriefing in Australien begonnen aufzubauschen, bis zu einem Punkt, an dem sich Hamilton gar weigerte, in Miami den Schmuck-Vorgaben der Formel 1 zu folgen und so erst nach einer Kompromisslösung für das Training bereit war.

"Gewissermaßen ist es eine Frage der Sicherheit", räumt Vettel ein. "Wenn du so Zeug hast und das Auto Feuer fängt, ist es unangenehm. Aber andererseits denke ich, dass es bis zu einem gewissen Grad um persönliche Freiheit geht, und wir sind alt genug, um unsere Entscheidungen außerhalb des Autos zu treffen, also sollten wir alt genug sein, Entscheidungen auch im Auto zu treffen."

Auch Kevin Magnussen kritisierte in Miami die neuen Formel-1-Schmuckregeln, die inzwischen auch angedrohte Geldstrafen bis zu 250.000 Euro mit sich bringen. Während die Unterhosen-Frage also leicht zu lösen sein dürfte, könnte die Schmuck-Frage weiter dauern. Auch wenn zumindest Hamilton mit einem Aufschub bis Monaco, um Probleme mit schwer entfernbaren Schmuckstücken zu lösen, vorerst zufrieden scheint.

Vettel & Aston Martin: Rückkehr zur Normalität in Miami

Auf der Strecke war Vettel dann wieder in konventionellerer Tracht unterwegs. Und auch die Aston-Martin-Performance kehrte nach dem positiven Ausreißer von Imola in Miami zurück in die Realität. Ein 14. Platz stand am Ende des 2. Trainings für Vettel zu Buche.

Irgendwo zwischen den Plätzen 10 und 15 wird man sich im Qualifying wohl wieder einfinden, schätzt Vettel danach: "Schwer zu sagen. Wenn ich mich sehr komfortabel fühle, lässt sich noch viel rausquetschen, aber das sagen momentan wohl viele nach dem ersten Tag."