Viele Rennen sind es nicht mehr, dann ist F1-Routinier Kimi Räikkönen um einen Formel-1-Rekord reicher. Mit 318 GP-Starts fehlen dem Finnen von Alfa Romeo Racing vor dem Belgien GP 2020 in Spa-Francorchamps am kommenden Wochenende noch fünf, um den Allzeit-Rekord von Rubens Barrichello zu übertreffen.

Auf bis zu 329 Starts kann Räikkönen die Statistik durch den gerade auf 17 Rennen erweiterten - und so offenbar finalen - Formel-1-Kalender 2020 in diesem Jahr noch schrauben. Ein Wert, der schon in der kommenden Saison wieder fallen könnte. Grund dafür ist die Rückkehr Fernando Alonsos.

Formel-1-Start-Rekord: Räikkönen vs. Alonso?

Der Spanier startete bereits 311 F1-Rennen. Durch sein Comeback bei Renault würde Alonso bei einem Kalender von 19 Rennen Räikkönen als Rekordhalter nach nur einem Jahr wieder ablösen. Noch dazu unterschrieb der Weltmeister von 2005 und 2006 einen Vertrag über mehrere Jahre. Langfristig wird Alonso der Rekord also nicht zu nehmen sein. Es sei denn, Räikkönen verlängert seine Karriere in der Formel 1 im Alter von dann 41 Jahren tatsächlich nochmals.

Dieses Thema begleitet die wegen der Corona-Pandemie 2020 spärlichen (ganz nach Räikkönens Geschmack) Pressekonferenzen mit dem Finnen bereits das gesamte Jahr. Natürlich auch vor Belgien GP. Oder gerade vor dem Belgien GP. Immerhin wird Spa-Francorchamps gerne nicht nur als Wohnzimmer Michael Schumachers bezeichnet, auch Räikkönen weist in den Ardennen mit vier Siegen eine starke Bilanz vor.

Räikkönen über Formel-1-Zukunft: Familie entscheidend

„Ich habe es noch nicht entschieden“, winkt Räikkönen in der Presskonferenz am Donnerstag jedoch unmissverständlich zum Thema Zukunft in der Formel 1 ab. Auf Nachfragen skizziert der Alfa-Romeo-Fahrer allerdings, wovon diese Entscheidung abhängt. Einmal sei das die Konkurrenzfähigkeit seines Arbeitsmaterials - mit dem C39 aktuell ein delikates Thema. „Es macht einen Unterschied, ob du eher in einer guten Position unterwegs bist und um Punkte kämpfst“, sagt Räikkönen. „Aber Garantien, dass es gut oder schlecht wird, gibt es natürlich nie, wenn ein neues Jahr kommt. Egal, wohin du gehst.“

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Heißt im Klartext: Einen Teamwechsel schließt der Iceman nicht aus. „Das ist gerade aber nicht auf meiner Agenda“, ergänzt Räikkönen schnell. Er müsse erst einmal entscheiden, ob es überhaupt weitergehen soll. „Das ist das Erste, was ich entscheiden muss. Ob ich dann hier fahre oder woanders, ändert daran nichts“, sagt Räikkönen. Das gelte nicht nur wegen der nirgends vorhandenen Garantien. Vor allem geht es dem zweifachen Vater um einen anderen Aspekt.

Platzmachen für Nachwuchs? Kimi von Häkkinen-Vergleich amüsiert

Räikkönen: „Im Gesamtbild ist für mich viel wichtiger, dass die Familie zuerst kommt. Natürlich ... die Kinder werden größer und dieses Jahr konnte ich mehr daheim sein. Das ist klasse. Das ist mehr, worum es bei der Frage geht, ob ich fahre oder nicht - ob der Punkt kommt, an dem ich nur zuhause sein will, um andere Dinge zu machen.“

Keine Rolle spielt für Räikkönen unterdessen die Generationenfrage. Ob er nicht das Gefühl habe, der nächsten Generation eine Chance zu geben zu müssen, wie einst Mika Häkkinen, dessen Platz er selbst vor 18 Jahren bei McLaren eingekommen hatte? Eine der wenigen Fragen, die Räikkönen so richtig amüsieren. „Ich bezweifle, dass er nur für mich gegangen ist“, sagt der 40-Jährige lachend über seinen Landmann. „Ich bin ziemlich sicher, dass er da andere Dinge im Kopf hatte, als was mit mir passiert. Ich hatte bei Sauber sowieso einen Dreijahresvertrag. Ich denke nicht, dass die Leute es so ansehen können, dass er einfach gegangen ist, weil er ein netter Kerl war und mir den Platz gegeben hat.“

Formel 1 2021: Antonio Giovinazzi weiter bei Alfa Romeo?

So sei es damals nicht gelaufen, erinnert Räikkönen. Tatsächlich hatte Häkkinen der Formel 1 wegen einer gewissen Rennmüdigkeit den Rücken gekehrt. Zunächst sollte es ein Sabbatjahr werden, daraus entstand das Karriereende. Bei ihm würden andere Piloten nun genauso wenig eine Rolle spielen, so Räikkönen. „Meine Entscheidung basiert darauf, was sich für mich richtig anfühlt und nicht darauf, ob es jemand anderem hilft oder nicht. So funktioniert der Sport nicht. Wenn du es so machen willst, okay. Aber ich treffe meine Entscheidungen so nicht“, sagt der Formel-1-Routinier.

Finne folgt auf Finne: Kimi Räikkönen beerbte bei McLaren Mika Häkkinen, Foto: Sutton
Finne folgt auf Finne: Kimi Räikkönen beerbte bei McLaren Mika Häkkinen, Foto: Sutton

Teamkollege Antonio Giovinazzis Formel-1-Zukunft ist ebenfalls noch ungeklärt. Neuigkeiten zu vermelden gebe es keine, so der Italiener in Spa. „Wir sind ja erst sechs Rennen gefahren“, erklärt der Italiener trotz des bereits fortgeschrittenen Kalenderjahrs. Zuversichtlich, auch 2021 mit Alfa Romeo in der Formel 1 zu fahren, gibt sich Giovinazzi jedenfalls, glaubt, mit Leistung alles regeln zu können: „Ich muss einfach weiter so fahren wie ich fahre, konstant und konkurrenzfähig sein.“