Daniel Ricciardos Zukunft in der Formel 1 ist zum Start der Saison 2020 ungewiss. Sein Vertrag mit Renault läuft aus. Unter Fans und Experten wird bereits auf eine Rückkehr des Australiers zu einem der Top-Teams spekuliert - und das aus gutem Grund. Bei Mercedes, Ferrari und Red Bull sind für 2021 nur zwei Cockpits durch Max Verstappen und Charles Leclerc besetzt. Renault befürchtet den Verlust des Teamleaders.

"Lasst uns ehrlich sein, wir haben es vergangenes Jahr verfehlt, zusammen die erwarteten Resultate zu holen", gibt sich Renault-Teamchef Cyril Abiteboul selbstkritisch. Mit Ricciardo verpflichtete sein Team einen siebenfachen Grand-Prix-Sieger, der die Perspektive sah, mit Renault mittelfristig wieder an die Spitze des Feldes zurückzukehren. "Als ich diesen Zweijahresvertrag unterschrieben habe, habe ich darin ein Podium gesehen", so der ehemalige Red-Bull-Pilot.

Doch im ersten Jahr stellte sich bei ihm und seinem neuen Arbeitgeber schnell Ernüchterung ein. Abiteboul fürchtet, dass Ricciardo nach einer zweiten Saison im sportlichen Rückwärtsgang abspringen könnte: "Ich denke, das erste, was er von uns sehen will, ist, dass wir ihm ein besseres Auto hinstellen können. Denn wenn wir dazu dieses Jahr nicht in der Lage sind, warum sollten wir es nächstes Jahr sein?"

Renault-Teamchef zeigt Verständnis für Ricciardo

Ricciardos Karriere erlitt bei Red Bull einen Knick, als der junge Max Verstappen ins Team kam und ihm in den drei gemeinsamen Jahren den Rang ablief. An seinen WM-Ambitionen hält der Publikumsliebling aus Down Under dennoch fest. Dieser Traum steht oder fällt mit seiner Vertragsunterschrift in diesem Jahr. "Das ist so, absolut", weiß auch er.

Abiteboul kann nachvollziehen, dass ein Pilot von Ricciardos Kaliber sich bei einer weiteren Saison der Stagnation kaum halten lassen wird. "Ich verstehe das voll und ganz", sagt der Franzose. Dass Renault dieses Jahr der große Durchbruch gelingt, glaubt aber nicht einmal das Team selbst. Berater Alain Prost schraubt die Erwartungen für 2020 bereits herunter.

Formel-1-Legende Alain Prost dämpft Ricciardos Erwartungen

"Wir müssen die Wahrheit sagen. Wir haben dieses Jahr keine hohen Erwartungen. Das ist schade für Daniel, dass er so in sein zweites Jahr geht", so der viermalige Weltmeister. "Wenn er ein Angebot von Mercedes, Ferrari oder sonstwem hat, ist das zuerst einmal seine Entscheidung."

Gleichzeitig macht die F1-Legende seinem Teamleader Mut. "Wir haben sehr viel im Team verändert und er sieht nun, was wir gemacht haben", sagt Prost. "Es wird davon abhängen, wie er unsere Möglichkeiten für 2021 sieht und auch davon, realistisch zu bleiben, was die Angebote von anderen Teams angeht."

Ricciardo schwört Renault (vorerst) die Treue

Ricciardo beteuert, dass er sich bisher noch nicht anderweitig orientiert habe. "Ich habe noch nicht über ein Szenario nachgedacht, in dem ich woanders fahre", so der 30-Jährige. "Ich will, dass es funktioniert und dieses Jahr ein Erfolg wird. Und egal was passiert, ich will erhobenen Hauptes sagen können, dass wir richtig einen rausgehauen haben."

Obwohl Prost den Ball flach hält, ist er vor dem Start in die neue Saison optimistisch. "Letztes Jahr war es etwas ungewiss, aber dieses Jahr habe ich das Gefühl, dass viel mehr geregelt ist, um die Angelegenheit in die Spur zu bekommen und all die Dinge zu erreichen, von denen ich beim Vertragsabschluss ausgegangen war", sagt Ricciardo. "Ich glaube, dass irgendwo in diesem gelben Auto ein Shoey drin ist"

Monaco 2018: Daniel Ricciardos bis dato letzter Besuch auf dem Formel-1-Podium, Foto: Sutton
Monaco 2018: Daniel Ricciardos bis dato letzter Besuch auf dem Formel-1-Podium, Foto: Sutton

Renault fürchtet um Ruf unter Top-Piloten

Ein Verlust Ricciardos könnte das Team hart treffen. Denn ein fünftes fruchtloses Jahr des Werkseinsatzes wäre der Attraktivität und dem Interesse auf dem Fahrermarkt kaum zuträglich. "Wir waren bisher dazu in er Lage, weil die Fahrer die Erwartungshaltung haben, dass aus Renault ein starkes Team wird", so Abiteboul.

Eine gescheiterte Ehe mit Ricciardo wäre für andere Top-Piloten allerdings ein Warnschuss: "An irgendeinem Punkt hört das auf. An irgendeinem Punkt braucht es mehr, als nur die Leute, die glauben, dass wir ein gutes Team werden. Wir müssen auch wirklich zu einem guten Team werden, wenn wir weiterhin solche Fahrerpaarungen wie jetzt haben wollen."