Red Bull Racing startet in der Formel 1 ab 2019 mit Honda-Motoren. Diese Entscheidung gab der Rennstall am Dienstagmorgen in aller Früh bekannt. Von vielen Seiten war dieser Schritt, die Trennung von Renault, bereits erwartet worden. Doch schien er dem Team aus Milton Keynes großes Kopfzerbrechen bereitet zu haben. Lange ließ man sich mit der Entscheidung Zeit, wollte eigentlich sogar noch bis zum Österreich GP Ende Juni ausharren.
Doch nun die abrupte Bekanntgabe, gut eine Woche nach dem großen, aber nur ersten, Performance-Abgleich der neuesten Motoren-Updates Renaults und Hondas beim Kanada GP. Ursprünglich hatte Red Bull davon gesprochen noch eine zweite Standortbestimmung beim kommenden Frankreich GP in Le Castellet zu wollen. Das scheint nun hinfällig zu sein.
Renault-Druck wirklich nur sekundärer Faktor?
Weil Renault Druck gemacht hat, so die einfache Erklärung. Die Franzosen hatten zuletzt Druck gemacht, wollten Red Bull nicht bis Spielberg Zeit geben. Und hatten zuvor schon Nachsicht walten lassen: Eigentlich muss die Motorensituation in der Formel 1 für das kommende qua Reglement schon Mitte Mai stehen.
Das spielte bei der gefühlten Hauruck-Aktion am Dienstag sicherlich eine Rolle. Doch Red Bulls Teamchef Christian Horner berichtet in einem Video-Interview des Teams einige Stunden nach der Bekanntmachung von einem anderen Hintergrund: Honda habe mit dem Kanada-Update bei Red Bull Schwesterteam Toro Rosso schlicht dramatisch überzeugt.
Horner: Red Bulls Honda-Bekenntnis nur wegen Technik
Deshalb sei die Entscheidung für Sakura, gegen Viry-Châtillon am Ende eine ganz klare Nummer gewesen, so Horner. "Auf Grundlage der Informationen aus Montreal war unsere Entscheidung, getrieben aus technischer Sicht, am Ende eine ziemlich klare Angelegenheit", sagt der Brite etwas überraschend. "Deshalb haben wir entschieden, dass das Timing richtig war, sich klar zu bekennen, anstatt weitere Verzögerungen zu haben, mehr Zeit in Anspruch zu nehmen."
Doch Horner gesteht schließlich auch einen Einfluss des Renault-Faktors ein: "Auch Renault war sehr daran interessiert, so schnell wie möglich eine Entscheidung zu haben, um ihre eigenen Pläne zu fixieren."
Insgesamt habe Honda jedoch schlicht überzeugt. "Wir waren in der privilegierten Position, einen Platz in der ersten Reihe zu haben, Hondas Fortschritt bei unserem Schwesterteam Toro Rosso gegenüber unseres eigenen Power-Zulieferers zu verfolgen. Es war großartig, diesen Fortschritt zu sehen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Honda gute Fortschritte macht, gute Fortschritte sowohl bei der Leistung als auch bei der Zuverlässigkeit", so Horner. Es gehe hier einzig um technische Belange.
Von einer schwierigen Entscheidung spricht der Teamchef dennoch - allerdings bezieht sich Horner hier einzig auf die lange Geschichte Red Bull mit Renault. Zwölf Jahre hatte man immerhin zusammengearbeitet, nicht nur diverse Krisen wie in den vergangenen Jahren durchgemacht, sondern die Formel 1 von 2010 bis 2013 auch dominiert.
Red Bull verliert Vertrauen in Trendwende bei Renault
Allerdings lieferte die gesamte Power-Unit-Ära Red Bull Mercedes und auch Ferrari bislang völlig aus. Weil Renault nicht Schritt hielt. "Unsere Entschlossenheit als Team ist, die Lücke zu unseren unmittelbaren Konkurrenten zu schließen. Das haben wir in den letzten Jahren versucht, und natürlich ist das Triebwerk ein wichtiges Element in einem Formel-1-Auto", erinnert Horner.
Red Bull hat also schlicht die Zuversicht verloren, dass 2019, im sechsten Power-Unit-Jahr in der Formel 1, Renault endlich ein ganz klarer Schritt auf das Niveau der Konkurrenz gelingen kann. Das machten zuletzt auch die Fahrer deutlich, Daniel Ricciardo etwa artikulierte seine entsprechenden Zweifel zuletzt explizit. Kann es Honda? Ausgerechnet die noch, allerdings nur bei McLaren, gebeutelteren Japaner?
Horner glaubt daran: "Wir sind davon überzeugt, dass Honda über die richtige Infrastruktur, die richtigen Ressourcen, die richtige technische Kapazität und die Entschlossenheit verfügt, uns dabei zu helfen, den Abstand zu den vor uns liegenden Teams Ferrari und Mercedes zu verringern."
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