Michael Schumacher zog in seinem letzten WM-Kampf in der Formel 1 alle Register. In Monaco versuchte der Ferrari-Pilot am 27. Mai 2006 auf kreative Weise die Pole Position abzusichern. Mit einem fingierten Fahrfehler legte er im Qualifying die Konkurrenz lahm. Der vermeintliche Trick war wahrlich keine Meisterleistung wurde zu einem Schandfleck in der glorreichen Karriere des Rekordweltmeisters.

Formel 1 heute vor 17 Jahren: Michael Schumacher parkt in Monaco

Nach Jahren der Dominanz degradierten Regeländerungen Michael Schumacher und Ferrari 2005 zur dritten Kraft in der Formel 1. Nur ein Jahr später waren die Roten zurück - und voll im WM-Kampf mit den nun amtierenden Weltmeistern Fernando Alonso und Renault. Zum siebten Saisonrennen in Monaco reiste Schumacher mit zwei Siegen und einem zweiten Platz im Rücken - nach einem schwächeren Saisonauftakt allerdings noch immer mit 15 Punkten Rückstand auf Alonso.

Schumacher wusste genau: Er musste dringend weiter aufholen. Schon in der Qualifikation zum Großen Preis im Fürstentum, in Monte Carlo bekanntlich mehr als die halbe Miete, griff der Rekordweltmeister deshalb ganz tief in die Trickkiste. Zu tief, zumindest für einen großen Teil der Beobachter, Experten und - zu Schumachers Verhängnis - auch für die Stewards.

Michael Schumacher stoppt Alonso-Attacke in Monaco

Aber der Reihe nach. In den Schlussminuten des Qualifyings stand Schumacher im Klassement ganz oben, war also provisorisch auf Pole. Letzte Attacken waren allerdings noch möglich. Schumachers eigener letzter Run verpuffte, Alonsos finaler Schuss sah besser aus. Nach Sektor zwei wies der Spanier zwei Zehntel Vorsprung auf die Schumacher-Bestmarke auf. Doch hatte er die Rechnung ohne den unbändigen Siegeswillen Schumachers gemacht.

Der Ferrari-Pilot befand sich zu jenem Zeitpunkt nämlich noch auf der Strecke. Im letzten Sektor, nicht weit vor Alonso. Und so zog Schumacher, offenbar absichtlich, das letzte Register. In der vorletzten Kurve, der engen Rascasse, blieb der Ferrari plötzlich einfach vor der Leitplanke stehen. Strecke blockiert, gelbe Flagge, keine Verbesserungen mehr möglich, die Pole blieb bei Schumacher.

Michael Schumachers Ferrari muss kurz nach der Aktion in die Box geschoben werden, Foto: Sutton
Michael Schumachers Ferrari muss kurz nach der Aktion in die Box geschoben werden, Foto: Sutton

Zumindest für den Moment. Sofort rührten sich die Konkurrenz, die Experten und letztlich auch die Stewards. Schumacher habe absichtlich abgestellt, so der Vorwurf. „Das ist das Billigste und Dreckigste, was ich je in der Formel 1 gesehen habe. Er sollte sich schämen", wütete etwa Keke Rosberg. Andere sprachen von einer Schande.

Monaco 2006: Schumacher will von Absicht nichts wissen

Schumacher selbst wollte von Absicht nie etwas wissen. In keiner Presskonferenz, auf keine Frage, auch Jahre später nicht, gestand er das ein. „Ich habe meine Sektorenzeiten gerade im gleichen Bereich gesehen, es war Hop or Top, und es war unglücklicherweise eine Spur zu viel da in der Rascasse. Da hat mir die Front blockiert und ich musste weit gehen“, sagte der Parksünder unmittelbar nach dem Vorfall.

Parksünder, weil die Frage der Absicht zumindest durch die Stewards final geklärt wurde. Die strichen Schumacher alle Zeiten im Qualifying- letzter Startplatz! Neben Teamkollege Felipe Massa übrigens - das erste Mal in der F1-Geschichte, das zwei Ferrari die letzte Reihe belegten.

Ferrari-Teamchef Todt angewidert von FIA-Urteil

Begründung: Schumacher habe nur einen völlig unnötigen und jämmerlichen Gegenlenk-Versuch unternommen bis einfach kein Platz mehr gewesen sei. „Er hat bei 16 km/h die Kontrolle über das Auto verloren. Das ist etwas völlig unvertretbares“, hieß es. Ferrari-Teamchef Jean Todt, heute selbst bei der FIA, zeigte sich ‚angewidert’ von dem Urteil.

Das Urteil der Stewards, Foto: LAT Images
Das Urteil der Stewards, Foto: LAT Images

Vom letzten Startplatz kämpfte sich Schumacher zwar wieder bis auf P5 nach vorne. Pole-Erbe Alonso gewann das Rennen jedoch souverän, sodass der WM-Vorsprung des Spaniers auf mehr als 20 Punkte wuchs.

Formel 1 heute vor fünf Jahren: Ricciardo siegt ohne 160 PS

Wer einen Beweis dafür will, dass man in Monaco schlecht überholen kann, dem ist dringend eine Wiederholung der 2018er Ausgabe dieses Klassikers zu empfehlen. Da gewann Daniel Ricciardo nämlich trotz einer riesigen Hypothek. Schon nach 28 der 78 Rennrunden quittierte die MGU-K des Renault-Antriebs im Heck seines Red Bull den Dienst. Das bedeutete: stramme 50 Runden mit rund 160 PS weniger als alle anderen, noch dazu ein gestörter Energiefluss und erhöhte Temperaturen als Folge.

Unglaublich, aber wahr: Der Rennsieger hieß dennoch Ricciardo. Von Pole gestartet hatte der Australier in Runde 17 nämlich schon gestoppt und somit die verpflichtenden zwei unterschiedlichen Reifenmischungen verwendet. Im engen Leitplanken-Dschungel von Monte Carlo fand Sebastian Vettel daraufhin schlicht keinen Platz, um sich trotz überlegener Pace vorbeizupressen. Ricciardo schenkte Red Bull zum 250. Rennen des Teams in der Formel 1 einen ganz besonderen Sieg.

160 PS mehr, aber kein Platz: Vettel kann Ricciardo nicht überholen, Foto: LAT Images
160 PS mehr, aber kein Platz: Vettel kann Ricciardo nicht überholen, Foto: LAT Images

Was sonst noch geschah:

Vor 11 Jahren: Mark-Webber-Show in Monaco. Der Australier verwandelt seine zehnte Karriere-Pole in einen begehrten Sieg im Fürstentum. Sergio Perez fährt die erste schnellste Rennrunde seiner Karriere. Ein Jahr später macht der Mexikaner sich an selber Stelle richtig unbeliebt:

Vor 16 Jahren: Pole, Sieg, schnellste Rennrunde. Fernando Alonso holt sich seinen zweiten Sieg in Monaco - nach jenem oben skizzierten - mit einer Machtdemonstration. Einen Grand Slam verpasst der Spanier nur, weil er zweimal vor Teamkollege Lewis Hamilton an die Box kommt, dem Briten somit kurz die Führung überlässt. Es ist McLarens 150. Sieg in der F1.

Vor 22 Jahren: Michael Schumacher gewinnt zum letzten Mal in Monaco. Ja, drei Jahre Ferrari-Dominanz sollten noch folgen, dennoch reichte es nach diesem Sieg bei seinem 150. Start in der Formel 1 anno 2001 nicht mehr. Selbst dieser Erfolg wäre schwieriger geworden, hätte Polesitter David Coulthard nicht wegen einer defekten Launch Control am Start abgewürgt. Rubens Barrichello sorgte für einen Ferrari-Doppelsieg, dessen Vorgänger Eddie Irvine, jetzt im Jaguar, machte draus irgendwie einen Dreifachsieg.

Vor 72 Jahren: Gleich vier Fahrer geben beim Großen Preis der Schweiz in Bremgarten ihr F1-Debüt. Darunter auch die verstorbene F1-Legende Stirling Moss.