Kimi Räikkönen machte 2006 beim Formel-1-Rennen in Monaco aus der Not eine Tugend. Nach einem kapitalen Motorschaden an seinem McLaren-Mercedes trat er den langen Fußweg zurück an die Box an - und kam dabei glatt vom Weg ab. Statt TV-Interviews gab's auf der Yacht ein paar Bier mit seinen finnischen Freunden. Der unangenehme Teil seines Jobs durfte gerne warten.
Formel 1 heute vor 17 Jahren: Kimi Räikkönen flieht auf Yacht
Nach der Strafversetzung Schumachers deutete in Monaco alles auf einen leichten Sieg für Fernando Alonso hin. Immerhin startete der Spanier, noch dazu mit dem vermeintlich besten Paket, nun von Pole - mit dem Williams von Mark Webber als Abschirmdienst gegen die McLaren von Räikkönen und Juan Pablo Montoya dahinter auf P2.
Doch schon in Runde zwei hatte sich der Finne am Casino an dem Australier vorbeigedrückt und eröffnete die Jagd auf Alonso. Nahezu durchgängig steckte der Iceman fast direkt im Getriebe des Renault - bis ihm eine Safety-Car-Phase in Runde 49 zum Verhängnis wurde. Nicht nur, dass das Safety Car strategisch ungünstig für den McLaren-Piloten kam, es wurde noch viel schlimmer.
Ohne den kühlenden Fahrwind liefert schon ein Boxenstopp allein ein größeres Potential für Überhitzung, folgt dann gleich noch eine Bummelfahrt hinter dem Safety Car, wird es noch gefährlicher. Genau das geschah 2006 in Monte Carlo, als alle das SC für einen zeitsparenden Stopp nutzten. Doch der nach wie vor für Defekte anfällige McLaren spielte da nicht mit. Nach Runde 50 rollte Räikkönen vor Portier mit qualmendem Heck aus. Ein defekter Hitzeschild am Auspuffrohr des MP4-21 war dem Finnen zum Verhängnis geworden. Schon wieder - das war bereits am Donnerstag zuvor im Training passiert!
Noch dazu handelte es sich nur um den nächsten unzähliger Schäden, die Räikkönen bereits im Vorjahr die Titelchance gekostet hatte, diese nun erneut, diesmal schon sehr viel früher in der Saison, ruinierte. Mit fast 40 Punkten Rückstand auf Sieger und WM-Leader Alonso reiste Räikkönen vom siebten Saisonrennen im Fürstentum ab. Wie er abreiste? Vielleicht per Yacht? Dort jedenfalls betrieb der Iceman sofort nach seinem Ausfall Frustbewältigung.
Und mit sofort meinen wir auch sofort. Nichts da Analyse, McLaren-Debriefing oder Interviews - nach dem Defekt kletterte Räikkönen aus seinem kaputten Boliden, marschierte vor herrlicher Blumenkulisse über einen gepflegtes Stück Monaco-Rasen, dann durch den Tunnel, an der Hafenschikane vorbei und von da schnurstracks in Richtung des berühmten Yachthafens. Augenblicke später fingen die Kameras den Finnen - jetzt mit freiem Oberkörper - eben dort ein. Mit Freunden aus Finnland und Bier (auch aus Finnland?) auf einer Yacht. Frustbewältigung à la Iceman.
McLaren bangte um Räikkönen - zurecht
"Es ist immer sehr enttäuschend, wenn man nicht ins Ziel kommt. Aber besonders hart ist es, wenn man eine so gute Siegchance hat wie ich in Monte Carlo", erklärte Räikkönen später diese kuriose Aktion. Ob er in Gedanken auch schon bei Ferrari war? "Es ist nett, wenn mich die Menschen für den besten Fahrer halten. Aber ich will den Titel und fahre für den Rennstall, der mir die besten Möglichkeiten dafür bietet", sagte Räikkönen geheimnisvoll.
Mercedes-Sportchef Norbert Haug schwante das Übel offenbar schon. "In der momentanen Situation reden wir nicht vom Titel. Aber wenn wir in der Performance einen weiteren Schritt nach vorne machen, ist Kimi vielleicht überzeugt, dass man das Team nicht zu früh verlassen sollte.“ Doch genauso kam es. Ein Jahr später fuhr Räikkönen für die Scuderia, gewann gleich das erste Rennen und wurde Weltmeister - gegen McLaren.
Formel 1 heute vor sechs Jahren: Räikkönens Sieg gestohlen?
Der 28. Mai, Kimi Räikkönen, Monaco und jede Menge Frust - das gehört offenbar irgendwie zusammen. An diesem Datum ereignete sich nämlich noch eine Geschichte, die dem Iceman so gar nicht schmeckte. Diesmal geschah es allerdings bei Ferrari statt McLaren, genauer gesagt in der zweiten Amtszeit des Finnen bei der Scuderia.
Zum ersten Mal seit dem Frankreich GP 2008 (!) startete Räikkönen 2017 in Monaco mal wieder von der Pole in ein Formel-1-Rennen. Gerade dort die ideal Ausgangslage also, gleich auch den ersten Sieg seit Australien 2013 zu ergattern. Doch es sollte anders kommen - und das, für Räikkönen, alles andere als prickelnd.
Das halbe Rennen lang lief zunächst alles nach Plan. Bis Runde 33 führte Räikkönen eine ganz normale Prozession in Monaco vor Sebastian Vettel an. Dann steuerte er die Box an, fiel so hinter Daniel Ricciardo. Vettel jedoch ließ Ferrari deutlich länger fahren. Der Deutsche kam fünf Runden nach seinem Teamkollegen zum einzigen Service - und bog durch diesen Overcut plötzlich vor Räikkönen zurück auf die Strecke. Daran änderte sich bis ins Ziel nichts.
Räikkönen wirkte auf dem Podium wie ein Ölgötze - mit noch steinerner Mimik als generell. Weil er sich über eine versteckte Teamorder ärgerte? Immerhin hatte Ferrari ihn nach seinem Stopp auch in zwei Überrundungen geschickt. "Es war natürlich nicht ideal, hinter einem überrundeten Auto zurück auf die Strecke zu kommen und natürlich hat mir das definitiv nicht geholfen", haderte Räikkönen. Während die Experten in Sachen Teamorder uneinig waren, blieb Räikkönen selbst gewohnt loyal, ließ einzig seinen Frust durchblicken.
"Es ist noch immer Platz zwei, aber es ist nicht so toll, bedeutet mir nicht gerade viel. Eigentlich hätte mehr drin sein müssen ...", sagte Räikkönen und ergänzte auf Nachfragen zum Thema Stallorder: „Ich weiß nur, dass ich Zweiter wurde und Sebastian gewonnen hat, das Team hat einen Doppelsieg geholt, das ist natürlich toll für das Team, aber der Rest ...“
Vettel zeigte Verständnis für den Ärger seines Teamkollegen. „Er ist einen guten ersten Stint gefahren. Dann bekommst du die Nachricht, reinzufahren, du machst den Stopp und dann pushst du. Natürlich ist es dann eine miese Überraschung wenn jemand vor dir rauskommt", sagt Vettel. "Ich war selbst überrascht, dass der Overcut so gut funktioniert hat."
Formel 1 heute vor 28 Jahren: Schumacher holt Monaco-Doppel
Michael Schumacher gewann zum zweiten Mal in Folge in Monaco. Nach seinem ersten Sieg im Fürstentum folgte 1995 gleich der zweite Streich - mit stabilen 35 Sekunden Vorsprung auf Damon Hill, der noch auf Pole gestanden hatte. Der Brite, auf einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs, konnte sich zu Rennbeginn trotz leichteren Autos nicht entscheidend von Einstopp-Kandidat Schumacher absetzen.
Mit freier Fahrt ab Runde 24 war Schumacher dann aus dem Stand eine Sekunde schneller. So blieb der Benetton-Pilot schon nach seinem einzigen Stopp in Runde 36 vor Hill, der später noch einmal nachtanken musste und so weit hinter Schumacher zurückfiel.
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